Nachhaltigkeit Grüne Investments: Banken euphorisch, Kunden skeptisch

Die globalen Banken sehen sich beim Thema Klimawandel als Teil der Lösung, doch für viele ihrer Privatkunden spielt Nachhaltigkeit noch keine große Rolle.
Frankfurt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing ist sich sicher: Das Thema Nachhaltigkeit ist die größte Wachstumschance für Banken seit Jahrzehnten. Bis 2023 will das größte heimische Geldhaus rund 200 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen erreichen.
Mit solchen Plänen steht Sewing nicht allein: Die gesamte Branche hat den Megatrend Nachhaltigkeit für sich entdeckt. Doch bei den von den Banken beschworenen Chancen gibt es ein Problem. Die Kunden stehen nachhaltigen Investments offenbar noch immer sehr skeptisch gegenüber.
Zumindest spricht eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung Bearingpoint dafür, dass für die meisten Bankkunden das grüne Engagement erst einmal aufhört, wenn es um das eigene Bankkonto geht. Sicherheit, Rendite und Kosten sind für Verbraucher in Deutschland, Österreich, Schweiz und Frankreich weiterhin die mit Abstand wichtigsten Kriterien, wenn es um das Thema Finanzen geht.
Die Umfrage zeigt, dass Nachhaltigkeit bei den deutschen Sparern als zentrales Kriterium bei der Geldanlage mit sechs Prozent nur eine untergeordnete Rolle spielt. Bei Schweizern und Franzosen liegt dieser Wert bei sieben Prozent und in Österreich bei fünf Prozent.
Die Daten zeigen aber auch, dass bei der jüngeren Generation das Bewusstsein für grüne Investments deutlich ausgeprägter ist als bei älteren Bankkunden. Immerhin zehn Prozent der Befragten zwischen 18 und 24 Jahren sehen Nachhaltigkeit als das wichtigste Entscheidungskriterium beim Investieren – noch vor Sicherheit, Rendite und Kosten. Bei den 44 bis 54-Jährigen liegt dieser Wert nur halb so hoch.
Diese Zahlen beruhen auf einer Online-Umfrage von YouGov im Auftrag von Bearingpoint, an der über 5000 Personen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Frankreich teilgenommen haben.
Ein weiterer Hinweis, dass Nachhaltigkeit den jüngeren Bankkunden wichtiger ist, zeigt die größere Bereitschaft, dafür auch höhere Kosten bei Bankprodukten in Kauf zu nehmen. Im Durchschnitt sind in allen vier Ländern nur 19 Prozent aller Befragten bereit, für grünere Investments auch mehr zu bezahlen, bei den 18- bis 24-Jährigen ist der Anteil mit 30 Prozent deutlich höher. In Deutschland ist nur rund jeder Sechste mit höheren Kosten einverstanden, aber jeder Vierte der jungen Altersgruppe.
Die nach wie vor vorhandene Grundskepsis gegenüber Nachhaltigkeit beim Thema Geld zeigt sich auch bei den Auswahlkriterien für eine Bank. Selbst bei gleichen Konditionen wären nur 24 Prozent der jüngeren Generation bereit, zu einem anderen Geldhaus zu wechseln, wenn ihnen dort eine breitere Palette an grünen Anlageprodukten geboten würde. Bei den Älteren sind es sogar nur 16 Prozent.
Bearingpoint-Partnerin Yvonne Quint rät den Banken, den durch die Umfrage aufgezeigten Generationsunterschied nicht zu vernachlässigen: „Banken sind gut beraten, sich bei der Entwicklung nachhaltiger Finanzprodukte für den Markt nicht nur auf klassische Firmenkunden zu konzentrieren. Denn ihre Zukunft ist eng mit der Gunst der jungen Privatkunden verknüpft.“
Mehr: Zwischen Visionären und Nachzüglern: So schneiden 15 deutsche Banken bei der Nachhaltigkeit ab.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.