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Nach Zinssenkung Türkischer Notenbankchef entlässt sein gesamtes Management

Die türkische Geldpolitik wird neu aufgestellt. Neben dem Gouverneur der Zentralbank muss jetzt auch die obere Führungsebene gehen. Auch im Finanzministerium gibt es Veränderungen.
09.08.2019 - 12:05 Uhr Kommentieren
Türkei: Chefvolkswirt der türkischen Notenbank entlassen Quelle: AFP
Türkei-Flagge

Der Umbau in der Führung der türkischen Notenbank fällt umfassend aus.

(Foto: AFP)

Ankara Als der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan im Juli seinen Notenbankchef feuerte, rechneten Beobachter mit einem Umbruch in der Geldpolitik des Landes. Jetzt, nach einer drastischen Zinssenkung vor zwei Wochen, wird deutlich: Dabei bleibt es nicht.

Die türkische Notenbank entlässt im Zuge ihres von Erdogan betriebenen Umbaus ihren Chefvolkswirt. Neben Hakan Kara würden weitere Manager ihres Postens enthoben, heißt es in einem Dokument des Aufsichtsgremiums der Notenbank. Insgesamt seien mehr als zehn Personen betroffen. Wer neuer Chefvolkswirt werden soll, ging aus dem Papier nicht hervor.

Eines haben alle entlassenen Manager gemeinsam: Sie sind von Ex-Notenbankchef Murat Cetinkaya ernannt worden. Im Juli hatte Erdogan Cetinkaya entlassen, sein Nachfolger wurde Murat Uysal, der bis dahin Vize-Präsident war.

Uysal gilt anders als Cetinkaya als Befürworter einer lockeren Geldpolitik. In seiner ersten Sitzung unter Uysal hat der geldpolitische Ausschuss der Notenbank unlängst den Leitzins um 425 Basispunkte auf 19,75 Prozent gesenkt.

Erdogan verlangt seit längerem niedrigere Zinsen, um mit billigerem Geld die Wirtschaft anzukurbeln. Die Intervention des Staatspräsidenten nährt allerdings Sorgen, dass die türkische Notenbank ihre Unabhängigkeit verliert. Der Chef der türkischen Industrie- und Handelskammer (Tobb) forderte unterdessen am Donnerstag die privaten Banken des Landes auf, endlich die Zinsen für Kredite zu senken. Staatliche Banken haben nach der Leitzinssenkung bereits ihre Kredite verbilligt.

Folgende Manager sind nach Informationen des Handelsblatts entlassen worden:

  • Pınar Özlü, Generaldirektorin für Forschung und Geldpolitik
  • Yavuz Yeter, Generaldirektor für Banken und Finanzinstitute
  • Ayşe Gül Sayın, Generaldirektorin für Informationstechnologien
  • Zafer Orhan, Koordinator für Unternehmenstransformation
  • Mustafa Begün, Generaldirektor für Unternehmensrisikomanagement
  • Ali Çufadar, Generaldirektor für betriebliche Angelegenheiten
  • Orhan Kandar, Generaldirektor für Marktangelegenheiten
  • Mehmet Sercan Arslan, Generaldirektor für Strategie und Corporate Governance
  • Ali Hakan Kara, Chefökonom

Timothy Ash, Analyst und Türkei-Experte bei Bluebay Asset Management in London, bezeichnet Kara als „das Rückgrat“ der Geldanalyse der Zentralbank. „Seine Abwahl ist ein riesiger Verlust für die Bank“, sagte Ash. „Das ist schwer zu verstehen.“

Die Schritte „werden nicht nur zu einer schlechten Geldpolitik führen, sondern auch zu einer Situation, in der niemand mehr sagen kann, was richtig ist“, sagte Refet Gürkaynak, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Bilkent-Universität in Ankara, in einem Twitter-Beitrag.

Auch im Finanzministerium ändern sich wichtige Besetzungen, wie Insider dem Handelsblatt erzählen. Demnach muss der Leiter des an das Finanzministerium angeschlossenen Ermittlungsausschusses für Finanzkriminalität, Osman Dereli, seinen Posten räumen.

Die türkische Wirtschaft hat in den vergangenen 18 Monaten unter innen- und geopolitischen Umwälzungen gelitten. Seit dem Frühjahr dieses Jahres gehört die Lira jedoch zu den stärksten Währungen weltweit. Auch der abrupte Abfall der Leitzinsen hat die Lira nicht geschwächt. Alleine im Juli gewann die Währung laut Bloomberg zum US-Dollar 4,8 Prozent an Wert.

Die Türkei gehört trotz der gesunkenen Zinsen zu den Ländern mit den höchsten Realrenditen: Der Leitzins der Zentralbanken beträgt 19,75 Prozent, verglichen mit einer Inflation von 16,7 Prozent im Juli. Am Mittwoch hatte die Zentralbank bei einer Auktion unter Geschäftsbanken knapp 21 Milliarden US-Dollar zum neuen Zins in den Markt gebracht. Nachgefragt hatten die Geldhäuser rund 26 Milliarden US-Dollar.

Mit Material von Reuters

Mehr: Entgegen den Prognosen: Die türkische Wirtschaft ist trotz der Leitzinssenkung stabil.

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