Kreditinstitut „Umbaukosten bis Ende des Jahres fast vollständig verdaut“ – Deutsche Bank erzielt fünften Quartalsgewinn in Folge

Fünf Quartale in den schwarzen Zahlen in Folge ist die längste Gewinnstrecke des Instituts seit längerer Zeit.
Frankfurt Die Deutsche Bank hat im abgelaufenen Jahresviertel den fünften Quartalsgewinn in Folge erwirtschaftet. Deutschlands größtes Geldhaus verdiente unter dem Strich – nach Abzug von Zinsen für Nachranganleihen – einen Gewinn von 194 Millionen Euro, wie es am Mittwoch mitteilte. Das ist ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und mehr, als die Analysten im Schnitt erwartet hatten. Der Vorsteuergewinn kletterte sogar um rund 15 Prozent. Fünf Quartale in den schwarzen Zahlen in Folge ist die längste Gewinnstrecke des Instituts seit längerer Zeit.
Entsprechend zuversichtlich gab sich Vorstandschef Christian Sewing. „Wir sind damit weiter auf einem sehr guten Weg, um eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent nach Steuern zu erreichen, die wir uns für 2022 vorgenommen haben“, schrieb er in einem Brief an die Mitarbeiter.
Im dritten Quartal lag die Nachsteuerrendite allerdings nur bei 1,4 Prozent. Das lag auch an neuen Kosteninitiativen der Bank, die zu einmaligen Umbaukosten in Höhe von 583 Millionen Euro geführt hatten. Diese Ausgaben sollen in den kommenden Quartalen allerdings zu mehr Einsparungen führen.
„Insgesamt haben wir bereits 90 Prozent der erwarteten Belastungen durch die Transformation geschultert und sind auf bestem Weg, die Umbaukosten bis Ende des Jahres fast vollständig verdaut zu haben“, betonte Sewing.
Auf Investoren machten die Fortschritte allerdings wenig Eindruck: Aktien der Bank verloren am Vormittag knapp fünf Prozent. „Die Erwartungen der Investoren an die Deutsche Bank waren hoch, die Reaktion des Aktienkurses war aber etwas hart“, meint Andreas Thomae, Fondsmanager bei der Deka. Nachdem keine großen Neuigkeiten berichtet worden seien, hätten Anleger jüngste Kursgewinne versilbert. Die Aktie der Deutschen Bank wird nach Meinung von Thomae außerdem bisher nicht als Dividendenbringer angesehen – „es wird sich zeigen, ob sich der Konzern dazu entwickeln kann“.
Händler bemängelten unter anderem die höheren Kosten des Instituts. In der Vergangenheit war es vor allem die Kostendisziplin, die Investoren beeindruckt hatte. Allerdings hat sich das Institut vor Kurzem von seinem absoluten Kostenziel verabschiedet und peilt nur noch eine Kosten-Ertrags-Relation von 70 Prozent an. Der Analyst der Citigroup monierte außerdem, das Ergebnis sei vor allem wegen der geringeren Risikovorsorge besser ausgefallen.
Die Aktien der Bank schnitten auch im europäischen Vergleich schlecht ab: Innerhalb des Stoxx Europe 600 Banken, der insgesamt leicht nachgab, zählte die Deutsche Bank zu den größten Verlierern. Die Abschläge waren deutlich größer als die der spanischen Großbank Santander, die ihren Nettogewinn sogar um 24 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro hatte steigern können. Santander verdankte das neben der geringeren Kreditrisikovorsorge dem brummenden Geschäft im Ausland.
Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie der Deutschen Bank zwar um 28 Prozent verteuert – der europäische Bankenindex stieg in diesem Zeitraum allerdings sogar um 39 Prozent.
Nachsteuerrendite soll bis Ende 2022 auf acht Prozent steigen
Die Deutsche Bank hatte 2019 einen tief greifenden Umbau des Instituts auf den Weg gebracht, ganze Bereiche wie etwa den Aktienhandel geschlossen und deutliche Kostensenkungen versprochen. Das soll die Nachsteuerrendite bis Ende 2022 auf acht Prozent hochtreiben.
Die Ratingagenturen honorieren den Kurs des Instituts, Moody’s und Fitch haben ihre Bonitätsnoten für die Bank angehoben. Für Sewing sind das „wichtige Meilensteine“.
