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Michael J. Bresnick Harte Aufsicht über die Deutsche Bank

Die Deutsche Bank muss US-Kunden mit 4,1 Milliarden Dollar entschädigen. Überwacht wird das von Präsident Obamas Chefaufklärer in der Finanzkrise. Im Unterschied zu früheren Fällen könnte er die Bank hart herannehmen.
19.01.2017 Update: 19.01.2017 - 14:20 Uhr 1 Kommentar
Die US-Regierung ernennt einen Aufseher für die Kundenentschädigung durch die Deutsche Bank. Quelle: AP
Kapitol in Washington

Die US-Regierung ernennt einen Aufseher für die Kundenentschädigung durch die Deutsche Bank.

(Foto: AP)

Düsseldorf In den Doppeltürmen in Frankfurt atmen Top-Banker heute auf: Die Deutsche Bank und das US-Justizministerium haben sich geeinigt. Wegen ihrer Verfehlungen in der Finanzkrise zahlt die Bank binnen 15 Tagen auf Aufforderung 3,1 Milliarden US-Dollar Strafe an das US-Justizministerium. Weitere 4,1 Milliarden Dollar gehen als Entschädigung an Verbraucher und Gemeinden, frühere Kunden der Bank.

Deutungsspielraum lässt die jetzt veröffentlichte Faktensammlung der US-Ermittler nicht: Die Bank trug demnach durch eine „enorme Breite an illegalen Aktivitäten“ aktiv zur Finanzkrise bei. Jeder, „der halbwegs lebendig war“, bekam zwischen 2005 und 2007 einen Hauskredit. Diese toxischen Kredite mit hoher Ausfallwahrscheinlichkeit verkaufte die Bank anschließend an gutgläubige Kunden weiter – und machte Kasse.

So lief der Immobilienskandal der Deutschen Bank ab
Welche Rolle die Deutsche Bank spielte
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Die Vorwürfe des US-Justizministeriums richten sich nicht gegen die Deutsche Bank als originären Kreditgeber. Das Institut vergab in den USA nämlich selbst gar keine Darlehen an Immobilienkäufer mit zu geringer Bonität. Das taten andere. Dennoch verdiente die Deutsche Bank daran.

(Foto: AP)
Wie aus einer bunten Kreditmischung ein Wertpapier wird
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Eine Bank kauft Immobilienkredite, die ein anderes Institute an seine Kunden – private Hauskäufer – vergeben hat. Diese Darlehen werden dann zu einem Wertpapier gebündelt und an Investoren verkauft. Diese treten damit in die Rolle des Kreditgläubigers und tragen das Kreditausfallrisiko. Der Ertrag des Investments speist sich aus den Zinszahlungen der Kreditnehmer. Die Deutsche Bank baute dieses Geschäftsfeld konsequent aus und war 2007 vom neunt- zum weltweit drittgrößten Emittenten solcher hypothekenbesicherten Wertpapiere geworden, schreibt das US-Justizministerium in seinem Bericht.

(Foto: Imago)
Vorwurf 1: Lasche Prüfung
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Angeblich hatten die US-Institute, denen die Deutsche Bank ganze Kreditpakete abkaufte, genau geprüft, ob ihre Kunden die Darlehen fürs Haus überhaupt zurückzahlen könnten. Die Deutsche Bank wusste, dass dies ein leeres Versprechen war.

(Foto: Imago)
Vorwurf 2: Fehlende Vorbeugung
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Die Wertpapierstrukturierer der Deutschen Bank prüften die zum Kauf anstehenden Kreditpakete durchaus: Sie machten Stichproben und schätzten auf dieser Basis grob ein, wie viele ausfallgefährdete – faule – Kredite es beinhaltete. Die Crux: Fanden sie viel faules Material, verzichteten sie auf eine tiefergehende Prüfung, sagen die US-Aufseher.

