Kreditwirtschaft Brexit bremst das Bankensterben in Deutschland

Banken aus London zieht es an den Main.
Frankfurt Auch dank der Banken, die infolge des drohenden Brexits nach Deutschland kommen, hat sich die Konsolidierung der Branche im vergangenen Jahr abgeschwächt. So sank die Zahl der Kreditinstitute 2018 nicht mehr so stark wie noch 2017, zeigen Zahlen der Beratungsfirma Barkow Consulting, die dem Handelsblatt vorliegen. Demnach gab es Ende vergangenen Jahres 1.583 Geldhäuser. Das entspricht einem Rückgang von 2,9 Prozent. 2017 betrug er 4,7 Prozent.
Während die Zahl der Sparkassen und der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken jeweils erneut sank, verzeichnet Barkow Consulting einen Anstieg bei den privaten Häusern: Ende 2018 waren es 267 Banken, nach 263 ein Jahr zuvor. Dies ist das erste Plus seit 2013.
Der Grund für das Plus ist der geplante Austritt Großbritanniens aus der EU: Im Zuge des Brexits verlagern internationale Geldhäuser Aktivitäten von London nach Frankfurt und eröffnen auch neue Töchter oder Zweigstellen. So stieg die Zahl der Auslandsbanken im vergangenen Jahr von 141 auf 146. Ende 2016 waren es noch 138. Die Analyse von Barkow Consulting basiert auf Daten der Bundesbank.
Der Trend dürfte sich fortsetzen. Viele in London ansässige Geldhäuser brauchen eine Tochter mit Banklizenz in der EU, wenn sie nach dem Brexit weiter Geschäfte in den verbliebenen 27 Mitgliedstaaten machen wollen – und in vielen Fällen wird der favorisierte Standort Deutschland sein. „Mehr als 45 Finanzinstitute sind dabei, ihre Präsenz in Deutschland zu etablieren oder signifikant zu stärken“, sagte Felix Hufeld, Chef der Finanzaufsicht Bafin, zu Jahresbeginn.
Zugleich steigt der Druck auf die hiesigen Kreditinstitute. Die verstärkte Auslandspräsenz werde auf dem deutschen Bankenmarkt „den Wettbewerb mehr oder weniger verschärfen“, sagt Wolfgang Schnorr, Volkswirt bei Barkow Consulting. Der starke Anpassungszwang im nach wie vor zersplitterten deutschen Bankenmarkt bleibe bestehen.
Mit mehr als 1.580 ist die Zahl der Banken in Deutschland besonders hoch. Das liegt am dreigliedrigen Bankensystem aus privaten Banken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen haben jeweils regional abgesteckte Geschäftsgebiete, die teils sehr klein sind.
In beiden Sektoren gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Fusionen. 2018 allerdings war die Bewegung nicht so stark wie im Vorjahr. So sank die Zahl der Sparkassen um nur 1,3 Prozent auf 386 – inklusive der Berliner Sparkasse, die die Bundesbank erstmals dazurechnet.
Die Berliner Sparkasse ist gemessen an der Bilanzsumme von gut 48 Milliarden Euro bundesweit die größte Sparkasse, auf Platz zwei liegt die Hamburger Sparkasse mit einer Bilanzsumme von 45 Milliarden Euro. 2017 hatte der Rückgang 4,2 Prozent betragen.
Zusammenschlüsse scheitern immer wieder
875 Genossenschaftsbanken zählte die Bundesbank per Ende 2018. Das ist ein Minus von 4,6 Prozent. Im Vorjahr war die Zahl um sechs Prozent gesunken. Hintergrund der aktuellen Fusionswelle ist, dass gerade kleine Banken besonders mit den Folgen der zunehmenden Regulierung ringen. Daneben drücken die niedrigen Zinsen auf die Margen im Kreditgeschäft.
Fusionen sind aber kein neues Phänomen: Die Zahl der Banken ist laut Barkow Consulting seit Beginn der Statistik 1957 in jedem Jahr gesunken. Im Jahr 2000 gab es noch 562 Sparkassen und 1.794 Volks- und Raiffeisenbanken – ihre Zahl hat sich seitdem also mehr als halbiert. Doch Schnorr glaubt, dass die Konsolidierung in der Branche noch notwendiger geworden ist. Er führt den anhaltenden Kostendruck und nötige IT-Investitionen an.
Dabei scheitern Zusammenschlüsse auch immer wieder, wie sich jüngst beispielsweise im Fall von gleich vier Sparkassen in Südniedersachsen zeigte. Die Sparkassen Osterode am Harz, Duderstadt und Münden und die Stadtsparkasse Bad Sachsa hatten im vergangenen Jahr über eine Fusion verhandelt.
Der Rat der Stadt Duderstadt lehnte die Verschmelzung Anfang Dezember jedoch ab. Träger der Sparkassen sind die Städte und Gemeinden, die kommunalen Volksvertretungen haben daher bei Fusionen ein Wörtchen mitzureden.
Dass die vier Sparkassen, die alle in einem Landkreis beheimatet sind, nicht fusionieren, hat eine besondere Folge: Damit bleibt die Stadtsparkasse Bad Sachsa, die mit einer Bilanzsumme von zuletzt 132 Millionen Euro und 39 Mitarbeitern kleinste Sparkasse Deutschlands, bestehen.
Nahezu winzig nehmen sich dagegen die kleinsten Genossenschaftsbanken aus: Die Raiffeisenbank eG aus Struvenhütten – gelegen zwischen Hamburg und Neumünster – kam per Ende 2017 auf eine Bilanzsumme von 19 Millionen Euro, die Spar- und Darlehenskasse Stockhausen aus Herbstein auf 21 Millionen Euro und die Raiffeisenbank Maitis aus Göppingen auf 24 Millionen Euro.
Neben Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind unter den 1.583 Kreditinstituten unter anderem noch Landesbanken, Förderbanken und Hypothekenbanken zu finden.
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"Die verstärkte Auslandspräsenz werde auf dem deutschen Bankenmarkt „den Wettbewerb mehr oder weniger verschärfen“ - Wenn man berücksichtigt, dass internationale Banken in ihrem Heimatmarkt deutlich weniger reguliert sind und zudem höhere Zinsmargen erzielen, so wird klar: Die deutschen Banken haben KEINE CHANCE! Sie werden im internationalen Wettbewerb, der nach Europa durch den Brexit getragen wird, untergehen.
"Hintergrund der aktuellen Fusionswelle ist, dass gerade kleine Banken besonders mit den Folgen der zunehmenden Regulierung ringen. Daneben drücken die niedrigen Zinsen auf die Margen im Kreditgeschäft."
Seit wann sind Commerzbank und Deutsche Bank und Sparkassen wie Raiffeisenbanken kleine Banken? Alle Banken ringen mit der massiven Regulierung. Es werden teuer externe Berater bezahlt, die zudem interne Ressourcen binden und zusätzlich die eigenen Geschäftsmodelle massiv einschränken. Der Negativzins bei EZB Einlagen verschärft die Situation.
Klar, dass deutsche (und manch europäische) Banken KEINE CHANCE haben!