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Leasingkonzern Ergebnis von Grenke bricht um knapp ein Drittel ein – Vorstand verteidigt Strategiewechsel

Hinter Grenke liegt ein denkwürdiges Jahr 2020. Die öffentliche Kritik wird den Konzern länger begleiten. Investoren richten kritische Fragen an den Vorstand.
30.04.2021 - 15:31 Uhr Kommentieren
Das Geschäft mit Neuverträgen erholte sich beim Leasingkonzern deutlich. Quelle: dpa
Grenke-Zentrale in Baden-Baden

Das Geschäft mit Neuverträgen erholte sich beim Leasingkonzern deutlich.

(Foto: dpa)

Baden-Baden Der mit Vorwürfen der Bilanzmanipulation konfrontierte Leasingkonzern Grenke hat im Gesamtjahr 2020 deutlich weniger verdient. Das operative Ergebnis ging um knapp ein Drittel auf 114,5 Millionen Euro zurück, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Der Gewinn nach Steuern brach den vorläufigen Zahlen zufolge um gut 41 Prozent von 135,9 Millionen auf 79,9 Millionen Euro ein.

Die Kosten für Schadensabwicklung und Risikovorsorge stiegen demnach um rund 62 Prozent auf 216 Millionen Euro. Prozentual in etwa demselben Maße erhöhten sich auch die Kosten für Prüfung und Beratung, die Grenke im Zusammenhang mit den Vorwürfen des Investors Fraser Perring entstanden. Durch die Aufarbeitung der Vorwürfe fielen laut Unternehmensangaben 2020 rund 24,2 Millionen Euro an Prüf- und Beratungskosten an. Auch im laufenden Jahr kosteten die Untersuchungen bereits 6,7 Millionen Euro.

„2020 war für Grenke eine gewaltige Herausforderung“, kommentierte Vorstandschefin Antje Leminsky. Auch für 2021 geht das Unternehmen weiter von einer deutlichen Belastung seiner Gewinne aus. Man erwarte einen Nettogewinn von 50 bis 70 Millionen Euro, erklärte der Konzern. Im zweiten Halbjahr wolle man aber „wieder in den Wachstumsmodus umschalten“, so Leminsky.

Die Anleger reagierten auf die Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen sehr zurückhaltend. Die Aktie notierte am Freitagvormittag leicht im Minus bei rund 34 Euro.

Die finalen Zahlen für 2020 will Grenke mit dem Geschäftsbericht am 21. Mai veröffentlichen und dann auch einen Dividendenvorschlag machen. Das Unternehmen musste die Veröffentlichung der Jahreszahlen zuletzt um drei Wochen verschieben.

Grund dafür sind noch laufende Sonderprüfungen, unter anderem der Finanzaufsicht Bafin, nachdem der Investor Fraser Perring im vergangenen September Vorwürfe über Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche erhoben hatte. Er selbst wettete auf einen Absturz der Aktie. Grenke weist die Vorwürfe Perrings vehement zurück und erwartet für den 17. Mai das Testat der Jahresergebnisse durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG.

Teilentlastung durch Wirtschaftsprüfer, aber massive Kritik an Revision und Compliance

An der Börse befindet sich die Aktie von Grenke seit dem Frühherbst auf Talfahrt. Zur Aufklärung der Vorwürfe laufen seit Monaten mehrere Sonderuntersuchungen. Diese konnten den Konzern bis dato jedoch nur in Teilen entlasten, wenn auch an entscheidenden Stellen.

So fand die von der Finanzaufsicht Bafin eingesetzte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars einem Zwischenbericht zufolge keine Hinweise darauf, dass etwas am rechtlichen Bestand und wirtschaftlichen Gehalt der Leasingverträge mit ausstehenden Forderungen in Höhe von rund 5,6 Milliarden Euro nicht stimme. Auch gab es demzufolge keine Hinweise auf Geldwäsche.

Allerdings attestierten die Prüfer Grenke auch massive Mängel in der internen Revision und Compliance-Organisation, beispielsweise der Geldwäscheprävention. Auch dies waren bedeutende Kritikpunkte Perrings.

Der Investor hatte im vergangenen Herbst schwere Vorwürfe gegen den Leasingkonzern erhoben. Quelle: Reuters
Fraser Perring

Der Investor hatte im vergangenen Herbst schwere Vorwürfe gegen den Leasingkonzern erhoben.

(Foto: Reuters)

Grenke hat an diversen Stellen auf die Kritik reagiert. So gab der Konzern zwei eigene Sonderprüfungen in Auftrag und zog Konsequenzen für die Unternehmensstrategie und personelle Struktur. Sein bisheriges, in der Kritik stehendes Franchisemodell gibt Grenke beispielsweise auf. Der Konzern will die Gesellschaften, die wegen undurchsichtiger personeller Verflechtungen und etwaiger Bereicherungen unter Beschuss geraten sind, bis Jahresende in den Konzern integrieren.

Außerdem erweiterte das Unternehmen den Vorstand um eine Risikochefin und besetzt die Führungspositionen Corporate Compliance sowie Konzernrevision durch externe Zugänge neu. „Vorstand und Aufsichtsrat haben die Kritikpunkte aus den noch laufenden Sonderprüfungen aktiv aufgenommen, zahlreiche Veränderungen initiiert und betreiben deren Umsetzung mit Nachdruck“, bemerkte Grenke dazu nun. Noch im laufenden Jahr sollen die Maßnahmen weitgehend umgesetzt werden.

