Die Aufseher in London haben 51 große Banken aus 15 europäischen Ländern unter die Lupe genommen. Sie stehen zusammen für rund 70 Prozent der Bilanzsumme im europäischen Bankensektor. Ausgewählt wurden Institute, die die Finanzstabilität in Europa gefährden könnten, wenn sie ins Straucheln geraten. Aus Deutschland mussten sich neun Banken dem Stresstest stellen, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Die Aufseher nahmen eine ganze Reihe von Kennzahlen unter die Lupe und prüften, wie sich diese in verschiedenen Szenarien bis 2018 entwickeln dürften. Zum einen spielte die EBA durch, wie es den Banken gehen wird, falls die Vorhersagen der Europäischen Kommission zur Konjunktur in den nächsten Jahren eintreten. Zum anderen testeten sie die Institute auch im Szenario einer sehr viel schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung.
Die EBA bereitet für die Veröffentlichung umfangreiches Material vor. Zahlenkolonnen, Tabellen und Analysen sollen die Ergebnisse des Stresstests darstellen. Anders als bei vorangegangenen Prüfungen wird diesmal aber keine Bank durchfallen – diese Kategorie gibt es schlichtweg nicht. Auch zu einer möglichen Lücke beim Eigenkapital wird sich die EBA nicht konkret äußern.
Nach Darstellung der EBA geht es vor allem darum, den verschiedenen Aufsichtsbehörden für den Sektor Datenmaterial zur Verfügung zu stellen, dass dann mit jeder einzelnen Bank durchgesprochen werden soll. Zudem lässt sich aus den Zahlen durchaus einiges über die Verfassung des jeweiligen Instituts ablesen. Gerade professionelle Anleger werden sich die Daten deshalb genau vorknöpfen.
Im Fokus stehen zum einen italienische Institute. Sie sitzen auf einem riesigen Berg fauler Kredite. Allein das Institut Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS), die älteste Bank der Welt und einer von fünf italienischen Stresstestteilnehmern, hat zweifelhafte Kreditforderungen in zweistelliger Milliardenhöhe in den Büchern. Die Kurse von Bank-Aktien in Italien sind seit Jahresbeginn um mehr als die Hälfte gefallen, was die Institute weiter unter Druck setzt. Große Aufmerksamkeit ist aber auch der Deutschen Bank gewiss. Diverse Skandale, Probleme im Investmentbanking vor dem Hintergrund der Niedrigzinsen sowie der aufwändige Konzernumbau belasten Deutschlands größte Bank. Wer den Aktienkurs verfolgt, bekommt den Eindruck, dass das Institut auf Anleger inzwischen geradezu abschreckend wirkt.
Die Aufseher vermeiden damit eine direkte Reaktion der Wertpapiermärkte. Um 22 Uhr sind die Börsen nicht nur in Europa geschlossen sondern auch in den USA, die für manche der getesteten Banken ein wichtiges Geschäftsfeld sind.
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