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Männern und Frauen Diversität bei der EZB: Der lange Weg zu einer Balance der Geschlechter

Der Anteil weiblicher Angestellter bei der Europäischen Zentralbank hat sich in den vergangenen Jahren erhöht. Außer in den Führungspositionen.
16.04.2019 - 19:50 Uhr Kommentieren
In der Notenbank gibt es kaum Frauen in Führungspositionen. Quelle: dpa
EZB

In der Notenbank gibt es kaum Frauen in Führungspositionen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Sabine Lautenschläger ist die einzige Frau unter 24 Männern. Bis vor Kurzem war außer ihr noch Chrystalla Georghadji Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), aber die wurde gerade von ihrem Nachfolger Constantinos Herodotou als Chefin der Notenbank von Zypern abgelöst.

Es gibt aktuell in der Euro-Zone keine Frau mehr an der Spitze einer der 19 nationalen Notenbanken. Auch im sechsköpfigen Direktorium – das gemeinsam mit der Gruppe der Euro-Notenbankchefs den EZB-Rat bildet – ist Lautenschläger das einzige weibliche Mitglied.

Der neue oberste EZB-Bankenaufseher, Andrea Enria, ist auch ein Mann, nachdem die Position zuvor mit einer Frau, Danièle Nouy, besetzt war. Auf der Ebene der Abteilungsleiter sind immerhin acht von 31 Chefpositionen mit Frauen besetzt.

Aber Kernbereiche wie „Volkswirtschaft“, „Geldpolitik“ und „Märkte“ werden von Männern wie Frank Smets, Massimo Rostagno und Ulrich Bindseil geleitet. Frauen finden sich an der Spitze klassischer Verwaltungs- und Dienstleistungsressorts, etwa mit Anne-Sylvie Cathrin als Personalchefin und Chiara Zilioli als Chefin der Rechtsabteilung.

So weit, so schlecht. In einer Zeit, wo der Druck wächst, eine wirkliche Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, präsentiert sich die EZB als eine der mächtigsten europäischen Institutionen noch als sehr rückwärtsgewandt. An der Spitze haben Männer das Sagen, und in der Belegschaft wandelt sich das Bild auch nur langsam, wie eine neue von der EZB selbst erstellte Studie aufzeigt.

Daran ändert der beständige Druck des Europäischen Parlaments nur wenig. Anfang März beklagte Parlamentspräsident Antonio Tajani in einem Brief an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker „mangelnden Respekt für die Balance der Geschlechter“ bei den Auswahlverfahren für Institutionen der Europäischen Union (EU). Juncker räumte in seinem Antwortbrief das Problem ein, verwies aber auf die eigenen beschränkten Möglichkeiten zur Abhilfe.

In der Tat werden wichtige Besetzungsfragen, auch bei der EZB, in der Regel durch Kompromisse nationaler Regierungen entschieden. Als Chefvolkswirt ist mit Philip Lane gerade wieder ein Mann ernannt worden. Als Nachfolger für Draghi, dessen Amtszeit mit dem Oktober ausläuft, scheint auch keine Frau im Rennen zu sein. Eher werden Notenbankchefs wie Jens Weidmann aus Deutschland oder François Villeroy de Galhau aus Frankreich als Kandidaten genannt, die jetzt schon wichtige Positionen im EZB-Rat haben.

Erste Fördermaßnahmen wirken

Eine Untersuchung der EZB über die Stellung der Geschlechter bei ihren Angestellten seit 2003 kommt zu einem interessanten, aber auch zwiespältigen Ergebnis. Die Studie konzentriert sich auf Teilbereiche der Notenbank, ihr Fokus liegt bei den Ökonomen – einem Beruf, in dem die Benachteiligung von Frauen ein weltweites Thema ist.

Ein Vorstoß der EZB im Jahr 2010, für bessere Balance zu sorgen, brachte offenbar einen gewissen Fortschritt. Vor diesem Jahr zeigte sich, dass Frauen, die auf ähnlichem Niveau wie Männer bei der EZB eingestiegen sind, bei Beförderungen häufiger übergangen wurden. „Ein entscheidender Treiber dieses Unterschieds war das Vorhandensein von Kindern“, heißt es in der Studie. Im Jahr 2012 startete ein Programm zur Verbesserung der Situation.

Seitdem sind Frauen stärker in den Gremien vertreten, die über Beförderungen entscheiden. Mentorenprogramme zur Karriereförderung kamen hinzu. Außerdem wurden Ziele für Managerpositionen bekanntgegeben: 35 Prozent der Besetzungen sollten bis Ende 2019 an Frauen gehen. Tatsächlich ist die Quote seit 2012 von 15,8 auf 29,7 Prozent gestiegen. Bei den „Senior Managers“ war das Ziel mit 28 Prozent etwas bescheidener, dort stieg der Anteil von 8,7 auf 26,5 Prozent.

Seit 2011 werden Frauen, die sich auf eine bessere Stelle bewerben, sogar mit einer sieben Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als Männer befördert und sie erleben im Schnitt in den Folgejahren eine bessere Gehaltsentwicklung. Aber: Frauen bewerben sich immer noch weniger als halb so oft für eine Beförderung als Männer – auch das zeigt die Studie. Während männliche Ökonomen es nach sechs Jahren versuchen, warten viele Kolleginnen noch rund drei Jahre länger, wenn sie es überhaupt wagen.

In der Studie heißt es daher: „Die Resultate legen nahe, dass institutionelle Bemühungen zur Förderung von Frauen in männlich dominierten Organisationen Maßnahmen einschließen sollten, um Barrieren für Frauen bei der Bewerbung zu Beförderungen abzubauen.“

Als solche Maßnahmen werden Mentorenprogramme und weibliche Netzwerke genannt, außerdem eine bessere Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Die EZB hat allerdings schon drei Kindertagesstätten, die mit flexiblen Öffnungszeiten zur Verbesserung beitragen.

Als versierte Ökonomen haben die Autoren Laura Hospido, Luc Laeven und Anna Lamo bei ihrer Untersuchung versucht, möglichst viele Faktoren wie Alter oder Teilzeit herauszurechnen, um wirklich nur den Unterschied von Männern und Frauen zu ermitteln. Aber letztlich sagt die Statistik nicht, warum Frauen länger warten, bis sie sich auf einen besseren Job bewerben.

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