Lex Greensill Der Gründer von Greensill Capital kämpft um das Überleben seines Unternehmens

Für einen Londoner Finanzier hat der Greensill-Gründer einen ungewöhnlichen Hintergrund.
London Jahrelang ging es für Lex Greensill nur aufwärts. Der Gründer des britischen Fintechs Greensill Capital wurde als Unternehmer des Jahres gefeiert, der britische Premierminister David Cameron suchte seinen Rat, 2017 gab es einen Orden von der Queen – für Verdienste um die Wirtschaft. Eine Milliardeninvestition des japanischen Techinvestors Softbank machte den 44-Jährigen vor zwei Jahren auf dem Papier zum Milliardär.
Nun kämpft die Firma des gebürtigen Australiers ums Überleben. Greensill beantragte am Dienstag Gläubigerschutz in Australien. Dort ist die Holding registriert, auch wenn die Zentrale in London ist. Laut "Financial Times" bereitet Greensill auch den Insolvenzantrag im Vereinigten Königreich vor.
Der Auslöser: Die Großbank Credit Suisse und der Vermögensverwalter GAM hatten die Fonds eingefroren, auf die das Fintech für das laufende Geschäft wesentlich angewiesen ist.
Am Mittwoch verhängte die deutsche Bankaufsicht Bafin zudem ein Moratorium für Ein- und Auszahlungen der Bremer Greensill Bank, der deutschen Tochter von Greensill.
Die Firma sucht nun händeringend neue Investoren, es laufen Gespräche mit der Private-Equity-Firma Apollo. Ob dies die Firma retten kann, erscheint zunehmend unwahrscheinlich. Der Absturz kam plötzlich, denn noch vor wenigen Monaten hatte die Firma von einer neuen Finanzierungsrunde und einem Börsengang geredet.
Für einen Londoner Finanzier hat Lex Greensill einen ungewöhnlichen Hintergrund. Aufgewachsen mit zwei Brüdern auf einer Farm bei der Kleinstadt Bundaberg im australischen Queensland, bekam er schon früh Anschauungsunterricht in der Lieferkettenfinanzierung. Weil seine Eltern mit säumigen Rechnungszahlern zu kämpfen hatten, setzte er sich während seines Jura-Fernstudiums für neue Regeln für Schuldner ein.
Das Thema ließ ihn nicht mehr los. Nach einem MBA-Studium im englischen Manchester entwickelte er in London bei den US-Investmentbanken Morgan Stanley und Citi neue Produkte für die Lieferkettenfinanzierung. Als er dort an Grenzen stieß, machte er sich 2011 mit Greensill Capital selbstständig.
Große Abhängigkeit von Sanjeev Guptas Firmen
Seither ist das Start-up auf mehr als 1000 Mitarbeiter angewachsen. Nach der Investition von Softbank im Jahr 2019 wurde das Unternehmen mit vier Milliarden Dollar bewertet.
Zehn Jahre nach der Gründung droht nun jedoch das Ende. Greensill scheint das Vertrauen von Investoren, Partnern und Aufsehern verloren zu haben.
Zum Verhängnis wurde ihm die enge Geschäftsbeziehung zu Sanjeev Gupta, dem britisch-indischen Stahlmagnaten. Zu dessen Familienholding GFG Alliance gehört unter anderem die Firma Liberty Steel, die kürzlich Thyssen-Krupp kaufen wollte. Greensill hat Gupta offenbar Milliarden für die Bezahlung seiner Rechnungen bereitgestellt.
Die große Abhängigkeit von Guptas Firmen machte die Banker bei Credit Suisse nervös. Das Wirtschaftsdrama wird in Großbritannien nicht zuletzt deshalb mit großem Interesse verfolgt, weil Greensill einen prominenten Berater hat: Ex-Premier David Cameron.
Mehr: Finanzaufsicht Bafin verhängt Moratorium gegen Bremer Greensill Bank
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