Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Konzernumbau Deutsche Bank trennt sich von Postbank

Die Deutsche Bank trennt sich von ihrer Mehrheit an der Postbank. Das hat das Institut nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats am Freitagabend bekanntgegeben. Der Umbau des im Dax gelisteten Konzerns nimmt Form an.
24.04.2015 Update: 25.04.2015 - 02:05 Uhr Kommentieren
Mehrere Monate hat die Deutsche Bank an ihrer neuen Strategie beraten. Quelle: dpa
Konzernzentrale in Frankfurt

Mehrere Monate hat die Deutsche Bank an ihrer neuen Strategie beraten.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Deutsche Bank trennt sich sieben Jahre nach ihrem Einstieg bei der Postbank von der Mehrheit an dem Bonner Institut. Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns beschloss den Kurswechsel am Freitag in einer mehrstündigen Sondersitzung, wie das Frankfurter Geldhaus am späten Abend in einer knappen Mitteilung bekanntgab.

Die Postbank werde „entkonsolidiert“, erklärte die Bank. Damit hält sich das Institut die Art der Trennung offen. Möglich ist ein Komplettverkauf oder auch die Platzierung größere Aktienpakete an der Börse. Die Bank wolle ihren Anteil an dem Bonner Institut „mindestens unter 50 Prozent verringern“, erklärte ein Deutsche-Bank-Sprecher.

Auch das schwankungsanfällige Investmentbanking muss Federn lassen und seine Geschäfte reduzieren. Der Konzern kündigte zudem an, seine Auslandsaktivitäten stärker zu konzentrieren. Details will Deutschlands größtes Geldhaus am Montag (27.4.) bekanntgeben.

Die Deutsche Bank reagiert mit ihrer neuen Strategie auf die immer strengeren Anforderungen der Aufseher zum Beispiel in Sachen Kapitalausstattung. Zudem hofft das Management, das eine geschrumpfte Universalbank wieder dauerhaft profitabler sein kann.

Die frechsten Zitate der Deutsche-Bank-Händler
„Dann schauen wir mal, dass wir ihnen noch etwas mehr wehtun können“
1 von 9

„Tiefer, mein Freund, tiefer!“: Mit diesen Worten wandte sich im September 2005 ein Fondsmanager aus London an einen Kollegen – und wollte den Zinssatz für den US-Dollar Libor damit drücken. Für die Deutsche Bank endeten die Zinsmanipulationen von Libor und Euribor nun mit einem Vergleich über 2,5 Milliarden Dollar. Die US-Aufsichtsbehörde CFTC hat Chatprotokolle der Bank-Händler ausgewertet. Und die Dokumentation nun anonymisiert online gestellt.

Im konkreten Beispiel gibt sich der Kollege zunächst noch vorsichtig („es wird schwer“), doch der Fondsmanager lässt nicht locker. Er erklärt, die Konkurrenz manipuliere gerade, weil sie höhere Libor-Sätze bräuchten und schon 25 Millionen Dollar verloren hätten. Der für den Libor zuständige Kollege beschließt mit: „Okay, dann schauen wir mal, dass wir ihnen noch etwas mehr wehtun können.“

(Foto: Reuters)
„Schick mir direkt morgens eine Mail von Deinem Blackberry“
2 von 9

Die Anklageschriften dokumentieren den Chatverkehr bei der Deutschen Bank, gesammelt von US-Behörden. In diesem Fall lässt derjenige, der für den Libor zuständig ist, einen Händler wissen, wie er am besten vorgeht, wenn der einen anderen Zinssatz benötigt. Morgens eine E-Mail vom verschlüsselten Blackberry senden und dann „ist die Chance hoch, dass ich auf ein anderes Niveau gehen kann“.

(Foto: Reuters)
Die Aussichten für den Libor
3 von 9

Der Libor-Wetterbericht. Der 1-Monats-Libor „sieht heute nach 57 aus“, schriebt ein Mitarbeiter im Sommer 2007 einem Kollegen. „Danke, du bist der ,Man'“, lautete die Antwort des Kollegen.

(Foto: Imago)
„Ladies first“
4 von 9

Nicht jeder Händler bekam offenbar bei den Manipulationen seinen Willen – oder ihren. So fragte eine Händlerin, ob es möglich sei, den Euribor für einen Monat zu senken. „Schwierig“, antwortet der zuständige Kollege, ein Senior Manager hätte ihn lieber auf der höheren Seite. Die Händlerin entgegnet: „Oh nein!! Aber Ladies first, nicht wahr ;))?“ Der Kollege lässt nicht mit sich handeln: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Die Händlerin gibt allerdings erst auf, als der Kollege sagt: „Du unterschreibst nicht meine Bonusschecks, richtig?“

(Foto: Imago)
„Ich muss Dich um einen großen Gefallen bitten“
5 von 9

Der Gesprächsauszug zwischen einem Londoner Fondsmanager und einem Frankfurter Regionalmanager ist dem englischen Kollegen merklich unangenehm. Er fragt nach einem großen Gefallen, druckst aber herum: „Es ist ein, äh... sehr, sehr, sehr großer Gefallen.“ Es geht letztlich darum, den Sechs-Monats-Libor nach oben zu treiben. Der Londoner Fondsmanager lässt sich das „high“, also hoch, mehrfach bestätigen. Und lässt letztlich auch nicht locker, als er hat, was er wollte.

