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Libor-Skandal Deutsche Bank könnte weitere Mitarbeiter feuern

Wegen Manipulation des Libor-Referenzzinssatzes muss die Deutsche Bank 2,5 Milliarden Dollar Strafe zahlen. Einige Händler hat das Geldinstitut deshalb bereits gefeuert. Jetzt droht weiteren Beteiligten die Entlassung.
27.04.2015 - 15:02 Uhr 1 Kommentar
Einen Rücktritt schließt Deutsche-Bank-Co-Chef Fitschen im Libor-Skandal aus. Quelle: Reuters
Jürgen Fitschen

Einen Rücktritt schließt Deutsche-Bank-Co-Chef Fitschen im Libor-Skandal aus.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Der Skandal um die Manipulation von Referenzzinssätzen wie dem Libor könnte bei der Deutschen Bank zu weiteren personellen Konsequenzen führen. „Wenn die letzten Berichte vorliegen, dann werden wir noch mal einen Strich ziehen und die Frage stellen, was das möglicherweise für weitere Beteiligte bedeuten kann“, sagte Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen am Montag bei einer Pressekonferenz des Instituts in Frankfurt.

Die Aufseher in Großbritannien und den USA haben die Deutsche Bank vergangene Woche wegen der Libor-Manipulation zu einer Strafe von 2,5 Milliarden Dollar verdonnert. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin prüft die Vorgänge, ihr Abschlussbericht wird allerdings erst im Mai oder Juni erwartet. Deutschlands größtes Geldhaus hat wegen der Libor-Manipulation bereits mehrere Händler vor die Tür gesetzt, die US-Behörden haben jedoch sieben weitere Entlassungen gefordert.

Die frechsten Zitate der Deutsche-Bank-Händler
„Dann schauen wir mal, dass wir ihnen noch etwas mehr wehtun können“
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„Tiefer, mein Freund, tiefer!“: Mit diesen Worten wandte sich im September 2005 ein Fondsmanager aus London an einen Kollegen – und wollte den Zinssatz für den US-Dollar Libor damit drücken. Für die Deutsche Bank endeten die Zinsmanipulationen von Libor und Euribor nun mit einem Vergleich über 2,5 Milliarden Dollar. Die US-Aufsichtsbehörde CFTC hat Chatprotokolle der Bank-Händler ausgewertet. Und die Dokumentation nun anonymisiert online gestellt.

Im konkreten Beispiel gibt sich der Kollege zunächst noch vorsichtig („es wird schwer“), doch der Fondsmanager lässt nicht locker. Er erklärt, die Konkurrenz manipuliere gerade, weil sie höhere Libor-Sätze bräuchten und schon 25 Millionen Dollar verloren hätten. Der für den Libor zuständige Kollege beschließt mit: „Okay, dann schauen wir mal, dass wir ihnen noch etwas mehr wehtun können.“

(Foto: Reuters)
„Schick mir direkt morgens eine Mail von Deinem Blackberry“
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Die Anklageschriften dokumentieren den Chatverkehr bei der Deutschen Bank, gesammelt von US-Behörden. In diesem Fall lässt derjenige, der für den Libor zuständig ist, einen Händler wissen, wie er am besten vorgeht, wenn der einen anderen Zinssatz benötigt. Morgens eine E-Mail vom verschlüsselten Blackberry senden und dann „ist die Chance hoch, dass ich auf ein anderes Niveau gehen kann“.

(Foto: Reuters)
Die Aussichten für den Libor
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Der Libor-Wetterbericht. Der 1-Monats-Libor „sieht heute nach 57 aus“, schriebt ein Mitarbeiter im Sommer 2007 einem Kollegen. „Danke, du bist der ,Man'“, lautete die Antwort des Kollegen.

