Machtkampf Großaktionär Cerberus hat eigene Kandidaten für Posten des Commerzbank-Aufsichtsratschefs

Der Aufsichtsrat der Commerzbank sucht nach einem Ausweg aus dem Führungsvakuum.
Frankfurt Der Streit zwischen dem US-Großaktionär Cerberus und der Commerzbank geht in die nächste Runde. Der Finanzinvestor will den Favoriten für den Posten des Aufsichtsratschefs nicht akzeptieren. Statt des ehemaligen Chefs der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Hans-Jörg Vetter, will Cerberus eigene Kandidaten ins Rennen schicken.
„Cerberus hat mindestens zwei Kandidaten identifiziert, die die notwendigen Qualifikationen haben, um die Rolle des Vorsitzenden zu besetzen und die aller Vermutung nach auch das Vertrauen aller wichtigen Interessengruppen genießen würden“, heißt es in einem Schreiben des Finanzinvestors an den Aufsichtsrat der Commerzbank, das dem Handelsblatt vorliegt. Cerberus hat die Botschaft am späten Sonntagabend auf den Weg gebracht.
Die Zeit drängt, denn bereits am Montagnachmittag kommt der Aufsichtsrat der Commerzbank zusammen und könnte bereits dann Vetter in das Kontrollgremium wählen um ihn nach dieser Bestellung zum Aufsichtsratschef zu machen. Danach müsste Vetter allerdings noch gerichtlich bestellt werden. Ein nahtloser Übergang wäre also nicht möglich. In der Zwischenzeit würde Betriebsratschef Uwe Tschäge als stellvertretender Aufsichtsratschef das Gremium leiten.
Cerberus hat als zweitgrößter Commerzbank-Aktionär allerdings erhebliche Vorbehalte gegen den ehemaligen LBBW-Chef. „Die schwierige Situation der Commerzbank erfordert einen Aufsichtsrat und insbesondere einen Aufsichtsratsvorsitzenden, der den notwendigen tiefgreifenden Restrukturierungsprozess der Bank mitinitiieren und überzeugend begleiten kann“, heißt es in dem Cerberus-Brief.
Und weiter: „Wir haben ernsthafte Zweifel, dass Hans-Jörg Vetter die richtige Person für diese Aufgabe ist und über die richtige Erfahrung hierfür verfügt.“ Wer die beiden eigenen Kandidaten sind, die Cerberus ins Rennen schicken will, lässt das Schreiben an den Aufsichtsrat offen.
Vetter gilt nach wie vor als Favorit für die Nachfolge des scheidenden Aufsichtsratschefs Stefan Schmittmann. Neben Kritikern wie Cerberus gibt es auch institutionelle Investoren, die den Ex-LBBW-Chef unterstützen: „Vetter wäre ein veritabler Aufsichtsratschef. Es ist gut, dass er sich mit Restrukturierungen auskennt. Er hat bei der LBBW einen guten Job gemacht und die Bank auf gesunde Füße gestellt“, heißt es bei einem Großanleger, der an der Commerzbank beteiligt ist.
Vetter hat Erfahrung als Sanierer
Der Aufsichtsrat der Commerzbank sucht auf der außerordentlichen Sitzung nach einem Ausweg aus dem Führungsvakuum, das die Bank seit Wochen lähmt. Nachdem Cerberus eine Aktionärsrevolte angezettelt hatte, war nicht nur Schmittmann zurückgetreten, sondern auch Vorstandschef Martin Zielke.
Vetter gilt als erfahrener Sanierer. Er rückte 2009 in der Finanzkrise für sieben Jahre an die Spitze der LBBW, die wegen hochriskanter Geschäfte mit komplexen Finanzprodukten ins Wanken geraten war und von den staatlichen Eigentümern gerettet werden musste.
Zuvor hatte er einen ähnlichen Sanierungsjob an der Spitze der Bankgesellschaft Berlin. Damit dürfte Vetter die nötige Branchenexpertise mitbringen, die die europäischen Bankenaufseher auf dieser Position erwarten.
Mit der Suche nach einem geeigneten Kandidaten war Jutta Dönges beauftragt. Die Chefin der Finanzagentur des Bundes ist eine der zwei Aufsichtsräte, die der Bund erst vor Kurzem in das Kontrollgremium der Commerzbank geschickt hatte. Wegen der Rettung der Bank durch den Staat während der Finanzkrise ist der Bund nach wie vor mit 15 Prozent an dem Institut beteiligt.
Cerberus hält seit dem Sommer 2017 gut fünf Prozent. Seither ist der Börsenkurs des Frankfurter Geldhauses um rund 60 Prozent eingebrochen.
Normalerweise agiert der prominente US-Investor lieber diskret im Hintergrund. Doch die Commerzbank-Beteiligung hat Cerberus offenbar derart frustriert, dass die Amerikaner in die Offensive gingen.
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Was macht eigentlich Herr Ackermann........ ?
Aktienkultur
Die vergangenen 15 Jahre der Commerzbank sind ein Desaster für die Bank, die Aktionäre, den Staat und die Reputation der Finanzbranche.
Nach mehreren Kapitalerhöhungen und dem Eingriff des Bundes verbleiben den Aktionären einige wenige Prozent ihres Investments.
Soviel zum Aktiensparen und der Altersvorsorge mit Aktien.
Aufsichtsräte und Führungskräfte haben einen riesigen Schaden angerichtet. Nicht nur finanziell. Im Sep. 18 fliegt das Gründungsmitglied aus dem Dax.
Der alte Zopf gehört abgeschnitten. Was ein Unternahmen alt aussehen lässt ist nicht das Gründungsjahr der Gesellschaft, sondern schlechte Performance und die oft betagten Gesichter der Führungskräfte.
Unsere Zeit erfordert weniger Erfahrung und mehr Dynamik.