Mutmaßliche Bilanztricksereien, Hypothekenklagen, Zinsmanipulationen, der Kirch-Streit - die Deutsche Bank muss noch eine ganze Reihe von potenziell sehr teuren Altlasten aufarbeiten. Eine Übersicht über die Vorwürfe und Verfahren seit Anfang 2011, von denen einzelne bereits abgeschlossen sind.
Der Bundesgerichtshof gibt der Deutschen Bank eine schallende Ohrfeige: Sie muss an einen hessischen Mittelständler mehr als eine halbe Million Euro Schadenersatz zahlen. Diesen Betrag hatte der Kläger mit einem komplizierten Zinsswap-Geschäft verloren, das die Bank nach Auffassung des BGH „bewusst zulasten des Anlegers“ konstruiert hatte. In der Folge einigt sie sich mit zahlreichen Kommunen und Unternehmen nach Angaben von Anwälten auf Vergleiche.
In den US-Untersuchungen zur Rolle der Wall Street in der Finanzkrise erhebt ein Senatsausschuss schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bank und Goldman Sachs. Der Deutschen Bank wird vorgeworfen, umstrittene Finanzprodukte aufgelegt zu haben. Sie habe unter anderem einen milliardenschweren verbrieften Hypothekenkredit (CDO) namens „Gemstone 7“ geschnürt und verkauft, bevor der Markt abstürzte. Dabei habe der zuständige Händler gewusst, dass das Paket minderwertige Assets enthalte.
Die EU-Wettbewerbshüter knöpfen sich den Handel mit Kreditausfallversicherungen (CDS) vor, mit denen sich Investoren und Spekulanten gegen Pleiten von Staaten und Firmen absichern. Die Kartellermittlungen richten sich gegen 16 Investmentbanken, darunter die Deutsche Bank. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen (2013) wird von den deutschen Häusern zunächst nur die Commerzbank vom Haken gelassen.
Die Deutsche Bank bestätigt, dass die Stadt Los Angeles eine Klage gegen das Institut im Zusammenhang mit umstrittenen Zwangsräumungen eingereicht hat. Die Bank sei über Tochterunternehmen einer der größten „Slumlords“ der Millionenmetropole, heißt es in der Klageschrift, die Entschädigungszahlungen von mehreren hundert Millionen Dollar nach sich ziehen könnte. Sie habe Hunderte Anwesen verfallen lassen und Menschen zu Unrecht aus ihrem Heim vertrieben. Nach Angaben des Instituts wurde die Klage inzwischen abgewiesen. Ob die Stadt in Berufung geht, ist aber weiterhin offen.
Die US-Aufsichtsbehörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) verklagt 17 Banken wegen umstrittener Hypothekengeschäfte, darunter die Deutsche Bank. Die Behörde wirft ihnen vor, beim Verkauf von mit Hypotheken unterlegten Wertpapieren falsche Angaben gemacht zu haben. Der Klageschrift zufolge werden finanzielle Schäden auf Hypotheken-Anleihen über insgesamt fast 200 Milliarden Dollar geltend gemacht - davon entfallen mehr als 14 Milliarden auf die Deutsche Bank. Das Geldhaus weist die Vorwürfe als unbegründet zurück.
Laut „Financial Times“ nehmen britische Behörden von der Deutschen Bank und anderen Instituten zusammengestellte Wertpapiere wegen Betrugsverdachts unter die Lupe. Die Untersuchung des Serious Fraud Office soll Beweise dafür liefern, dass die Banken ihren Kunden beim Verkauf von forderungsbesicherten Wertpapieren in Großbritannien falsche Informationen geliefert hätten. Die Ermittlungen sind schwierig, da die Behörde den Instituten Betrugsabsicht nachweisen müsse.
Die Staatsanwaltschaft München lässt Vorstandsbüros und die Rechtsabteilung im Zusammenhang mit dem Kirch-Prozess durchsuchen. Gegen den damaligen Vorstandschef Josef Ackermann werde wegen des Verdachts auf Prozessbetrug ermittelt. Auch gegen den damaligen Aufsichtsratschef Clemens Börsig, Ex-Vorstandschef Rolf Breuer und den früheren Personalchef Tessen von Heydebreck werde ermittelt. Die Bank und die Betroffenen halten die Beschuldigungen für haltlos und das Vorgehen der Staatsanwaltschaft für unverhältnismäßig.
Die Pleite der US-Finanzfirma MF Global hat für die Deutsche Bank ein juristisches Nachspiel. Zwei US-Pensionsfonds verklagen Abteilungen des Frankfurter Instituts sowie sechs weiterer Geldhäuser, die MF bei der Erstellung von Anleihe-Angeboten unterstützt haben. Die Kläger werfen ihnen vor, in den Prospekten Probleme verschwiegen zu haben, die zum Kollaps des Brokerhauses geführt haben. Mit der Klage nehmen die Fonds finanzstarke Institute ins Visier, um ihre Verluste nach dem MF-Global-Zusammenbruch auszugleichen.
