Neuer Vizechef im Porträt Karl von Rohr ist der Mann für schwierige Fälle bei der Deutschen Bank

Hat hart mit den US-Behörden verhandelt.
Frankfurt Es waren die vielleicht schwierigsten Stunden in der Nachkriegsgeschichte der Deutschen Bank. Im Herbst 2016 war durchgesickert, dass das US-Justizministerium die Verhandlungen über einen Vergleich zu dubiosen Hypothekendeals aus der Zeit vor der Finanzkrise mit einer Forderung von 14 Milliarden Dollar eröffnet hatte. Eine Last, die die Bank allein kaum hätte schultern können. Die Folge: eine ausgewachsene Vertrauenskrise, der Kurs stürzte ab, Kunden liefen davon, die Erträge brachen weg.
Für Karl von Rohr begann der vielleicht härteste Stresstest seiner Karriere, denn gemeinsam mit dem damaligen Finanzchef der Bank, Marcus Schenck, leitete er das Team, das mit den US-Behörden einen Kompromiss aushandeln musste. Ein Job, der plötzlich sehr viel schwieriger geworden war, denn das Informationsleck vergiftete nicht nur das Verhandlungsklima, es sorgte auch für enormen Zeitdruck.
Kurz vor Weihnachten 2016 konnte der groß gewachsene Mann mit dem schmalen Gesicht und den graublonden Haaren dann so etwas wie ein Happy End melden: Von Rohr und sein Team hatten die US-Behörden in hektischer Geheimdiplomatie auf „nur noch“ 7,2 Milliarden Dollar heruntergehandelt.
Diese Leistung hat innerhalb der Bank selbst Skeptiker überzeugt, und sie hat von Rohr den Respekt von Aufsehern und Investoren eingebracht. „Er ist völlig zu Recht zum Vizevorstandschef befördert worden“, meint Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment.
Als Chief Administrative Officer ist der studierte Jurist von Rohr Herr über die rund 7.000 Rechtsfälle, die die Deutsche Bank plagen. Unter seiner Führung entwickelte das Geldhaus ein ausgeklügeltes System für die Aufarbeitung der juristischen Risiken, vom ersten Verdachtsfall über das Sammeln der Daten bis zum Eingreifen der Personalabteilung und zu den Verhandlungen mit den Behörden.
Aber es waren nicht nur die Erfolge beim Abbau der Rechtsrisiken, die von Rohr für die Beförderung empfahlen. „Als Personalchef gehört er zu den wenigen im Topmanagement, die wirklich Erfolge beim Kostensparen vorweisen können“, meint ein Vertrauter. Von Rohr war zum Beispiel für die arbeitsrechtliche Seite des umfangreichen Filialschließungsprogramms verantwortlich, das sich das Finanzinstitut verordnet hatte.
188 oder rund ein Viertel seiner Zweigstellen hat das Frankfurter Geldhaus eingespart. Das 2016 angekündigte Programm wurde wie geplant im vergangenen Jahr umgesetzt, und das gilt, wenn es um das schwierige Thema Kostensenkung geht, bei der Deutschen Bank bereits als großer Erfolg.
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