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Netzwerkerin In Corona-Zeiten startet Ilka Hartmann als Chefin der britischen Handelskammer

Ilka Hartmann ist die neue Chefin der britischen Handelskammer in Deutschland. Der Brexit wird für die ehemalige Commerzbankerin aber vorerst zur Nebensache.
31.03.2020 - 16:50 Uhr Kommentieren
Die Bankerin wird neue Chefin der British Chamber of Commerce Germany. Quelle: Urbschat
Ilka Hartmann

Die Bankerin wird neue Chefin der British Chamber of Commerce Germany.

(Foto: Urbschat)

Berlin Für ihren neuen Job hatte Ilka Hartmann große Pläne: Sie wollte als Chefin die Mitglieder der „British Chamber of Commerce in Germany (BCCG)„ auf dem Weg zum Brexit unterstützen, mit Veranstaltungen auf die Zeit danach vorbereiten. Doch dann kam Corona. „Seit dem Wochenende habe ich einen neuen Plan“, sagt Hartmann nun. Das Virus schiebt die Brexit-Herausforderungen nach hinten. Jetzt geht es um Krisenmanagement.

Die BCCG besitzt einen hohen Stellenwert in der deutschen Wirtschaft. Die 1919 erstmals gegründete Organisation wird von Unternehmen und Mitgliedern finanziert, unter den Sponsoren sind British Airways, BMW, HSBC oder die Deutsche Bank. Schirmherr ist der britische Botschafter.

Studien, Vorträge, Infoveranstaltungen – bislang drehte sich bei der Kammer fast alles um den Brexit. Aber an einen „Normalbetrieb“ könne man erst ab Herbst wieder denken, sagt Hartmann. Jetzt steht die Coronakrise im Vordergrund. „Fast alles was live geht, funktioniert aber auch digital.“ Die Kammer will jetzt aufklären, plant Online-Workshops, verweist auf Hilfsangebote der Mitgliedsunternehmen, koordiniert Ideen und Projekte der verschiedenen Player.

Hartmann macht mal wieder das, was sie am besten kann: die Stärken ihres Netzwerks nutzen. Das hat die 54-Jährige in ihren vielen Jahren bei der Commerzbank oft genug bewiesen. Sie baute in Berlin Anfang der 1990er-Jahre den International Counter auf, eine Anlaufstelle für Diplomaten. Hartmann half beim Botschaftsumzug, vermittelte Kindergartenplätze, gab Alltagstipps. „Berlin war damals noch Wildwest“, erzählt sie.

Sie kümmerte sich um Export- und Wirtschaftsförderung, konnte oft den Visa-Prozess für Geschäftskunden beschleunigen. Aber sie lernte auch, Krisen zu meistern: Als der Arabische Frühling 2010 begann, flog die Lufthansa Bundesbürger aus Kairo aus, hatte aber nicht genug Platz für alle.

Hartmann war gerade am Fischbraten, als ihr Chef auf die Mailbox sprach: „Wir müssen unsere Kollegen schnellstmöglich rausholen, aber die Hotline ist besetzt.“ Hartmann telefonierte rum, nutzte ihr Netzwerk. Am Ende konnte sie einigen Coba-Mitarbeitern einen Platz vermitteln.

Kontakte pflegen

Hartmanns größter Schatz: ihre Kontakte. Auf ihrem alten Schreibtisch am Pariser Platz hatte sie die Visitenkarten feinsäuberlich nach Ländern sortiert. „Geben und nehmen, helfen und irgendwann geholfen werden“, erklärt Hartmann ihr Prinzip. Sie hat immer versucht ihre Kontakte zu halten, auch in schwierigen Situationen.

„Zwischen Zahlen und Nachrichten gibt es eine dritte Ebene: die persönliche“, meint Hartmann. Wenn eine Krise durchgestanden sei, kommen die Leute oft zurück. Von ihrem Einsatz profitiert die Bank bis heute: Mehr als ein Drittel des deutschen Außenhandels wird auch heute noch über die Coba abgewickelt.

Von Anfang an setzte Hartmann auf Veranstaltungen, persönliche Treffen. Tage mit drei Events am Stück: bei ihr keine Seltenheit. Das Büffet hat sie meist gemieden, lieber neue Kontakte geknüpft, abends schnell am Dönerladen gehalten – und versucht, noch ihre Tochter und ihren Mann zu sehen, der momentan als Vizekommandeur im Bundeswehrkrankenhaus Ulm arbeitet. 

Bei der BCCG, wo sie ab April auf Andreas Meyer-Schwickerath folgt, der altersbedingt aufhört, hat sie schon einiges umgewälzt: Seit 13 Jahren führt sie die Region Berlin/Brandenburg, hat aus dem „Old Boys Dinner Club“ den größten und aktivsten Verband geformt.

Höhepunkt eines jeden Jahres für die gebürtige Oldenburgerin: die Kohlfahrt, bei der selbst der britische Botschafter einen mit Korn und Bier befüllten Bollerwagen durch den Tiergarten zieht. Ende Februar gab Hartmann, ein Schnapsglas um den Hals, wieder die Antreiberin.

Sie kennt zu jedem Gast eine Anekdote, ist auch geschickt darin, andere glänzen zu lassen: Beim Grünkohlessen erwähnte sie fast beiläufig, wie toll sie ihre Nachfolgerin Lea Grams findet, der sie noch bis Ende des Jahres als Mentorin zur Verfügung steht.

Guter Ruf bei der Coba

Bei der Coba genießt Hartmann einen guten Ruf. „Sie hat einen sehr guten Job gemacht“, sagt Commerzbank-Politikchef Heiner Herkenhoff, der in den vergangenen Jahren ihr Vorgesetzter war. „Es gibt im internationalen, diplomatischen Umfeld in Berlin kaum jemanden, der ein so gutes Netzwerk hat wie sie.“

Sie habe eine große Affinität zu Großbritannien und den Themen, die das Land umtreiben. „Sie besitzt die nötige Frechheit – im positiven Sinne“, meint jemand, der viele Jahre mit ihr zusammengearbeitet hat.

Wenn Vorschläge abgelehnt wurden, habe Hartmann sich damit nicht immer gleich abgefunden. „Das Markanteste an ihr ist die grenzenlose Energie“, weiß Diplomat Peter Ammon, der bis 2018 deutscher Botschafter in London war. „Sie ist klug, tüchtig, wird der Kammer guttun.“

Die meisten Formate haben sie dort schon umgestellt. „Der persönliche Austausch lässt sich nicht zu hundert Prozent ersetzen, aber man muss in diesen Zeiten auch nicht vollkommen off gehen“, meint Hartmann. Gerade in Krisenzeiten sei ein gutes Netzwerk besonders wertvoll. Die Mitglieder seien wirtschaftlich unterschiedlich stark betroffen. „Die meisten Anfragen drehen sich gerade um die Liquidität.“ Etwa wie Firmen, die in Deutschland und in UK unterwegs sind, an staatliche Hilfen kommen können.

Hartmanns Blick geht wie immer nach vorn, auf die Zeit nach Corona. Niemand werde unbeschadet aus der Krise gehen. Aber gerade seien die Menschen auch viel enger zusammengerückt, beobachtet Hartmann – in den Familien, in der Nachbarschaft. „Dieses positive Gefühl sollten wir mitnehmen in die Zeit danach.“

Mitarbeit: Andreas Kröner

Mehr: Rhino soll den Vorstand der hessischen Landesbank verstärken. Er besetzt die Stelle des Chief Information Officer und Chief Operating Officer.

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