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Negativzinsen Sparkassenfunktionär Walter Strohmaier im Interview: „Ich lehne Minuszinsen für Sparer ab“

Der Bundesobmann der Sparkassen sieht Negativzinsen für private Kunden kritisch. Sparkassenvorstände sollten prüfen, ob sie langfristige Sparverträge kündigen.
17.08.2019 - 15:04 Uhr Kommentieren
Die Sparkassen fürchten die Folgen der Niedrigzinspolitik, einige Manager denken über Strafzinsen für Privatkunden nach. Quelle: mauritius images / Hans-Peter Merten
Filiale der Sparkasse

Die Sparkassen fürchten die Folgen der Niedrigzinspolitik, einige Manager denken über Strafzinsen für Privatkunden nach.

(Foto: mauritius images / Hans-Peter Merten)

Frankfurt Walter Strohmaier ist Chef der Sparkasse Niederbayern-Mitte und seit anderthalb Jahren sogenannter Bundesobmann der Sparkassen. Sein Vorgänger war Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. Wie Schleweis kritisiert auch Strohmaier die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Er warnt davor, dass Sparkassen auf Dauer weniger Kredite an Mittelständler vergeben könnten.

Dass Kreditinstitute den EZB-Strafzins auf ihre Einlagen an Privatkunden weitergeben, lehnt Strohmaier indes ab. Allerdings müssen Sparkassen seiner Ansicht nach überlegen, ob sie langfristige Prämiensparverträge kündigen – rund 30 Geldhäuser haben das bereits getan. Strohmaier sprach sich kürzlich dafür aus, dass die Sparkassen über eine eigene Onlinebank nachdenken sollten.

Lesen Sie hier das gesamte Interview:

Herr Strohmaier, rechnen Sie damit, dass viele Sparkassen Negativzinsen für private Sparer einführen werden?
Die ganze Branche beschäftigt sich mit dem Thema Verwahrentgelte für Sparer und natürlich kann auch ich Verwahrentgelte für Sparer nicht gänzlich ausschließen. Aber ich sehe Verwahrentgelte grundsätzlich kritisch und lehne Minuszinsen für Sparer eigentlich ab, weil sie den Spargedanken völlig auf den Kopf stellen.

Sparer erhalten heute schon keine Zinsen mehr und erleiden durch die Inflation einen Vermögensverlust, der nichts anders ist als eine indirekte Steuer. Ich persönlich gehe davon aus, dass Sparkassen und andere Banken ihre Dienstleistungspreise auf den Prüfstand stellen.

Bisher verdienen die Sparkassen ja gut. Im Jahr 2018 betrug der Gewinn der knapp 400 Sparkassen zusammen 2,2 Milliarden Euro.
Ich warne vor den Spätfolgen der Niedrigzinspolitik. Aktuell haben die Sparkassen gute Geschäftsergebnisse, aber der Trend geht nach unten – und er wird sich beschleunigen. Das führt dazu, dass der Handlungsspielraum kleiner wird. Diese ultralockere Geldpolitik stabilisiere zwar die Staatshaushalte, höhlt aber langfristig die Finanzwirtschaft mehr und mehr aus.

Inwiefern wird der Handlungsspielraum kleiner?
Die Sparkassen müssen, wie andere Banken, den Angriff von Big-Techs abwehren, dafür sind hohe Investitionen erforderlich. Weniger Spielraum kann auch dazu führen, dass die Sparkassen auf Dauer weniger Kredite an mittelständische Firmen vergeben können. Der Grenznutzen dieser Zinspolitik nimmt permanent ab, die gesamtwirtschaftlichen Schäden für die deutsche Volkswirtschaft nehmen aber zu.

Rund 30 Sparkassen haben langfristige Sparverträge gekündigt, meist vom Typ Prämiensparen flexibel. Sie begründen den Schritt in der Regel mit den niedrigen Zinsen. Rechnen Sie mit weiteren Kündigungen?
Die Kosten durch diese Sparverträge sind bei vielen Sparkassen hoch. Bei der Sparkasse Niederbayern-Mitte würde das Betriebsergebnis vor Bewertung ohne die Prämiensparverträge rund zehn Prozent höher liegen – dieser Anteil wird natürlich bei rückläufigen Ergebnissen künftig noch höher. Als Sparkassenvorstand muss ich natürlich prüfen, welche Folgen die hohe Verzinsung langfristiger Sparverträge für die Sparkasse hat.

Wir sind da durchaus auch unter Zugzwang, auch weil wir nicht einen möglichen künftigen Vorwurf der Untreue gänzlich ausschließen können, wenn wir einen Vermögensschaden der Sparkasse zu Gunsten einzelner Kunden riskieren, obwohl es eine rechtliche Möglichkeit gibt, dies zu verhindern.

Der Chef der Sparkasse Niederbayern-Mitte warnt vor den Folgen der hohen Verzinsung für Sparverträge.
Walter Strohmaier

Der Chef der Sparkasse Niederbayern-Mitte warnt vor den Folgen der hohen Verzinsung für Sparverträge.

Wird die Sparkasse Niederbayern-Mitte auch Prämiensparverträge kündigen?
Wir müssen das noch prüfen.

Sparkassenpräsident Helmut Schleweis will aus allen Landesbanken eine einzige Sparkassenzentralbank machen, möglichst ohne Beteiligung der Länder. Wie geht es mit dem Plan voran?
Ich bin nach wie vor ein Fan der Idee, eine Sparkassenzentralbank zu schaffen und so vor allem die Risiken in der Organisation zu senken. Ich vertraue beim weiteren Vorgehen auf unseren Sparkassenpräsidenten.

Sie sind Aufsichtsrat der BayernLB, die mehrheitlich dem Freistaat Bayern gehört und an der auch die bayerischen Sparkassen beteiligt sind. Die Eigentümer prüfen, wie die Zukunft der Bank aussehen soll. Gibt es schon Ergebnisse?
Die zuständigen Gremien befassen sich derzeit hoch professionell mit einem Strategieprozess aus einer Stärke heraus, deshalb haben wir keinen Handlungs- und Zeitdruck. Dazu gehört auch keine „Wasserstandsmeldungen“ während des Prozesses zu irgendwelchen Themen abzugeben.

Herr Strohmaier, vielen Dank für das Interview.

Mehr: Deutschlands 57 Millionen Sparer sind die Verlierer der Geldpolitik. Doch auch die Banken schlagen Alarm wegen des Kurses der EZB.

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