Sechs Händler werden wegen eines 230 Millionen Euro schweren Umsatzsteuerkarussells mit CO2-Verschmutzungszertifikaten in Frankfurt zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Handel wurde über die Deutsche Bank abgewickelt. Unter den 170 Beschuldigten im Visier der Staatsanwaltschaft sind auch sieben Mitarbeiter der Bank. Gegen sie gibt es noch keine Anklagen, die Bank hat aber 310 Millionen Euro Umsatzsteuerforderungen aus dem CO2-Handel abgeschrieben.
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@melitaz
Och letzte Woche beim SZ Forum gings recht ordentlich,da hat Anshu Jain alles verstanden.War aber nur PR-Termin.
Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.
Dass ein Chef der deutschen Bank nicht mal Deutsch spricht ist wohl eine ganz eigene bittere Ironie der Geschichte.
Hat aber wie man sieht auch Vorteile,denn dann kann man sich ja anscheinend hinstellen und sagen."Nix verstehen,nix sprechen Deutsch."Ansonsten hat man wieder das richtige lichtscheue Gesindel für den Job gefunden.
Aber abgesehen von dieser
"ich halte diese Entscheidung der Deutschen Bank für höchst vernünftig! Anshu Jain spricht kein Deutsch, also muss ein Dolmetscher her, da ist es nicht zu erwarten, dass alle Fragen und Antworten korrekt übersetzt werden."
Das mag in diesem Fall vielleicht so sein, aber auf EU-Ebene wird genau darauf gesetzt, das man die vielen Sprachen nicht beherrscht. Da ist es allerdings kein Hindernis sondern ausgesprochen hilfreich für die Eurokraten.
Nachvollziehbar. Ich hätte auch kein Interesse daran, mich vor einer Truppe von jedwedem Sachverstand befreiter Neanderthaler, deren einziges Interesse der Selbsterhalt ist, zu äußern.
Die vom Fraktionszwang korsettierten Euro-Hilfen und Umverteilungs-Abnicker können doch gegenüber ihrem Wahlvieh nur noch dadurch glänzen, daß sie dem Publikum gefällige Plattheiten zu selbst erzeugten Feindbildern äußern. Siehe Steinbrück.
Hinter den Kulissen vertragen sich die Kontrahenten dann wieder prächtig, halten bezahlte Vorträge beim Feindbild und lachen über die Wasserträger im Berliner Führerbunker, die man getrost auch gegen Besucher der nächsten Eckkneipe austauschen könnte.
Ach so, der arme spricht kein Deutsch. Und Dolmetscher können nix. Na dann braucht Herr Jain natürlich nicht zu erscheinen. Dann schickt man lieber einen, der in allen relevanten Fragen leider nichts verbindliches sagen kann.
Im Klartext: Jain schickt seinen Hausjuristen. So wie feine Leute das halt machen wenn auch nur die geringste Gefahr besteht, sich zu verplappern.
ich halte diese Entscheidung der Deutschen Bank für höchst vernünftig! Anshu Jain spricht kein Deutsch, also muss ein Dolmetscher her, da ist es nicht zu erwarten, dass alle Fragen und Antworten korrekt übersetzt werden. Das hat nichts mit Böswilligkeit zu tun, sondern ist wahrscheinlich der Erfahrung geschuldet, die die Deutsche Bank im Kirch-Prozeß gemacht hat. Da streiten Bank und Gericht noch heute ob das Protokoll aus dem Jahr 2002 korrekt übersetzt wurde. Im vorliegenden Fall schlägt die Bank zwei Fliegen mit einer Klappe, Leithner spricht deutsch und ist für Rechtsfragen zuständig. Außerdem ist die Bank bisher nur Beschuldigter und die Prüfung zieht sich noch immer hin! Wenn es also so einfach wäre, wie hier getan wird, dann hätte die Bankenaufsicht schon längst Ergebnisse präsentiert!
wirklich schwach! Dafür, dass die Deutsche Bank seit Jahren von der Bundesregierung gehätschelt wurde, kann man erwarten, dass Hr. Jain persönlich Rede und Antwort steht.
Warum sollte er den Untersuchungsauschuss achten?
Dr. H.Kohl hat es ja vorgemacht. Mein Ehrenwort steht über jedem Gesetz und Parlamentsausschuss.
Und wenn er wirklich aussagen muss. Was dürfte da die häufigste Antwort sein?
Ich kann mich nicht erinnern :D
Das sind also die Helden des Finanzsektors: Wenn's ernst wird, wird gekniffen.
Vermutlich will Jain nur keinen Meineid schwören,