Nach Tod des Ehrenpräsidenten: Wie geht es weiter mit Vontobel?
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Nach Tod des EhrenpräsidentenWie geht es weiter mit Vontobel?
Vontobel-Großaktionär Hans Vontobel ist am Sonntag im Alter von 99 Jahren gestorben. Nun ist die Verunsicherung über die Zukunft der Schweizer Bank groß. Übernahmegerüchte machen die Runde.
04.01.2016 - 12:54 Uhr
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Vontobel-Zentrale in Zürich
Die Schweizer Privatbank ist auf die Vermögensverwaltung und das Investment Banking spezialisiert.
Zürich. Am Sonntag ist Vontobel-Großaktionär Hans Vontobel im Alter von 99 Jahren gestorben, wie das Institut am Montag mitteilte. Der Tod heizt nun Spekulationen um die Zukunft der Schweizer Bank an.
Nach einer jahrzehntelangen Karriere beim Zürcher Institut war er zuletzt zwar nur noch Ehrenpräsident, doch als Oberhaupt der weitverzweigten Familie hatte er einem Insider zufolge entscheidenden Anteil daran, die Mitglieder hinter der Bank und ihrer Strategie zu scharen. "Mit dem Tod des alten Patrons hat die Firma die Klammer verloren, die alles zusammengehalten hat", sagte ein Händler. Er rechnet damit, dass andere Institute nach der Zürcher Bank oder Teilen davon greifen könnten. An der Schweizer Börse legten Vontobel 1,5 Prozent zu, während der Gesamtmarkt absackte.
Die größten Banken Europas (nach Marktkapitalisierung)
Intesa Sanpaolo Italien 28,472 Milliarden Euro
Stand: Anfang Juli 2016. Quelle: S&P Global Market Intelligence
Nordea Bank Schweden 30,411 Milliarden Euro
Banco Bilbao Spanien 32,701 Milliarden Euro
ING Groep Niederlande 35,7527 Milliarden Euro
PAO Sberbank of Russia Russland 40,396 Milliarden Euro
UBS Group Schweiz
43,209 Milliarden Euro
Lloyds Banking Group
Großbritannien
46,368 Milliarden Euro
Banco Santander
Spanien
49,393 Milliarden Euro
BNP Paribas
Frankreich
49,495 Milliarden Euro
HSBC
Großbritannien
110,804 Milliarden Euro
Hans Vontobel war einer der bekanntesten Vertreter des Schweizer Finanzplatzes. Er trat 1943 in die von seinem Vater gegründete Bank ein, wurde 1981 Präsident und besuchte bis zuletzt sein Büro im Hauptsitz mit Blick auf den Zürich See. Daneben war er Präsident der Zürcher Börse, Verwaltungsrat des Schweizer Bankenverbandes und der "Neuen Zürcher Zeitung", Autor und Mäzen.
Über einen Aktionärsbindungsvertrag, an dem auch weitere Familienmitglieder und Stiftungen beteiligt waren, wollte er schon lange vor seinem Tod sicherstellen, dass die Kontrolle über das Unternehmen bei der Familie bleibt. Der Vertrag gilt vorerst bis Ende 2017. Im April sollen zwar zwei Vertreter der Familie im Verwaltungsrats Einzug nehmen. "Wenn das nicht gelingt, droht ein Verkauf", sagt ein Insinder.
Die größten Verwalter privater Vermögen
Der Markt für Verwalter privater Vermögen hat ein Volumen von 20,6 Billionen Dollar. Die zehn größten Vermögensverwalter beherrschen davon 47 Prozent. Allein die UBS kommt auf einen Marktanteil von 9,9 Prozent.
In diesem Ranking nicht berücksichtigt: Vermögensverwalter, die sich nicht auf vermögende Privatkunden fokussieren, wie Blackrock.
Quelle: Scorpio Partnership
Das schnellste Wachstum unter den Vermögensverwaltern legte die BMO Financial Group aus Kanada hin. Durch Übernahmen wuchs das verwaltete Vermögen um 80 Prozent auf 326,4 Milliarden Dollar.
Unter den Top 10 Vermögensverwaltern wuchs JPMorgan Chase & Co. am schnellsten. Die Amerikanier steigerten das verwaltete Vermögen um 19 Prozent auf 428 Milliarden Euro.
Goldman Sachs, USA Verwaltetes Vermögen: 363 Milliarden Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): + 10 Prozent
HSBC, Großbritannien Verwaltetes Vermögen: 365 Milliarden Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): - 4,5 Prozent
BNP Paribas, Frankreich Verwaltetes Vermögen: 371 Milliarden Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): - 6,2 Prozent Veränderung zum Vorjahr (in lokaler Währung): + 6,3 Prozent
J.P.Morgan Chase & Co., USA Verwaltetes Vermögen: 428 Milliarden Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): + 18,6 Prozent
Citi Bank, USA Verwaltetes Vermögen: 551 Milliarden Dollar Veränderung zum Vorjahr: Keine Angaben, da die Bank ihre Berechnungsgrundlagen geändert hat.
Royal Bank of Canada, Kanada Verwaltetes Vermögen: 704 Milliarden Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): + 4,6 Prozent Veränderung zum Vorjahr (in lokaler Währung): + 13,8 Prozent
Credit Suisse, Schweiz Verwaltetes Vermögen: 884 Milliarden Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): - 0,5 Prozent Veränderung zum Vorjahr (in lokaler Währung): + 10,6 Prozent
Bank of America Merill Lynch Verwaltetes Vermögen: 1,98 Billionen Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): + 6,3 Prozent
Morgan Stanley, USA Verwaltetes Vermögen: 2,03 Billionen Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): + 6,1 Prozent
UBS, Schweiz Verwaltetes Vermögen: 2,04 Billionen Dollar Veränderung zum Vorjahr (in US-Dollar): + 3,5 Prozent Veränderung zum Vorjahr (in lokaler Währung): + 15 Prozent
Quelle: Scorpio Partnership
Firmenintern sei die Verunsicherung groß, ob die Bank längerfristig in der gegenwärtigen Form fortbestehen könne. Auf den Prüfstand kommen könnte in erster Linie die Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden. Angesichts von steigenden Regulations- und Informatik-Kosten halten manche Experten Vontobel auf lange Sicht für zu klein, um selbstständig zu bleiben.
Interesse an Zukäufen in dem Geschäft haben etwa Julius Bär und Credit Suisse. Vontobel wollte sich zu den Spekulationen über einen möglich Verkauf nicht äußern.