Medienbericht Neue Hinweise zu riskanten Manövern bei MF Global

MF Global hat sich mit europäischen Staatsanleihen verspekuliert
New York Der Skandal um die Pleite des Derivatebrokers MF Global zieht immer weitere Kreise und es fehlen nach wie vor 1.2 Milliarden Dollar an Kundengeldern. Das „Wall Street Journal“ legt neue Gesichtspunkte zum Kalkül von Jon Corzine, Ex-CEO von MF Global und Ex-CEO von Goldman-Sachs, vor. Einige Insider meinen, er habe nicht das „leichtsinnige Glücksspiel eines überheblichen Händlers“ betrieben. Vielmehr motivierte ihn eine Kombination aus Selbstsicherheit und Verzweiflung.
Die Investition von 6,3 Milliarden Dollar in europäische Staatsanleihen hat bei MF Global für einen Umsatzanstieg genau zu dem Zeitpunkt gesorgt, als Corzine sowohl die Anleger als auch die Ratingagenturen beruhigen wollte, berichtet die Zeitung. Er sei generell bei MF Global eingestiegen, um der Firma zum Erfolg zu verhelfen und stand unter Druck. Der Finanzdienstleister solle möglichst schnell schwarze Zahlen schreiben, so das „Wall Street Journal“. Seine Methoden waren von seinen riskanten Manövern aus seiner Goldman-Sachs-Zeit gefärbt. Corzine selbst hat sich gegenüber der Zeitung nicht geäußert.

Jon Corzine, Ex-CEO von MF Global und Ex-CEO von Goldman-Sachs
Corzine hat eine beachtliche Karriere vorzuweisen. Er hatte sich bei der Investmentbank Goldman Sachs vom Wertpapierhändler zum CEO hochgearbeitet. Als er dort schließlich 1999 nach Querelen mit seinem Co-CEO Henry Paulson seinen Hut nahm, ging Corzine in die Politik. Von 2006 bis 2010 war er Gouverneur von New Jersey. Danach kehrte er wieder an die Wall Street, zu MF Global.
MF Global gilt als erstes großes Opfer der europäischen Schuldenkrise an der Wall Street. US-Staranalyst Mike Mayo bezeichnete den Zusammenbruch des Derivatebrokers im November als ein Warnsignal. „Wenig Gewinnwachstum ist nicht das Ende der Welt. Aber man muss bereit sein, das zu akzeptieren. Wenn man das nicht tut, kann es einem gehen wie MF Global“, sagte Mayo, Bankenanalyst bei der französischen Großbank Crédit Agricole, der als einer von nur ganz wenigen Experten die Finanzkrise bereits seit 1999 hatte kommen sehen.
Der Derivatebroker habe sich mit der neuen Realität nicht anfreunden können und versucht, Wachstum zu kreieren, wo keines ist, so Mayo. Als mit der Einigung in Europa de facto der Schuldenschnitt für Griechenland beschlossen wurde, ließen die riesigen Verluste die Firma implodieren. „Dieser Kollaps ist kein Systemrisiko, aber ein Warnsignal“, so Mayo. Allen Beteuerungen der Banken zum Trotz hat sich Mayos Meinung zufolge an der Wall Street wenig geändert. „Die Banken sind immer noch so aufgestellt, dass sie kurzfristig Gewinne maximieren, damit die Leute an der Spitze schnell mehr Geld bekommen.“
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