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Libor-Skandal „Die ganze Hedge-Fonds-Branche wird dich küssen“

Händler mehrerer Großbanken haben den Leitzinssatz manipuliert. Die Verdächtigen haben sich im Chat abgestimmt. Die Mitteilungen offenbaren nun, wie Mitarbeiter von RBS und Deutscher Bank den Skandal entfacht haben.
26.09.2012 - 12:41 Uhr 4 Kommentare
Bankentürme an Canary Wharf in London. Quelle: dpa

Bankentürme an Canary Wharf in London.

(Foto: dpa)

Singapur/London Der Händler Tan Chi Min von der Royal Bank of Scotland (RBS) hat offenbar vor Kollegen erklärt, die Bank sei in der Lage, weltweit gültige Zinssätze bewegen. Das gehe aus elektronischen Botschaften hervor, deren Veröffentlichung die Bank zu verhindern versuche, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Eine 231 Seiten umfassenden eidesstattlichen Erklärung, die Tan am 19. September abgegeben hat, enthält die Abschriften interner Instant Messages. Über diesen Weg kommunizierten die Händler. Tan, früher Leiter des sogenannten Delta-Handels für Asien bei der RBS in Singapur, verklagt die nach Bilanzsumme drittgrößte britische Bank wegen unrechtmäßiger Entlassung. Er war im letzten Jahr unter dem Vorwurf gefeuert worden, er habe versucht, den Londoner Interbankensatz Libor zu manipulieren.

„Netter Libor“, schrieb Tan am 2. April 2008 in einer Instant Message mit Händlern, darunter David Pieri sowie der ebenfalls von der RBS entlassene Neil Danziger. „Unser Sechsmonats-Fixing hat das gesamte Fixing bewegt, hahaha.“

Die Kommunikation zwischen Händlern der RBS und Gesellschaften wie Deutsche Bank belegt, dass das Risiko eines Missbrauchs bereits im Verfahren für die Festsetzung des Libor angelegt war. Der Satz gilt als Vergleichsmaßstab für Wertpapiere im Volumen von mehr als 300 Billionen Dollar. RBS, die sich zu 81 Prozent in britischem Staatsbesitz befindet, ist eine von mindestens einem Dutzend Banken, bei denen ermittelt wird, ob sie kollaboriert haben, um die Benchmark zu manipulieren, so dass sie von Wetten auf Zinsderivate profitieren konnten.

Der Libor-Satz wird in einer Umfrage ermittelt, die täglich im Auftrag des Britischen Bankenverbands BBA durchgeführt wird und bei der die Banken angeben, was es sie kosten würde, wenn sie voneinander für bestimmte Zeiträume und Geld in bestimmten Währungen ausleihen würden. RBS ist eine der 13 Banken, die den Yen-Libor festsetzen.

„Wie lautet die Eingabe für den Libor“, fragte Jezri Mohideen, damals bei der RBS Leiter Yen-Produkte in Singapur, am 21. August 2007 Danziger in einem Chat. „Wo hättest du ihn gerne, den Libor meine ich“, fragte Danziger laut der Abschrift. „Weiß nicht genau, aber vor allem hätte ich ihn gern niedriger, damit die Welt wieder etwas mehr Sinn ergibt“, antwortete ein anderer Händler.

„Die ganze Hedge-Fonds-Branche wird dich küssen statt mich anzurufen, wenn der Libor nach unten geht“, sagte Tan. „Okay, dann werde ich die Kurve um einen Basispunkt nach unten bringen, vielleicht mehr, wenn ich kann“, antwortete Danziger.

In einer anderen Konversation am 27. März 2008 forderte Tan eine höhere Libor-Eingabe der RBS. Die von der Bank zuvor eingegebene niedrigere Zahl würde sein Team rund 250.000 Euro kosten. „Wir müssen ihn kräftig nach oben treiben, so hoch wie möglich“, erklärte Tan.

RBS-Händler sprachen auch mit ihren Kollegen bei anderen Gesellschaften über den Libor, geht aus den Unterlagen von Tan hervor. „Es ist schon erstaunlich, wie man durch das Libor-Fixing so viel Geld verdienen oder verlieren kann, wenn es in die andere Richtung geht“, sagte Tan am 19. August 2007 in einem Gespräch mit Händlern anderer Banken, darunter Mark Wong von der Deutschen Bank. „Es ist nun ein Kartell in London. Muss wohl verdammt schwierig sein zu handeln, Mann“, antwortete Wong. „Insbesondere wenn man nicht eingeklinkt ist.“

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4 Kommentare zu "Libor-Skandal: „Die ganze Hedge-Fonds-Branche wird dich küssen“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Was braucht man noch die Mafia!?

  • Das ist Bandenkriminalität oder Terrorismus.
    Nicht mehr und auch nicht weniger.

  • Die DeuBa sitzt zB im BBA Libor Panel für USD, GBP, EUR und JPY. Gibt es deutsche Unternehmen, die mit dem Institut Zinsderivate (zB Swaps) unter Zugrundelegung des Libor auf Basis der vorgenannten Währungen abgeschlossen haben und sind aus den Geschäften Verluste entstanden? Dann sollte von den betroffenen Unternehmen schleunigst ein auf Kapitalmarktrecht spezialisierter Anwalt eingeschaltet werden, der die Erfolgschancen einer Schadensersatzklage gg. die Bank wg. Pflichtverletzung (Manipulation des dem Derivat zugrunde liegenden Referenzzinssatzes und Kausalität für den entstanden Schaden) prüft.

  • Dies sind ja wieder alles nur Kavaliersdelikte. Haetten die wie eine Supermarktmitarbeiteren hier ein Bonbon geklaut, dann wuerde die Sache schon ganz anders aussehen. Aber so gibt es genug einflussreiche Freunde, die schuetzend ihre rein gewaschenen Haende ueber sie halten. ;-)

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