Managergehälter Deutsche-Bank-Vorstand verzichtet auf die Hälfte seines Bonus
Frankfurt Für 2019 wird die Führungsriege von Deutschlands größtem Geldhaus am Donnerstag wohl einen Milliardenverlust verkünden. Einen Bonus wird es für den Vorstand dennoch geben – aber er wird kleiner ausfallen.
Einen Teil der Erfolgszulagen strich sich der Vorstand selbst zusammen, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, Detlef Polaschek, am Mittwoch dem Handelsblatt. „Alle Vorstandsmitglieder haben von sich aus entschieden, auf ihre individuelle erfolgsabhängige Vergütung zu verzichten.“
Dies sei ein signifikanter Beitrag zum Konzernumbau, der mit einem erheblichen Stellenabbau einhergehe, betonte Polaschek, der oberster Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium von Deutschlands größtem Geldhaus ist. Die Entscheidung verdiene Respekt. „Auf Basis unseres Vergütungssystems, das die Eigentümer mit großer Mehrheit verabschiedet haben, und der erreichten Kennzahlen hätte der Vorstand einen Anspruch auf seine volle variable Vergütung gehabt.“
Nach Informationen aus Finanzkreisen halbiert sich der Bonustopf des gesamten Vorstands für das vergangene Jahr in etwa: Betrug die variable Gesamtvergütung für das Geschäftsjahr 2018 noch 25,8 Millionen Euro, sind es für das abgelaufene Geschäftsjahr etwas mehr als 13 Millionen Euro. Die Einschnitte für die amtierenden Vorstände fallen einem Insider zufolge überproportional aus, weil im gesamten Topf auch die Boni für Ex-Vorstände enthalten sind, die das Institut im vergangenen Jahr verlassen hatten und die nicht auf die individuellen Boni verzichtet hätten. Die Bank kommentierte das nicht.
Die Vorstandsboni bestehen aus mehreren Komponenten: 60 Prozent der variablen Vergütung sind an langfristige Ziele gebunden, 40 Prozent an kurzfristige Ziele. Diese kurzfristigen Ziele bestehen wiederum aus einer kleineren Gruppen- sowie der bedeutenderen individuellen Komponente.
Verlängerte Verträge
Der Aufsichtsrat verlängerte am Mittwoch die Verträge von Finanzvorstand James von Moltke sowie Risikovorstand Stuart Lewis um jeweils drei Jahre. Eine Entscheidung über den Kontrakt von Asien-Vorstand Werner Steinmüller, der im Mai 66 Jahre alt wird, wurde verschoben. Alle drei Verträge wären im Verlauf dieses Jahres ausgelaufen. Ein Sprecher des Instituts bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Financial Times“.
Die Bonus-Entscheidung für die Vorstände war mit Spannung erwartet worden. Schließlich rechnen Analysten aufgrund der Umbaukosten für die im vergangenen Sommer verkündete neue Strategie für das Geschäftsjahr 2019 mit einem Verlust in Milliardenhöhe. Für die verlustreichen Geschäftsjahre 2016 und 2017 hatte der Deutsche-Bank-Vorstand auf Boni verzichtet.
Erst im vergangenen Jahr ließ sich die Führungsriege dann wieder eine variable Vergütung zahlen – weil die Bank für das Geschäftsjahr 2018 wieder einen kleinen Gewinn ausgewiesen hatte, zumindest vor Abzug der Ausschüttungen für eigenkapitalähnliche Anleihen.
Spätere Gehaltserhöhung – außer in Deutschland
Die Vorstände und ihre Vergütungsentscheidung stehen auch unter Beobachtung der Mitarbeiter. Deren Bonuspool soll ebenfalls schrumpfen, Finanzkreisen zufolge allerdings nur um etwa 20 Prozent. Daneben gibt es für die Mitarbeiter aber auch noch andere Änderungen. Künftig sollen Gehaltserhöhungen erst mit Wirkung zum 1. April angepasst werden statt wie bisher rückwirkend zum 1. Januar eines Jahres. Das geht aus einer internen Mitteilung hervor, die dem Handelsblatt vorliegt und über die zuerst die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hatte.
Für die außertariflich bezahlten Mitarbeiter in Deutschland, die keine Leitungsfunktion innehaben, trifft das allerdings nicht zu, wie es in Finanzkreisen heißt. Für sie gilt zumindest in diesem Jahr eine günstigere Regelung, die mit dem Konzernbetriebsrat ausgehandelt worden sei. Danach bleibt das Budget, das bereits Ende 2019 ausgehandelt worden ist, unangetastet.
Konzernbetriebsratschef Frank Schulze bestätigte dies dem Handelsblatt auf Anfrage. „Mit dem jetzigen Ergebnis verschiebt sich zwar der Zeitpunkt der Anpassung, das Budget bleibt jedoch das Gleiche, das sich auf neun Monate statt auf zwölf verteilt“, sagte er. Damit entstehe nominal „absolut kein Nachteil in Deutschland“. Das sei von Anfang an seine Forderung gewesen.
Das bedeutet konkret, dass die Gehaltserhöhungen, die ab April gezahlt werden, tendenziell höher ausfallen. Für die Betroffenen wäre das ein Vorteil, weil sich dadurch die Ausgangsbasis für künftige Gehaltsverhandlungen erhöht.
Für leitende Angestellte ist der Betriebsrat allerdings nicht zuständig, dort hat die Bank Finanzkreisen zufolge das Budget entsprechend gekürzt wie das auch international der Fall war. Ab dem kommenden Jahr werde es dann auch für die Beförderungen und Gehaltserhöhungen in Deutschland keine Sonderregeln mehr geben.
Eine Sprecherin der Bank wollte sich zu den Regeln in Deutschland für dieses Jahr nicht äußern, sagte zum Thema aber insgesamt: „Wir werden unsere Mitarbeiter weiterhin entsprechend ihrer Qualifikationen, Erfahrung und Fähigkeiten entlohnen.“ Es ändere sich lediglich der Stichtag: „Anpassungen der Festgehälter im Rahmen des jährlichen Überprüfungsprozesses treten künftig erst zum 1. April jeden Jahres in Kraft, statt wie bisher zum 1. Januar.“
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Dieser Vorgang lässt Zweifel am grundsätzlichen Kulturwandel in diesem Untenehmen aufkommen.
Ein Unternehmen, das Verluste macht, sollte keine Boni zahlen.
Ein Personenunternehmen würde das aus guten Gründen nicht tun.
Bei einer AG stimmt wohl die Kontrolle nicht.