(Foto: Imago)
Vorwurf 3: Laxe Kontrollen
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Nicht genug, dass die Deutsche Bank offenbar die Qualität der angekauften und dann zu Wertpapieren verpackten Kredite nicht ausreichend prüfte. Sie ließ es offenbar auch zu, dass der Verkäufer der Hypotheken zum Teil selbstständig und nachträglich ungeprüfte Kredite in die Pools einlagerte.

(Foto: Imago)
Vorwurf 4: Die Risiken verschwiegen
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Zu guter Letzt monieren die US-Behörden, dass die Deutsche Bank wider besseres Wissen ihren Investoren gegenüber verschwieg, welche Risiken tatsächlich in den Hypothekenverbriefungen lauerten. „Die Deutsche Bank legte ihre eigene Risikotoleranz auf Basis korrekter Bewertungsdaten fest, gewährte Investoren aber nicht die gleiche Aufmerksamkeit“, heißt es im Bericht.

(Foto: Imago)

Verglichen mit anderen US-Großbanken ist die Deutsche Bank mit der 3,1-Milliarden-Dollar-Strafe nicht gerade glimpflich davongekommen. Teuer könnte die Bank auch der zweite Bestandteil der Einigung kommen, die 4,1 Milliarden Dollar an Kundenentschädigungen. Das Geld soll hochverschuldete US-Immobilienbesitzer sowie geschädigte Gemeinden entlasten. Ihnen wird nicht direkt Geld überwiesen, vielmehr erhalten Eigentümer, die oftmals Hauskredite unabhängig vom Einkommen erhielten, günstigere Kreditbedingungen. Die Bank soll zum Beispiel Kreditraten erlassen, Kreditsummen oder -zinsen reduzieren, bei der Suche nach neuen Kreditgebern helfen und finanzielle Hilfen für den Bau günstiger Wohnungen bereitstellen.

Während die Strafzahlung an die US-Regierung das Ergebnis des vierten Quartals 2016 empfindlich belasten wird, hoffen Beobachter, dass die Kundenentschädigungen die Bank weniger kosten könnten als gedacht. Den US-amerikanischen Konkurrenten Goldman Sachs sollen die „Erleichterungen für Verbraucher“ bei einer ähnlichen Einigung höchstens 20 Cent je Dollar gekostet haben – ein Fünftel der ausgewiesenen Summe.

Der Betrugsexperte wird die Entschädigung durch die Deutsche Bank überwachen. (Venable LLP)
Michael J. Bresnick

Der Betrugsexperte wird die Entschädigung durch die Deutsche Bank überwachen. (Venable LLP)

Zentrale Figur ist stets der Aufseher, den die US-Regierung für die Abwicklung der Kundenentschädigung vorsieht. Im Goldman-Fall wurde Eric D. Green berufen. Der Harvard-Professor gilt als Gründervater des US-amerikanischen Systems der „Alternative Dispute Resolution“, der Streitschlichtung als Alternative zu einem Gerichtsverfahren. Als erfahrener Mediator hat er das Wohl beider Seiten im Blick – und betreut neben dem Goldman-Fall auch Einigungen mit den US-Instituten Bank of America und Morgan Stanley. Ein Finanzfachmann ist Green nicht.

Professor Green wäre aus Sicht der Deutschen Bank der ideale Mann für die Überwachung der Kundenentschädigung gewesen. Doch die US-Regierung hat diesmal einen anderen Chef-Aufseher ernannt: Michael J. Bresnick. Mit ihm dürfte die Deutsche Bank nicht so glimpflich davonkommen. Bresnick kommt nicht aus der Mediation – er ist ein erfahrener Jurist aus Washington und hat sich einen Ruf als beinharter Kämpfer gegen Finanzverbrechen erarbeitet.

Finanz-Strafverfolger aus Leidenschaft
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1 Kommentar zu "Michael J. Bresnick: Harte Aufsicht über die Deutsche Bank"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Das geschieht der Deutschen Bank ganz recht. Bis heute warte ich darauf, dass ein verantwortlicher Manager zu einer Gefängnisstrafe wegen Betrugs oder Bildung einer kriminellen Vereinigung verurteilt wird. Bei kleinen Firmen oder im Privatbereich wäre dies schon lange passiert.

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