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Moral vor Mammon Die Steyler Bank will Geld für die Armen verdienen

Glauben, Armutsgelübde und Bankgeschäfte: Geht das überhaupt zusammen? Die Steyler Missionare glauben schon. Die Bank erwirtschaftete seit 1964 rund 91 Millionen Euro für die Hilfsprojekte des Ordens in Asien und Afrika.
20.04.2014 - 13:45 Uhr Kommentieren
Die Steyler Bank in Sankt Augustin (Nordrhein-Westfalen). Die Bank wurde 1964 vom Steyler Missionsorden gegründet. Quelle: dpa

Die Steyler Bank in Sankt Augustin (Nordrhein-Westfalen). Die Bank wurde 1964 vom Steyler Missionsorden gegründet.

(Foto: dpa)

St. Augustin „Wir haben viele Kunden, denen Geld nicht mehr so wichtig ist.“ Norbert Wolf, der Geschäftsführer der Steyler Bank, sagt den Satz und lässt ihn einen Moment nachklingen. Welcher Bankchef kann so etwas schon von seinen Kunden sagen? Dann fügt er zur Bekräftigung noch hinzu: „Zwischen 30 und 40 Prozent von ihnen spenden einen Teil ihrer Zinsen für einen guten Zweck.“

Tatsächlich ist die Steyler Bank ein recht ungewöhnliches Geldinstitut. Die Bank in St. Augustin bei Bonn ist klein. Sie hat gerade einmal 55 Mitarbeiter und nicht einmal 17.000 Kunden. Doch nach eigenen Angaben ist sie „Deutschlands älteste Ethikbank“. Gegründet wurde sie 1964 mitten in der Wirtschaftswunderzeit von den Steyler Missionaren als ein Finanzinstitut das „Moral vor den Mammon“ stellt.

Ein katholischer Orden mit Armutsgelübde als Besitzer eine Bank? Das kann schon Verwunderung auslösen. Doch Bankchef Wolf sieht darin keinen Widerspruch. „Geld ist ein guter Diener und nützt uns, um Menschen vor Ort zu helfen.“ Der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann bezeichnete die Bank einmal als „Exot und Stachel zugleich in einer Bankenwelt, in der oft die Rendite über allem steht“.

Die Bank lockt ihre Kunden nicht mit üppigen Zinsen. Sie macht es ihnen vielmehr leicht, auf Geld zu verzichten, um damit Gutes zu tun. Etwa mit dem Afrika-Sparbrief, bei dem eine Hälfte der Zinsen automatisch in Hilfsprojekte fließt.

Der Anspruch der Bank ist es, das Geld der Kunden nur in „saubere Geldanlagen“ zu investieren, bei denen die Schöpfung bewahrt und Menschenrechte geachtet werden. Rüstungsfirmen sind ebenso tabu, wie Pornografievertreiber oder Waffenhersteller. Aber auch Kinderarbeit oder Tierversuche toleriert die Bank nicht.

Damit ist das Geldinstitut allerdings längst nicht mehr allein auf dem Markt. Alternativbanken wie die Bochumer GLS-Bank, die Ethikbank oder die Umweltbank bieten ihren Kunden seit geraumer Zeit ähnliches.

Was einmalig ist bei der Ordensbank: Der gesamte erwirtschaftete Gewinn der Bank fließt in die Arbeit des Ordens der Steyler Missionare, der mit 10 000 Brüdern und Schwestern in 70 Ländern Hilfsprojekte für die Ärmsten der Armen betreibt. Das Geld finanziert den Bau von Schulen, Krankenstationen oder Brunnen, aber auch den Kirchenbau in Asien und Afrika. Mehr als 91 Millionen Euro habe die Bank seit ihrer Gründung an Spenden und Bankgewinnen für die Arbeit der Ordensgemeinschaft generiert, sagt Wolf. Der durchschnittliche Kunde der Steyler Bank ist denn auch praktizierender Katholik, über 50 Jahre alt und vermögend. Doch sei jeder bei der Bank willkommen, betont Wolf.

Die Finanzkrise hat der Steyler Bank einen Aufschwung beschert. „Wir merken seitdem, dass auch immer mehr junge Kunden uns als Alternative wahrnehmen“, sagt der Bankchef. Das verwaltete Kundenvermögen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf zuletzt knapp 410 Millionen Euro gestiegen und soll nach den Plänen Wolfs in den nächsten Jahren weiter wachsen.

Solche Zuversicht verlangt nicht einmal sonderlich viel Gottvertrauen. Nach einer Studie der auf den Finanzsektor spezialisierten Unternehmensberatung ZEB sind Millionen Bankkunden an Angeboten interessiert, die mehr als nur Rendite versprechen. „Banken, die bei ihren Investitionsentscheidungen Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, entsprechen dem wachsenden Bedürfnis von Verbrauchern nach verantwortungsvoller Geldanlage. Dies gilt für kirchliche Kreditinstitute ebenso wie für die zunehmend beliebten sozial-ökologischen Banken“, sagt der ZEB-Bankenexperte Christof Jauernig.

  • dpa
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