Nachhaltige Investments Wie die US-Börsenaufsicht gegen Greenwashing vorgehen will

Die SEC will mit einer eigenen Taskforce Finanzfirmen auf die Spur kommen, die bei nachhaltigen Investments mehr versprechen, als sie halten.
Frankfurt Die US-Börsenaufsicht SEC will proaktiv dem sogenannten Greenwashing bei Nachhaltigkeitsfonds (ESG-Fonds) entgegenwirken. Die Buchstaben ESG (Environment, Social, Governance) stehen für Investments, die nach ökologischen, sozialen oder ethischen Kriterien getätigt wurden. Allerdings befürchtet die SEC, dass viele Anbieter ihre Fonds als grüner und ethischer verkaufen, als sie es tatsächlich sind.
Schon im März hat die Behörde daher eine Taskforce eingerichtet, die sich auf mögliches Fehlverhalten in dieser boomenden Branche fokussieren soll. Die damalige kommissarische Leiterin der Behörde, Allison Herren Lee, hatte betont, dass die Gruppe bewusst auch mit dem Whistleblower-Büro der SEC zusammenarbeiten wird.
Davon könnte auch Desiree Fixler profitieren. Die ehemalige Chefin der Nachhaltigkeitsabteilung der Fondsgesellschaft DWS wirft der Tochter der Deutschen Bank vor, sie habe ihr Nachhaltigkeitsengagement systematisch zu positiv dargestellt.
„ESG ist ein sehr heißes Thema für die SEC. Offenbar kommt der DWS-Fall da genau zur richtigen Zeit“, glaubt der renommierte Whistleblower-Anwalt Jordan Thomas von der Kanzlei Labaton Sucharow. Thomas hatte 2016 einen Whistleblower vertreten, der Vorwürfe gegen die Deutsche Bank in den USA erhoben hatte, ist in den DWS-Fall jedoch nicht eingebunden.
Das Geschäft mit nachhaltigen Investments boomt. Fondsgesellschaften und Banken versprechen sich vom Kampf gegen den Klimawandel einen Wachstumsschub. Da es bislang noch keine verbindlichen Standards für nachhaltige Investments gibt, ist es gerade für Kleinanleger sehr kompliziert nachzuvollziehen, welche Fonds und Produkte den Ansprüchen gerecht werden, die sie versprechen.
Die SEC hat ein eigenes Whistleblower-Büro
Die SEC setzt schon seit Jahren auf eine enge Zusammenarbeit mit Tippgebern, die auf Missstände in Unternehmen hinweisen. Zu den Reformen, die nach der Finanzkrise 2008 umgesetzt wurden, gehört auch ein eigenes Whistleblower-Büro innerhalb der Börsenaufsicht, das den Hinweisgebern zusätzlichen Schutz geben soll.
Die erste Belohnung für Whistleblower hat die Finanzaufsicht 2012 ausgezahlt. Seitdem hat die Börsenaufsicht über 200 Hinweisgeber belohnt. Sie halfen der Behörde dabei, gut drei Milliarden Dollar an Strafen zu verhängen. Davon hat die SEC insgesamt rund eine Milliarde Dollar an die Hinweisgeber ausgezahlt. Um die Hinweisgeber zu schützen, hält die SEC ihre Namen auf Wunsch geheim. Auch das Unternehmen, gegen das die SEC vorgeht, wird nicht immer öffentlich gemacht.
Fixler hatte sich nach ihrer Entlassung durch die DWS entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen. Dass die Amerikanerin der SEC auch Dokumente vorgelegt hat, könnte in ihrem Fall helfen, glaubt Whistleblower-Anwalt Thomas. „Das führt oft dazu, dass der Fall höhere Priorität hat und mehr Mitarbeiter auf den Fall angesetzt werden“, meint der Experte. Die DWS weist Fixlers Vorwürfe strikt zurück.
SEC-Chef Gary Gensler gilt als großer Unterstützer von Hinweisgebern und hatte erst Ende Juli angekündet, ihre Position weiter stärken zu wollen. Die Schaffung des Whistleblower-Büros hat laut Thomas zu einem Umdenken in Corporate America geführt. „Unternehmen überlegen sich genauer, wie sie mit Vorwürfen von Hinweisgebern umgehen“, sagt er. „Nicht zwingend, weil Unternehmen das Richtige tun wollten, sondern weil sie wissen, dass es teuer und unangenehm werden kann, wenn sie Whistleblower ignorieren.“
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