(Foto: Imago)
„Ladies first“
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Nicht jeder Händler bekam offenbar bei den Manipulationen seinen Willen – oder ihren. So fragte eine Händlerin, ob es möglich sei, den Euribor für einen Monat zu senken. „Schwierig“, antwortet der zuständige Kollege, ein Senior Manager hätte ihn lieber auf der höheren Seite. Die Händlerin entgegnet: „Oh nein!! Aber Ladies first, nicht wahr ;))?“ Der Kollege lässt nicht mit sich handeln: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Die Händlerin gibt allerdings erst auf, als der Kollege sagt: „Du unterschreibst nicht meine Bonusschecks, richtig?“

(Foto: Imago)
„Ich muss Dich um einen großen Gefallen bitten“
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Der Gesprächsauszug zwischen einem Londoner Fondsmanager und einem Frankfurter Regionalmanager ist dem englischen Kollegen merklich unangenehm. Er fragt nach einem großen Gefallen, druckst aber herum: „Es ist ein, äh... sehr, sehr, sehr großer Gefallen.“ Es geht letztlich darum, den Sechs-Monats-Libor nach oben zu treiben. Der Londoner Fondsmanager lässt sich das „high“, also hoch, mehrfach bestätigen. Und lässt letztlich auch nicht locker, als er hat, was er wollte.

(Foto: Screenshot)
„Ach komm schon! Wir brauchen immer höhere Libor !!!“
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Zinsmanipulation kann eine sehr kumpelhafte Geschichte sein. Ein Händler aus New York fragt einen für den Dollar zuständigen Kollegen, ob der Libor morgen höher sein werde? „Sollte nicht“, lautet die lapidare Antwort. „Ach komm schon! Wir brauchen immer höhere Libor !!!“ erwidert der Händler, nicht ohne eine „haha“ am Ende. Der Kollege sagt darauf, er tue sein bestes. Der Händler gibt daraufhin, nur „neugierig“ gewesen zu sein.

(Foto: Screenshot)
„Sieht aus, als würde es sich gewaltig bewegen“
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Ein Fondsmanager aus London bettelt einen Händler für Euro-Wertpapiere (Swaps) bei der Barclays-Bank um Hilfe an: „Du wirst mir helfen, versprochen???“ Der Kollege gibt sich gönnerhaft: „Ahaa, na klar, mein Freund, sieht aus, als würde es sich gewaltig bewegen“, antwortet er – und spricht vom Libor. Der Fondsmanager fragt noch einmal nach, ob ihm wirklich geholfen werden. Der Barclays-Händler bejaht das.

(Foto: Screenshot)

Co-Chef Anshu Jain leitete als Chef der Investmentbank einst die Sparte, in der Händler den Libor manipulierten. „Ich war ihr Anführer – da kann man sich nicht herausreden“, sagte Jain am Montag. Er trage somit Verantwortung für das Fehlverhalten und wolle alles tun, damit sich so etwas nicht wiederholen könne. Einen Rücktritt schloss er genauso wie sein Kollege Jürgen Fitschen aus.

  • rtr
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1 Kommentar zu "Libor-Skandal: Deutsche Bank könnte weitere Mitarbeiter feuern"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wenn es gilt Lehren aus dem gesamten Desaster zu ziehen gilt, dann folgende:

    1. Die BRD kann es sich nicht weiter erlauben eine Bankenaufsicht nur auf dem Papier zu habe.
    2. Wir brauchen ein Unternehmensstrafrecht.
    3. Vorgesetzte dürfen nicht nur für Mitarbeiter zuständig, sondern auch für sie verantwortlich sein.

    Nicht die Mitarbeiter, die manipulierten müssen ungeschützt vor die Richter, sondern auch ihre Vorgesetzten, weil sie diese Mitarbeiter nicht überwacht haben. Gleichzeitig müssen sich diese Vorgesetzten wegen ihrer Budgetvorgaben und Zielvorgaben verantworten, weil sie ihre Mitarbeiter geradezu in diese Manipulationen drängten.

    Aber nicht nur die Bediensteten der Banken gehören auf die Anklagebank, sondern auch die Aufsichtsbehörden, weil sie von diesem Gebahren offiziell Kenntnis haben und dieses System geradezu förderten.

    Es kann doch nicht sein, dass die "Kleinen" gehängt werden und die anderen ihre Pensionen aus manipulierten Gewinnen erhalten. Man ist geneigt, für einen harten Durchgriff zu votieren. Aber dazu müsste es erst eine Judikative geben, die selbst unangreifbar wäre.

    Diese gibt es aber in Deutschland nicht!

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