Dass der Gewinn trotz Umbaukosten höher ausfiel, verdankte die Bank höheren Gesamterträgen - sie stiegen um zwei Prozent auf sechs Milliarden Euro - und einer deutlich geringeren Risikovorsorge für Kreditausfälle.
Am meisten verdiente die Deutsche Bank erneut im Investmentbanking. Zwar fiel dort der Vorsteuergewinn mit 861 Millionen Euro um zehn Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Damit schlug sich die Investmentbank aber noch immer besser, als Analysten erwartet hatten. Das lag vor allem an den Einnahmen aus dem Beratungsgeschäft bei Fusionen und Übernahmen sowie dem Wachstum bei der Emission von Schuldtiteln und Aktien.

Das größte deutsche Geldhaus hat gute Zahlen für 2021 vorgelegt.
Dennoch, amerikanische Investmentbanken hatten sich im dritten Quartal deutlich besser geschlagen und hatten ihre Gewinne stärker gesteigert. Das liegt vor allem an der Stärke der US-Häuser im Geschäft mit der Beratung bei Fusionen und Übernahmen. Diese Disziplin im Investmentbanking spielt bei den Einnahmen der Deutschen Bank eine deutlich schwächere Rolle – bei ihr dominiert der Anleihe- und Devisenhandel. Die Corona-Pandemie bescherte der Sparte Rekorderträge, doch dieser Effekt ebbt nun allmählich wieder ab.
Fortschritte erzielte die Bank dafür in ihren stabilen Geschäftsfeldern wie der Privat- und Firmenkundensparte, die lange durch die niedrigen Zinsen und später durch die Corona-Pandemie gebremst wurden. Sewing hatte versprochen, die Bedeutung stabiler Geschäftsfelder zu steigern, während der Corona-Pandemie glänzte dann allerdings vor allem das Investmentbanking.
Firmenkundengeschäft schnitt deutlich besser ab als im Vorjahr
Doch nun zeigen sich erste Fortschritte in den anderen Sparten: Vor allem das Firmenkundengeschäft schnitt mit einem Vorsteuergewinn von 292 Millionen Euro deutlich besser als im Vorjahr ab.
Die Sparte profitierte unter anderem davon, dass sie wieder mehr Kredite vergeben konnte. Dazu dürfte der wieder anziehende Welthandel beigetragen haben - das Institut ist in der Handelsfinanzierung sehr aktiv. Außerdem hat die Bank mittlerweile für viele der hohen Einlagen von Unternehmenskunden negative Zinsen durchgesetzt. Auch die rückläufige Risikovorsorge für gefährdete Kredite stützte die Ergebnisse.
Auch die Privatkundensparte verdiente nach Verlusten im Vorjahr wieder mehr Geld. Vor allem im Geschäft mit reichen Kunden erzielte das Institut dabei höhere Einnahmen.
Rückschläge gab es allerdings im deutschen Privatkundengeschäft. Das lag allerdings auch an den Folgen des Urteils des Bundesgerichtshofs, der Banken dazu verpflichtet hatte, von Kunden aktiv die Zustimmung für Preisänderungen einzuholen. Die Belastungen daraus bezifferte die Bank mit 98 Millionen Euro. Im vierten Quartal sollen die Belastungen daraus deutlich niedriger ausfallen.
Auch bei der Fondstochter DWS, die wegen des Vorwurfs des Greenwashings unter Druck steht, liefen die Geschäfte besser als im Vorjahr. Die Deutsche Bank zeigte sich erleichtert darüber, dass sich die Greenwashing-Vorwürfe gegen die Tochter DWS bisher nicht negativ aufs Geschäft ausgewirkt haben.
Im dritten Quartal verzeichnete die Vermögensverwaltungssparte Nettomittelzuflüsse von zwölf Milliarden Euro, darunter fünf Milliarden Euro an nachhaltigen Investments. „Damit ist es in diesem Jahr das beste Quartal bei Nettomittelzuflüssen in ESG-Investments – trotz der jüngsten Streitigkeiten“, sagte Finanzchef James von Moltke.
