Kreditauskunft Möglicher Verkauf der Schufa: Banken in Gesprächen mit Finanzinvestoren

Banken verhandeln über einen möglichen Verkauf ihrer Anteile an der Kreditauskunft Schufa.
Frankfurt Die Kreditauskunft Schufa steht möglicherweise vor dem Verkauf an einen Finanzinvestor. Einige Schufa-Eigentümer, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank, verhandeln laut mit der Sache vertrauten Personen über den Verkauf ihrer Anteile. Auch ein Komplettverkauf steht demnach zur Debatte.
Angestoßen wurden die Gespräche durch eine Interessensbekundung des Finanzinvestors EQT. Inzwischen gehören weitere Private-Equity-Firmen, unter anderem Hellman & Friedman, zu den Gesprächspartnern, hieß es bei den Personen. Die Schufa könnte demnach bei einem Verkauf mit zwei Milliarden Euro bewertet werden.
Sprecher für die Commerzbank, die Deutsche Bank, EQT und die Schufa lehnten eine Stellungnahme ab. Hellman & Friedman war nicht sofort zu erreichen. Die Gespräche befinden sich in einem frühen Stadium und es ist zu diesem Zeitpunkt nicht klar, ob es zu einem Verkauf oder Teilverkauf kommen wird.
Die in Wiesbaden ansässige Kreditauskunft wurde 1927 in Berlin gegründet, damals schon mit dem Ziel, Bonitätsauskünfte zu ermöglichen und den Handel zu stärken. Aktuell gehört die Schufa den deutschen Geschäftsbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie einigen Einzelhandelsunternehmen. Dabei halten Kreditbanken mit knapp 35 Prozent den größten Anteil, die Sparkassen kommen auf gut 26 Prozent, private Banken auf knapp 18 Prozent.
Die Gruppe verwaltet Daten über die Kreditwürdigkeit von fast 68 Millionen Bundesbürgern und sechs Millionen Unternehmen. Im Jahr 2019 erzielte die Auskunftsfirma laut Webseite einen Umsatz von rund 212 Millionen Euro bei einer operativen Marge von rund 30 Prozent.
Schufa berechnet Score-Wert der Verbraucher
Will ein Verbraucher einen Kredit abschließen, ein Auto oder ein Handy kaufen oder eine Wohnung mieten, machen Banken, Einzelhändler oder Vermieter in der Regel einen Bonitätscheck bei der Schufa. Innerhalb von Sekunden erhalten die Schufa-Kunden eine Kennziffer, die Auskunft gibt über die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern und auch Unternehmen.
In den sogenannten Score-Wert fließen bisherige Kreditaktivitäten und Zahlungsausfälle ein. Mit dem Wert wird die Wahrscheinlichkeit beurteilt, ob der Kunde seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Immer wieder gibt es Berichte von Verbrauchern, die sich wundern, wie ihr Score-Wert zustande gekommen ist. Deshalb wird immer wieder gefordert, dass die Schufa transparenter darstellt, wie die Bewertungen entstehen.
Heftig kritisiert wurde die Schufa kürzlich für den Versuch, Geschäfte jenseits des üblichen Scorings zu ermöglichen. In einem Pilotprojekt mit dem Mobilfunkunternehmen Telefónica/O2 ging es darum, abgewiesenen Kunden doch noch einen Vertrag zu ermöglichen – indem man einen Blick auf das Konto des Kunden wirft. Dazu mussten sie der Schufa ausdrücklich einen Auftrag erteilen.
Die Tatsache, dass die Schufa intime Daten über praktisch jeden Einwohner Deutschlands verwaltet, könnte einen Verkauf an einen US-amerikanischen Finanzinvestor zum Politikum machen.
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