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Konjunktureinbruch Spanische Banken rüsten sich für Welle von Kreditausfällen

Die spanischen Institute erhöhen in der Coronakrise ihre Provisionen. Ein Grund dafür sind die düsteren Aussichten für die heimische Wirtschaft.
03.05.2020 - 10:47 Uhr Kommentieren
Die Coronakrise verhagelt den spanischen Großbanken das Quartalsergebnis. Quelle: Reuters
Das Logo von BBVA

Die Coronakrise verhagelt den spanischen Großbanken das Quartalsergebnis.

(Foto: Reuters)

Madrid Onur Genç gab sich alle Mühe, die grundlegende Stärke der spanischen Großbank BBVA hervorzuheben: „Unser operativer Gewinn ist der höchste der vergangenen zehn Jahre“, erklärte der Vorstandschef. Und die starke Digitalisierung der Bank sei derzeit ein „enormer Vorteil“.

Doch es half nichts: Die Rückstellung, die die Bank für die Coronakrise bildete, sorgte mit einer Wertberichtigung in den USA für den größten Quartalsverlust in der Geschichte der zweitgrößten spanischen Bank von 1,8 Milliarden Euro. Ohne die Wertberichtigung in den USA, die wegen gesenkter Zinsen und der erwarteten Rezession nötig wurde, wäre der Gewinn um 75,3 Prozent auf 292 Millionen Euro gesunken. Immerhin für das Gesamtjahr rechnet BBVA noch mit einem Gewinn.

Ohne die Wertberichtigung hätte das Ergebnis im Rahmen der übrigen spanischen Banken gelegen. Die Geldhäuser haben im ersten Quartal Hunderte Millionen Euro an Rückstellungen gebildet, um sich für die Folgen der Coronakrise zu wappnen. Die Nettogewinne sackten daraufhin in den Keller.

Der Umfang der Rückstellungen, die Spaniens Banken komplett im ersten Quartal verbucht haben, lag deutlich über den Erwartungen der Analysten. Grund dafür ist zum einen die Vorsicht der Institute, zum anderen sind es die düsteren Aussichten für die spanische Wirtschaft.

„Die Banken betonen, dass es derzeit sehr schwer ist, die tatsächlichen Folgen der Krise für ihr Geschäft zu beziffern, deshalb sind sie mit den Rückstellungen auf Nummer sicher gegangenen“, sagt Nuria Álvarez Añibarro von der spanischen Investmentbank Renta 4. „Es ist gut, dass die Banken in dem Punkt vorsichtig sind“, meint Marco Troiano von der Ratingagentur Scope.
Er geht davon aus, dass Spaniens Banken mehr leiden werden als Institute in Nordeuropa, weil auch die spanische Wirtschaft stärker in Mitleidenschaft gezogen wird.

Die drei Schwächen Spaniens in der Coronakrise

Die viertgrößte Volkswirtschaft Europas hat in der aktuellen Krise drei Schwächen offenbart: Die starke Abhängigkeit vom Tourismus, der zwölf Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht und derzeit besonders leidet; der volatile Arbeitsmarkt, bei dem ein Viertel aller Verträge zeitlich befristet ist und zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen wird; und der hohe Anteil von Kleinunternehmen, die eine Krise deutlich schlechter abfedern können als große Konzerne.

„Die Erfahrung zeigt, dass Banken in einer Krise die meisten Verluste durch nicht zurückgezahlte Kredite von kleinen und mittleren Unternehmen erleiden“, erklärt Troiano. Das erste Quartal hat noch keine Spuren bei der Ausfallrate der Kredite hinterlassen, weil in Spanien der Alarmzustand samt Ausgangssperre und Unternehmens-Schließungen erst seit Mitte März gilt.

Die Experten von Morgan Stanley erwarten jedoch, dass sich das bald ändert: „Die Kredite, deren Qualität sich ohnehin schon verschlechtert hat (Stufe zwei) und das Gastgewerbe bleiben verwundbar und könnten die Ausfallraten der Unternehmenskredite verdoppeln“, schreiben sie in einer Studie. BBVA geht aber davon aus, dass die notleidenden Kredite in Spanien unter dem Niveau der vergangenen Krise bleiben werden.

Die spanischen Institute haben sich in den vergangenen Jahren nachhaltig saniert und ihre notleidenden Kredite (NPL) deutlich abgebaut. Im Februar machten sie 4,79 Prozent aller Darlehen aus. Das ist mehr als in anderen europäischen Ländern, aber deutlich weniger als etwa in Italien. „Die Institute in Spanien starten in einer gesunden Verfassung in die Krise und können auch steigende Ausfallraten bei Krediten verkraften“, betont Álvarez Añibarro.
Die Ratingagentur Standard & Poorʼs hat dennoch den Ausblick für zahlreiche Banken gesenkt. „Wir erwarten zwar, dass die Banken in Spanien angesichts dieses zyklischen Schocks ziemlich widerstandsfähig bleiben werden, aber wir gehen davon aus, dass er einen bedeutenden Einfluss auf die Qualität der Aktiva, die Erträge, die Rentabilität und möglicherweise die Kapitalisierung haben wird.“

Ein deutlicher Schaden ist bereits bei BBVA zu sehen: Die harte Kernkapitalquote sank im ersten Quartal von 11,7 auf 10,8 Prozent. „90 Basispunkte sind nicht viel und BBVA liegt damit immer noch über den regulatorischen Anforderungen“, sagt Manuel Romera von der Business School Instituto de Empresa (IE) in Madrid. „Aber das sind trotzdem keine guten Nachrichten, denn die Bank hat das Kapital vorher mühsam aufgebaut.“

Die EZB hat die Kapitalanforderungen für Banken in der aktuellen Krise gelockert, damit sie mehr Geld in Form von Krediten vergeben können.
Den Banken kommt in der Coronakrise eine Schlüsselfunktion zu: Sie sollen den Unternehmen die nötige Liquidität bereitstellen, damit sie die Zeit des Shutdowns überstehen. Doch obwohl die Banken eine Flut von Kreditanträgen erhalten, für die der spanische Staat zu 60 bis 80 Prozent bürgt, machen sie damit nach eigenen Angaben kein Geschäft.

Globales Geschäftsmodell auf dem Prüfstand

„Ich gehe nicht davon aus, dass wir damit einen Gewinn erzielen werden“, sagte Santander-Vorstandschef José Antonio Álvarez. Hintergrund ist unter anderem, dass der Staat den Banken die Garantien nicht kostenlos zur Verfügung stellt. „Sie müssen zwischen 0,2 und 1,2 Prozent für diese Kredite zahlen“, sagt Investmentbankerin Añibarro.

Die Rückstellungen der beiden größten spanischen Banken, Santander und BBVA, gehörten ohnehin schon zu den höchsten unter den europäischen Wettbewerbern. Beide Institute sind stark in Schwellenländern engagiert, wo die Ausfallraten höher sind.

Diese breite geografische Aufstellung hat die Institute bislang relativ krisenfest gemacht, weil sie Abschwünge in einer Region durch Gewinne in einer anderen auffangen konnten. Die Coronakrise schlägt jedoch weltweit und zeitlich nur leicht versetzt zu. Diese Krise ist nach Ansicht von Standard & Poorʼs deshalb auch ein Test für die Widerstandsfähigkeit dieses Geschäftsmodells.

Mehr: Die Gefahr einer Finanzkrise ist bei Europas Banken noch nicht gebannt

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