Kreditvergabe UniCredit steigt aus Schiffsfinanzierung aus

Ein Containerschiff im Trockendock der Warnemündener Wadan Werft. Immer mehr Banken ziehen sich aus der Schiffsfinanzierung zurück.
Frankfurt Die italienische Bank UniCredit zieht sich allmählich aus der Schiffsfinanzierung zurück. Durch den Verzicht auf das meist großvolumige Geschäft will die Mutter der HypoVereinsbank ihr Kapital-Polster schonen. Viele Kredite würden nach dem Ende der Laufzeit nicht erneuert, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Der Kreditbestand in der Schiffsfinanzierung werde damit abschmelzen, Neugeschäft nur noch „sehr selektiv verfolgt“. Es sei aber nicht geplant, die Schiffskredite oder Teile davon zu verkaufen. UniCredit ist mit einem Kreditbuch von rund neun Milliarden Euro einer der zehn größten Schiffsfinanzierer der Welt.
UniCredit-Chef Federico Ghizzoni hatte schon im November die Schiffsfinanzierung vor Analysten als eines der Geschäftsfelder genannt, die die Bank nicht mehr als Kerngeschäft erachte und in denen sie kürzer treten wolle. Schon in den vergangenen Jahren hatte sie weniger Neugeschäft gezeichnet. Hatte UniCredit 2008 nach Daten von Thomson Reuters LPC noch zwölf Transaktionen im Volumen von 842 Millionen Euro abgeschlossen, waren es 2011 nur noch drei im Wert von zusammen 276 Millionen Euro. Bereits Ende vergangenen Jahren hatte die HypoVereinsbank ihren restlichen Anteil von acht Prozent an der Deutschen Schiffsbank an die Commerzbank verkauft.
UniCredit folgt damit einem Trend. Viele europäische Banken trennen sich von Portfolien wie Schiffs- oder Handelskrediten, die meist in Dollar vergeben werden. Damit versuchen sie ihre Risiken zu reduzieren, um weniger teures Eigenkapital vorhalten zu müssen. UniCredit hat gerade erst mit einer 7,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung die acht Milliarden Euro große Lücke teilweise geschlossen, die die europäischen Bankenaufseher bei ihr ausgemacht haben.
„Es ist traurig zu hören, dass ein weiterer Mitbewerber in der Schiffsfinanzierung in Europa im Begriff ist, dieses Feld zu verlassen“, sagte Dagfinn Lunde, der beim Transportfinanzierer DVB Bank als Vorstand für Schiffsfinanzierung zuständig ist, der Nachrichtenagentur Reuters. „Davon gibt es schon so viele.“ Die Kreditknappheit trifft die Branche in einer Phase, in der die Schifffahrt in die nächste Krise rutscht. Sie kämpft noch immer mit den Überkapazitäten, die im Boom aufgebaut worden waren.
Der weltgrößte Schiffsfinanzierer HSH Nordbank muss auf Geheiß der EU sein Geschäft drastisch eindampfen. Auch die zu den Branchengrößen zählende NordLB reduziert die Kredite. Internen Dokumenten zufolge ziehen sich auch die französischen Institute Societe Generale, BNP Paribas und Natixis zurück. Finanzkreisen zufolge versucht die britischen Lloyds Bank ein zehn Milliarden Dollar schweres Paket von Schiffskrediten in Einzelteilen zu verkaufen, weil sie es nicht im ganzen losschlagen konnte.
Lunde sagte, es sprängen zunehmend Exportkreditagenturen als Finanzierer neu gebauter Schiffe in die Bresche. „Sie sind in den vergangenen drei Jahren aktiver geworden. Der Markt wird immer enger.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.