Nachgefragt zur Börsenfusion „Die Börsenaufsicht nicht den Amerikanern überlassen“
Handelsblatt: Herr Meister, Sie haben einst die Übernahme der Euronext in Paris durch die New York Stock Exchange scharf kritisiert, weil Sie eine zu starke Stellung der Amerikaner in Europa befürchteten. Wie beurteilen Sie jetzt die Fusion zwischen New York und der Deutschen Börse?
Edgar Meister: Hierbei handelt es sich hier um eine echte Fusion, nicht um eine Übernahme. Der Zusammenschluss nutzt beiden Seiten. Frankfurt wird genauso viel von der Fusion haben wie New York.
Worin liegt der Nutzen?
Die Amerikaner profitieren davon, dass die Deutsche Börse im Derivatehandel eine führende Position inne hat. Auf der anderen Seite erhalten die Deutschen über New York mehr Einfluss im internationalen Aktienhandel. Das neue Unternehmen hätte eine starke Stellung in der Welt, was wiederum dem Finanzplatz Frankfurt zu Gute käme.
Wichtige Detailfragen sind allerdings noch ungeklärt, etwa die Frage welche Börsenaufsicht künftig den Ton angibt. Gerüchten zufolge könnte die amerikanische SEC ihren Einfluss auf deutsche Unternehmen ausweiten.
Sollte die SEC versuchen, an Einfluss auf dem deutschen Kapitalmarkt zu gewinnen, wäre das nicht förderlich für das fusionierte Unternehmen. Die Börsenaufsicht sollte nicht allein den Amerikanern überlassen werden.
Wo liegt das Problem?
Die Vorschriften der SEC sind bürokratisch und mit hohen Kosten für die Unternehmen verbunden. Genau aus dem Grund haben sich mehrere deutsche Unternehmen in den letzten Jahren von der US-Börse zurückgezogen.
Die deutschen Unternehmen wären vermutlich nicht begeistert, wenn sie erneut mit der SEC zu tun bekämen. Was muss jetzt geschehen?
Es ist wichtig, diese Frage in der nächsten Runde der Verhandlungen zu diskutieren und auch die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen. Wenn das passiert, bin ich zuversichtlich, dass sich eine für beide Seiten gute Lösung finden lässt.
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