Die DWS habe – genau wie die Deutsche Bank – klare Kriterien, welche Vermögenswerte als nachhaltig eingestuft würden, sagte von Moltke. Die DWS stehe deshalb weiterhin zu den Angaben, die sie dazu in ihren Geschäftsberichten gemacht habe. Da es noch keine branchenweite Nachhaltigkeitsstandards gebe, habe die Deutsche Bank eigene Kriterien entwickelt, was als nachhaltig gelte und was nicht. Perspektivisch hofft von Moltke aber branchenübergreifend auf mehr Standardisierung: „Dadurch könnte man Spekulationen, Rechtsrisiken und Unsicherheit im Markt beseitigen.“
Wenig Furcht vor neuen Kapitalregeln
Mit der Umsetzung der härteren Basel-III-Kapitalregeln in Europa kann die Deutsche Bank nach eigenem Bekunden leben. „Wir glauben, dass die Effekte sehr beherrschbar sein werden“, sagte der Finanzchef von Moltke. Die Deutsche Bank gehe nicht davon aus, dass sie wegen der neuen Regeln zusätzliches Kapital aufnehmen müsse - lange Zeit ein Schreckszenario für Investoren. Das Institut werde allerdings prüfen, ob Anpassungen bei der Kreditvergabe nötig seien, beispielsweise bei der Preisgestaltung von bestimmten Finanzierungen.
Durch die Basel-III-Regeln wird die Möglichkeit der Banken eingeschränkt, ihren Kapitalbedarf durch den Einsatz interner Modelle kleinzurechnen. Gerade bei großen Instituten wie der Deutschen Bank, die stark auf interne Modelle setzen, dürften dadurch die sogenannten Risikoaktiva (RWA) steigen, die Geldhäuser mit Eigenkapital unterlegen müssen. Die EU-Kommission stellt an diesem Mittwoch ihre Pläne vor, wie die Basel-III-Regeln in Europa umgesetzt werden.
Die EU-Kommission sei mit ihrem Vorschlag zumindest teilweise auf die Rückmeldungen aus der Finanzbranche eingegangen und habe dabei die Besonderheiten des europäischen Finanzmarkts berücksichtigt, sagte von Moltke. Wie stark der RWA-Anstieg bei der Deutschen Bank durch die Basel-Reform ausfalle, könne er noch nicht genau beziffern. Er gehe aber davon aus, dass man „am optimistischen Ende der Annahmen landen wird, die wir bisher hatten“. Das beziehe sich sowohl auf den RWA-Anstieg als auch auf den Zeitraum, den die Banken für die Einführung der neuen Regeln bekommen.
Trotz der Fortschritte mahnte Sewing die Belegschaft zur Disziplin. „Unsere Aktionäre erwarten von uns, dass wir das Renditeziel von acht Prozent erreichen. Lassen Sie uns nicht den Fehler aus vergangenen Zeiten wiederholen: dass wir an Tempo verlieren, wenn wir gerade wieder in der Spur sind“, schrieb er.
Im Frühjahr des nächsten Jahres will die Bank auf einem Investorentag ein Update zu ihrer Strategie geben.
Mehr: Deutsche Bank schließt 200 Postbank-Filialen bis Ende 2023.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Die Deutsche Bank versteht es inzwischen ihre Stärken auszuspielen. Diese liegen im Beratungsgeschäft, seien es Privat- oder Geschäftskunden. Aus meiner privaten Erfahrung wurde ich von der Deutschen Bank immer exzellent beraten, meine Situation wurde grundlegend analysiert und alle Risiken auf den Punkt gebracht. Ich fühlte mich und wurde auch von den Beratern der Deutschen Bank verstanden und die Antworten waren kompetent. Als langjähriger Kunde gratuliere ich Herrn Sewing zur Einsicht vor allem das amerikanische Investment Geschäft massiv zu reduzieren. Dort wurden hohe Boni gezahlt für Risiken, die nach Jahren eintraten und nicht zum Vorteil der Bank, der (europäischen) Mitarbeiter und der Aktionäre waren.
Gut so, Herr Sewing, weiter so! Und DANKE an die Mitarbeiter für die gute Beratung!
Und für alle HB Leser: Es macht Sinn auf die Erfahrungen der Deutschen Bank zu zugreifen! Kostet ja (erstmal) nichts!
Und wer mir nicht glaubt, sollte mal den Erfolg von Herrn Heinz Hermann Thiele und der Vossloh AG und der Knorr-Bremse AG betrachten! Vor allem der Lebenslauf Herrn Thieles ist interessant.