(Foto: Screenshot)
„Ach komm schon! Wir brauchen immer höhere Libor !!!“
6 von 9

Zinsmanipulation kann eine sehr kumpelhafte Geschichte sein. Ein Händler aus New York fragt einen für den Dollar zuständigen Kollegen, ob der Libor morgen höher sein werde? „Sollte nicht“, lautet die lapidare Antwort. „Ach komm schon! Wir brauchen immer höhere Libor !!!“ erwidert der Händler, nicht ohne eine „haha“ am Ende. Der Kollege sagt darauf, er tue sein bestes. Der Händler gibt daraufhin, nur „neugierig“ gewesen zu sein.

(Foto: Screenshot)
„Sieht aus, als würde es sich gewaltig bewegen“
7 von 9

Ein Fondsmanager aus London bettelt einen Händler für Euro-Wertpapiere (Swaps) bei der Barclays-Bank um Hilfe an: „Du wirst mir helfen, versprochen???“ Der Kollege gibt sich gönnerhaft: „Ahaa, na klar, mein Freund, sieht aus, als würde es sich gewaltig bewegen“, antwortet er – und spricht vom Libor. Der Fondsmanager fragt noch einmal nach, ob ihm wirklich geholfen werden. Der Barclays-Händler bejaht das.

(Foto: Screenshot)

Die Gewerkschaft Verdi sieht den Verkauf der Postbank-Mehrheit als Chance für die Bonner Tochter und deren Beschäftigte. „Der Postbank wird mit dem Börsengang zugleich eine neue Wachstumsperspektive erschlossen.“ Verdi-Chef Frank Bsirske, der auch Mitglied im Kontrollgremium der Deutschen Bank ist, ließ erklären: „Der nächste anstehende Schritt für Verdi ist jetzt, Beschäftigungssicherheit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Konzern zu schaffen und den Verzicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen durchzusetzen.“ Die Tarifverhandlungen bei der Postbank waren ins Stocken geraten, mit Streiks versuchen die Beschäftigten Druck zu machen.

Über Wochen und Monate hatten Aufsichtsrat und Vorstand um den künftigen Kurs gerungen. Auf dem Tisch lag auch eine noch radikalere Variante: Eine Abtrennung des kompletten Privatkundengeschäfts inklusive der Filialen unter der Kernmarke Deutsche Bank. Der Konzern hätte sich in diesem Modell wie erfolgreiche US-Konkurrenten auf Kapitalmarktgeschäft, Zahlungsverkehr und Vermögensverwaltung für Reiche konzentriert.

Vor diesem Schritt scheute das Institut aber doch zurück. Stattdessen kündigte das Institut nun an, in das Privatkundengeschäft unter der Marke Deutsche Bank zu investieren. Weiter ausgebaut werden soll das erfolgreiche Transaktionsgeschäft für große Kunden.

Bei der Postbank war die Deutsche Bank mitten in der Finanzkrise im September 2008 mit knapp 30 Prozent als größter Einzelaktionär eingestiegen. Gut zwei Jahre später sicherte sich Deutschlands größtes Geldhaus die Mehrheit an dem Bonner Institut. Zuletzt kontrollierte die Deutsche Bank 94,1 Prozent der Postbank-Anteile.

Mit der Übernahme der auf Privatkunden spezialisierten einstigen Post-Tochter wollte der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann den Deutsche-Bank-Konzern unabhängiger vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft machen. Gut sechs Milliarden Euro kostete der Deal, die hohen Erwartungen erfüllten sich jedoch nie. Angestrebt war, den Vorsteuergewinn der um 14 Millionen Kunden erweiterten Privatkundensparte mittelfristig auf drei Milliarden Euro zu steigern. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 1,3 Milliarden.

Auch die Ziele der seit Juni 2012 amtierenden Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen wurden nicht erreicht: Der Konzern wirtschaftet bei weitem nicht so profitabel wie erhofft. Ursprünglich wollte die Bank mit eingesetztem Kapital 12 Prozent nach Steuern verdienen, im vergangenen Jahr lag die Rendite bei 2,7 Prozent.

Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten sind größer als angenommen und zwingen die Deutsche Bank zu immer neuen Milliardenrückstellungen. Erst am Donnerstag hatten britische und amerikanische Behörden die Bank wegen ihrer Verwicklung in den Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze zu einer Strafe von 2,5 Milliarden Dollar (rund 2,3 Mrd Euro) verdonnert. Auch die extrem niedrigen Zinsen und der harte Wettbewerb im Privatkundengeschäft in Deutschland gehen am heimischen Branchenprimus nicht spurlos vorüber.

  • dpa
Startseite
Mehr zu: Konzernumbau - Deutsche Bank trennt sich von Postbank
0 Kommentare zu "Konzernumbau: Deutsche Bank trennt sich von Postbank"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%