Landesbanken Ostdeutsche Sparkassen wollen eine Super-Landesbank – am liebsten in Eigenregie

Die ostdeutschen Sparkassen plädieren für ein zentrales Sparkasseninstitut.
Frankfurt, Berlin Die ostdeutschen Sparkassen sprechen sich für eine „Super-Landesbank“ aus – und sind damit auf Linie des deutschen Sparkassenpräsidenten Helmut Schleweis. „Wir unterstützen diesen Kurs“, sagte Michael Ermrich, Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) am Dienstag. Am liebsten wäre ihm ein Zentralinstitut ohne Beteiligung der Länder. Aus Baden-Württemberg und Bayern hatte es dazu vergangene Woche skeptische Stimmen gegeben.
Schleweis wünscht sich eine einzige „Sparkassenzentralbank“ für den gesamten öffentlich-rechtlichen Sektor. Im vergangenen Jahr hatte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes vorgeschlagen, dass sich in einem ersten Schritt die Landesbanken NordLB und Helaba (Landesbank Hessen-Thüringen) zusammentun. Anschließend sollte das fusionierte Institut dann mit der LBBW, dem Fondsdienstleister Dekabank und dem Immobilienfinanzierer BerlinHyp verschmelzen.
Allerdings scheiterten kurz vor Weihnachten die Gespräche zwischen der durch Schiffskredite schwer gebeutelten NordLB und der Helaba. Dennoch wirbt Schleweis weiter für sein Vorhaben.
Die angeschlagene NordLB wird nun weitgehend durch das Land Niedersachsen, das der Mehrheitseigner ist, und die Sparkassen-Finanzgruppe gerettet. Die Auffanglösung sieht eine Kapitalspritze von rund 3,7 Milliarden Euro vor, davon sollen 1,2 Milliarden Euro von der Sparkassen-Finanzgruppe kommen.
Unklar ist noch, wie sich das Land Sachsen-Anhalt an der Rettung beteiligt. Die Landesregierung verschob am Dienstag eine noch ausstehende Entscheidung dazu, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Sachsen-Anhalt hält knapp sechs Prozent an der NordLB.
Wieviel die Sparkassen aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern für die NordLB-Rettung aufbringen werden, wollte der OSV nicht sagen. Die 51 Sparkassen aus Baden-Württemberg beispielsweise müssen 62 Millionen Euro dafür stemmen, wie sie vergangene Woche erklärten.
Besondere Belastungen kommen auf die Sparkassen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zu. Sie mussten zudem Wertberichtungen auf ihre Beteiligung an der NordLB vornehmen. Dem Vernehmen nach geht es um einen Betrag im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.
Wie andere Geldhäuser auch spüren die Sparkassen aus dem OSV zunehmend die Folgen der niedrigen Zinsen. Der Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender brachte die Lage auf den Punkt: „Die anhaltende Niedrigzinsphase führt dazu, dass die zinsbedingten Ertragsrückgänge nicht vollständig durch rückläufige Zinsaufwendungen und Steigerungen des Provisionsüberschusses ausgeglichen werden können.“
Konkret: Während der Zinsüberschuss im abgelaufenen Jahr um 88 Millionen Euro auf knapp 2,2 Milliarden Euro sank, stiegen die Provisionserträge lediglich um 22 Millionen Euro auf gut 860 Millionen Euro.
Besorgte Sparkassen-Kunden erkundigten sich nach den Worten Zenders bereits, ob die Sparkassen das alles tragen können. „Zu keinem Zeitpunkt war die Stabilität der Sparkassen oder die Sicherheit der Einlagen herausgefordert“, betonte er. Gleichzeitig hofft er, dass die NordLB jetzt „in ruhigeres Fahrwasser“ kommt.
Dass die ostdeutschen Institute die durch die NordLB verursachten Belastungen gut wegstecken können, hängt auch mit ihrer Rentabilität zusammen. Ihre Kosten-Ertrags-Relation stieg im vergangenen Jahr zwar leicht auf 59,5 Prozent. Doch gleichzeitig bleibt das ein Spitzenwert in der deutschen Kreditwirtschaft: Die Institute müssen lediglich knapp 60 Cent aufwenden, um einen Euro Ertrag zu generieren. Große private Banken liegen teilweise bei mehr als 80 Prozent.
Besonders gut schneidet die größte OSV-Sparkasse ab, die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam. Ihre Kosten-Ertrags-Relation liegt, gemessen am operativen Ergebnis, bei 47 Prozent. Gleichwohl hinterlassen auch bei ihr die Minizinsen Spuren: Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank um etwa zehn Millionen Euro auf knapp 173 Millionen Euro.
Sparkassenchef Andreas Schulz geht davon aus, dass diese Kennzahl in den kommenden ein bis zwei Jahren um zehn Prozent sinken wird. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Zinsen noch lange sehr niedrig bleiben“, sagte er dem Handelsblatt.
Für die Rettung der NordLB muss die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die bundesweit zu den zehn größten zählt, vier bis fünf Millionen Euro aufbringen. Das kann das Geldhaus, das eine hohe Kernkapitalquote von 24 Prozent vorweist, aber auch locker verkraften.
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