Nach FTX-Pleite „Dilettantisch, infantil unterwegs“– Bafin-Chef fordert umfassende Regulierung des Krypto-Sektors

Der Bafin-Chef findet einige Vorgänge im Kryptogeschäft skandalös. „Es gab Anbieter, die offensichtlich dilettantisch, infantil unterwegs waren“, kritisiert er.
Frankfurt Die deutsche Finanzaufsicht Bafin fordert nach den jüngsten Verwerfungen am Kryptomarkt eine umfassende Regulierung des Sektors. „Vielleicht ist dieser Marktkollaps zum richtigen Zeitpunkt gekommen“, sagte Bafin-Chef Mark Branson am Dienstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). „Jetzt müssen wir die Lehren daraus ziehen.“
Kürzlich hatte FTX, einst die drittgrößte Kryptobörse der Welt, Insolvenz angemeldet. FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wurde am Montag wegen Betrugsverdachts verhaftet und muss bis zu seinem Verhandlungstermin am 8. Februar des kommenden Jahres im Gefängnis bleiben. Die zuständige Richterin auf den Bahamas lehnte eine Freilassung auf Kaution ab. Die Gefahr, dass Bankman-Fried dann flieht, ist aus ihrer Sicht zu groß.
Das US-Justizministerium hat eine strafrechtliche Klage gegen den FTX-Gründer eingereicht und verlangt, dass ihn die Bahamas ausliefern. Bankman-Fried hat Fehler eingeräumt, die Verantwortung für kriminelle Aktivitäten aber zurückgewiesen.
Branson machte deutlich, dass er das Vorgehen einiger Akteure im Kryptosektor verantwortungslos findet. „Es gab Anbieter, die offensichtlich dilettantisch, infantil unterwegs waren.“ Da die Größe des Kryptogeschäfts nach wie vor überschaubar sei und es keine engen Verflechtungen mit der traditionellen Finanzwelt gebe, bestehe durch die jüngsten Verwerfungen kein Risiko für die Finanzmarktstabilität.
Branson sieht jedoch die Gefahr, dass dies bei künftigen Einbrüchen anders sein könnte, wenn man die Kryptobranche einfach so weitermachen lasse wie bisher. „Es kann gut sein, dass nach diesem Kryptowinter ein Kryptofrühling kommt“, sagte der Bafin-Chef. Er hält es für sehr wahrscheinlich, dass es dann „viel mehr Verflechtungen mit dem traditionellen Finanzgeschäft“ geben wird.
Branson: „Mit Regulierung ist man immer etwas hinter der Kurve“
Branson macht sich deshalb für globale Kryptoregeln stark. Neben der Wahrung der Finanzstabilität müssen damit aus seiner Sicht auch der Kampf gegen Geldwäsche sowie der Schutz von Verbrauchern gewährleistet werden. Das in der EU kürzlich verabschiedete Regelwerk für Kryptowährungen sei ein Schritt in die richtige Richtung, gehe aber nicht weit genug, sagte Branson.
>> Lesen Sie hier: Sam Bankman-Fried gibt sich selbst die Schuld
Vertreter von Europaparlament und den Mitgliedstaaten hatten sich im Sommer auf die Richtlinie Mica (kurz für „Markets in Crypto Assets“) verständigt. Das neue Gesetz soll Anleger schützen und den Missbrauch von Kryptowährungen verhindern. Die Richtlinie wird allerdings wohl erst ab 2024 gelten – und dann möglicherweise in Teilen schon wieder überholt sein.
„Mit Regulierung ist man immer etwas hinter der Kurve“, räumt Branson ein. Gerade deshalb findet er es jedoch wichtig, zeitnah mit der Arbeit an neuen Regeln zu beginnen, die aus seiner Sicht das gesamte Ökosystem umfassen müssen. „Eine Regulierung muss auf alle Aktivitäten ausgedehnt werden.“ Dazugehören müssen nach Ansicht des Bafin-Chefs auch „risikoorientierte Kapital- und Liquiditätsvorschriften, wenn man ähnliche Risiken hat wie im Bankgeschäft.“
Zuletzt hatten sich auch zahlreiche andere Finanzmarktaufseher für eine härtere Regulierung des Kryptosektors ausgesprochen. Der Finanzstabilitätsrat FSB will im kommenden Jahr einen Zeitplan vorlegen, der festlegt, wann erste Vorschläge für eine globale Kryptoregulierung gemacht werden. Der FSB überwacht im Auftrag der G20-Staaten die Gefahren für das weltweite Finanzsystem.
Vielleicht ist dieser Marktkollaps zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Bafin-Chef Mark Branson
Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, dass es im Kryptosektor Risiken gebe, die man dringend adressieren müsse, sagte der langjährige FSB-Generalsekretär Dietrich Domanski kürzlich der „Financial Times“. Ziel sei es, ein Rahmenwerk zu verabschieden, bei dem Kryptoanbieter „die gleichen Standards einhalten müssen wie Banken, wenn sie die gleichen Angebote unterbreiten wie Banken“.
Bafin weist Kritik an langsamer Lizenzvergabe zurück
In Deutschland haben zahlreiche Fintechs, aber auch etablierte Finanzinstitute Lizenzen für den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen beantragt. Einige klagen, dass es sehr lange dauere, bis die Bafin entsprechende Lizenzen erteile. Die Firmen argumentieren, der Zusammenbruch von FTX zeige, dass es einen Bedarf an regulierten und vertrauenswürdigen Anbietern im Kryptogeschäft gebe.
Branson ist ebenfalls der Ansicht, dass der Kryptosektor tendenziell stabiler wird, wenn er angemessen reguliert und streng beaufsichtigt wird. Bevor die Bafin entsprechende Lizenzen vergebe, prüfe sie jedoch genau, ob die Kontrollsysteme angemessen seien angesichts der Risiken, die es in diesem Geschäft gebe. „Dass es eine Weile braucht, um eine Kryptoverwahrlizenz von uns zu bekommen, ist nicht nötigerweise eine schlechte Sache.“
Dass die Bafin nach ausführlicher Prüfung auch in schwierigen Zeiten grünes Licht für neue Kryptoangebote gibt, zeigt das Beispiel Bitpanda. Die Wiener Krypto-Handelsplattform erhielt Ende November eine Lizenz zur Verwahrung und zum Eigenhandel von Kryptowährungen.
Mehr: FTX-Insolvenzverwalter Ray sagt vor Kongress aus: „Auf keinen Fall“ kann er nichts gewusst haben
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Bafin Chef fordert?
Hat der schon vergessen wieviel Aktionäre das Bafin um Milliarden gebracht hat durch totale Unfähigkeit des Unfähigen Beamtenapparates.
Der soll nichts fordern sondern schauen wie die Aktionäre ihr durch Bafin versagen verlorenes Geld wiederbekommen.