Fragezeichen hinter der Integration der Franchise-Firmen bleiben

Bei einer telefonischen Pressekonferenz am Freitag mussten Leminsky und Finanzvorstand Sebastian Hirsch zahlreiche kritische Fragen zu den Folgen des angekündigten Konzernumbaus für die Bilanz und die Ertragslage beantworten.

Im Fokus stand vor allem das Franchisegeschäft, das nun in den Konzern integriert wird. Das bisherige Prinzip: Grenke baut das Geschäft in neuen Ländern durch einen ehemaligen Manager aus den eigenen Reihen auf, die Finanzierung der Firmen erfolgt über einen externen Investor. Grenke wurde zudem die Option eingeräumt, die jeweilige Gesellschaft, sobald sich diese am Markt etabliert hatte, auf Basis einer vorher festgelegten Kaufpreisformel zu erwerben.

Das Franchise-Modell habe in der Vergangenheit „Unternehmertum incentiviert“, sagte Leminsky. „Ehemalige Mitarbeiter unseres Unternehmens sind in neue Märkte gegangen, um dort das Geschäftsmodell aufzubauen. Und diese Art von Wachstum, diese Expansion, hat sehr viel schneller zu einem positiven Return geführt als ein Gang über das klassische Modell mit Tochtergesellschaften an neuen Standorten.“

Durch die Diskussion im letzten Jahr habe man nun aber gesehen, dass Fragezeichen übrig blieben und dass es an Transparenz fehle. „Daher haben wir sehr schnell entschieden: Das wollen wir so nicht stehen lassen“, ergänzte Hirsch.

Mit Blick auf die Franchisefirmen hätten zwei Sonderuntersuchungen, unter anderem von Mazars, ergeben, dass „keine systematisch überhöhten Preise“ für den Aufkauf der aufgebauten Auslandsgesellschaften gezahlt worden seien, erklärte Leminsky und ergänzte: „Nichtsdestotrotz, obwohl wir dieses Urteil von zwei Prüfungsgesellschaften haben, schauen wir uns das Thema an.“

Die Integration der Franchisefirmen werde Grenke noch bis 2022 beschäftigen. Zusätzliche Kosten in größerem Umfang entstünden dadurch aber nicht. Hirsch erklärte: „Wir integrieren, was wir früher oder später eh integriert hätten.“ Die Ergebnisbelastung durch den Konzernumbau liege im einstelligen Millionenbereich, das sei „völlig normal und üblich“.

Leminsky spricht über Beziehung zu Firmengründer Wolfgang Grenke

Offen blieb am Freitag die Frage, warum Grenke angesichts der angeblich leichten Integration diesen Schritt nicht schon früher gegangen ist. Die Vorstandsvorsitzende und ihr Finanzvorstand traten am Freitag dem Eindruck entgegen, der Umbau sei ausschließlich aufgrund der Kritik Perrings angestoßen worden. „Es gibt betriebswirtschaftliche Gründe dafür, die Expansion aus eigener Kraft durchzuführen, ohne das Franchise-Modell“, hieß es. Der Bericht sei der Auslöser gewesen, „aber wir hätten es früher oder später doch gemacht“.

An anderer Stelle widersprach CEO Leminsky einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ von Mitte April, demzufolge Firmengründer Wolfgang Grenke, der sein Amt als Aufsichtsratschef derzeit ruhen lässt, auf Distanz zur Vorstandsvorsitzenden gegangen sei. Leminskys Kommunikation hatte Wolfgang Grenke stellenweise als „im Ergebnis unterirdisch“ bezeichnet. „Ich habe unmittelbar nach Erscheinen des Artikels mit Herrn Grenke telefoniert. Er sieht es nicht so, wie es da steht“, betonte Leminsky am Freitag. „Es gab ein Dementi gegenüber unseren Mitarbeitern.“

Grenkes ältesten Sohn Moritz, der nach dem Willen des Gründers im August die Stelle im Aufsichtsrat übernehmen soll, lobten Leminsky und Hirsch in den höchsten Tönen. „Ich habe mit Moritz Grenke sehr intensiv zusammengearbeitet in den letzten Jahren, die Zusammenarbeit war sehr gut“, erklärte Hirsch. „Er ist Diplom-Statistiker, hat das Unternehmen und unsere statistischen Modelle vorangetrieben.“ Sein Einzug ins Kontrollgremium sei „ein völlig normaler Prozess in Familienunternehmen“.

Am Schluss bekräftigte Leminsky die Erwartung, ein uneingeschränktes Testat vom Jahresprüfer KPMG zu erhalten: „Wir haben keine Hinweise darauf, dass es ein eingeschränktes Testat sein kann.“

2021 bezeichnet Grenke unterdessen als „Übergangsjahr“. Zwar erwartet der Vorstand im zweiten Halbjahr eine Belebung der Märkte und damit ein stärkeres Geschäft als im ersten Halbjahr 2021, insgesamt aber unter dem Druck der Corona-Pandemie und der Prüfungen ein im besten Fall stabiles Leasing-Neugeschäft. Dabei geht der Vorstand von einem Leasing-Neugeschäft zwischen 1,7 und 2 Milliarden Euro für 2021 nach zwei Milliarden Euro 2020 aus.

Mehr: Wolfgang Grenke wehrt sich nach Shortseller-Attacke: „Ich habe nichts zu verbergen.“

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