Nubank Wie ein brasilianisches Fintech N26 den Kampf ansagt

Mit einer kostenlosen Kreditkarte gemeinsam mit Mastercard konnte das brasilianische Fintech schnell Kunden gewinnen.
São Paulo Es ist ganz sicher kein Zufall: Vor einer Woche erst hat die deutsche Digitalbank N26 von Investoren 152 Millionen Euro an frischem Kapital bekommen. Zugleich verkündeten die N26-Manager, dass sie auch nach Brasilien expandieren wollten.
Das muss der dortige Platzhirsch Nubank als eine Kampfansage verstanden haben: Die Brasilianer holten sich jetzt von Investoren unter der Führung des kalifornischen Fonds TCV 400 Millionen Dollar an neuen Mitteln. Damit ist das Unternehmen Schätzungen zufolge über zehn Milliarden Dollar wert und stößt damit in den Kreis der wertvollsten jungen Wachstumsunternehmen in der Finanzbranche vor.
Unmittelbare Sorgen über einen Gegenangriff der Brasilianer muss sich N26 in Berlin allerdings nicht machen. „Wir wollen nicht in den deutschen Markt“, betonte Nubank-Gründer David Veléz im Gespräch mit dem Handelsblatt. Das zusätzliche Kapital wolle seine Firma vor allem für neue Produkte für die Kunden auf dem brasilianischen Heimatmarkt nutzen und gleichzeitig den Markteintritt in Argentinien und Mexiko finanzieren.
Seit seinem Start vor fünf Jahren konnte Nubank im stark konzentrierten brasilianischen Banksystem mit einer kostenlosen Kreditkarte rasant Kunden gewinnen. Inzwischen nutzen zwölf Millionen Brasilianer die violette Karte. Kontoeröffnung und alle Bankleistungen werden nur über Smartphones abgewickelt. Nubank finanziert sich vor allem mit den Gebühren, die die acht Millionen kommerziellen Nutzer der Bankenplattform bezahlen.
Jetzt will Nubank vor allem mit Konsumkrediten und Konten für kleinere Geschäftskunden seinen Umsatz ausbauen. Seit dem vergangenen Jahr hat das Unternehmen nach eigenen Angaben seinen Klientenstamm verdoppelt.

Der Gründer und Eigentümer von Nubank will mit dem Kapital den Markteintritt in Argentinien und Mexiko finanzieren.
„Unsere Kundenzahl wächst derzeit im Monat um zehn Prozent“, erklärt Veléz, der zusammen mit Cristina Junqueira die Nubank führt. Junqueira hatte ihre erfolgreiche Karriere bei der brasilianischen Großbank Itaú abgebrochen, um das Start-up zu gründen.
Anders als die meisten jungen im Fachjargon als Fintechs bekannten Finanzfirmen erzielt Nubank nach Veléz’ Worten von Anfang an einen hohen Cashflow. „Wir sind sehr entspannt mit unseren Ergebnissen.“
Jetzt gehe es vor allem darum, die Größe des Geschäfts zu steigern. Nubank hätte eine einmalige Wachstumschance in Mexiko und Argentinien – den nach Brasilien größten Volkswirtschaften in Lateinamerika. „Für Unternehmen wie uns ist derzeit viel Kapital verfügbar in der Welt, und deswegen haben wir beschlossen, Gas zu geben“, sagt Veléz.
Schwächen der Konkurrenz
Bei seinen Wachstumsplänen setzt der Manager auch auf die Schwächen der Konkurrenz in Lateinamerika. Denn dort bieten die Banken häufig schlechten, aber teuren Service. Die Margen der lokalen Geldhäuser zählen auch deshalb zu den höchsten weltweit.
Gleichzeitig haben in diesen Staaten wegen der enormen Unterschiede zwischen Arm und Reich ganze Bevölkerungsschichten keinen Zugang zu offiziellen Bankdienstleistungen. „Die meisten Verbraucher zahlen absurde Zinsen und Gebühren bei lausigem Service“, meint Veléz.
An Nubank haben sich in den sechs Finanzierungsrunden zuvor zahlreiche bekannte Fonds aus dem Fin-Tech-Bereich beteiligt. Zu den globalen Investoren zählen DST Global, Sequoia Capital, Dragoneer, Ribbit Capital und Thrive Capital. Auch der chinesische Technologieriese Tencent gehört zu den Investoren von Nubank.
Den Einstieg von TCV feiert die Nubank jetzt als Ritterschlag: Seit seiner Gründung hat der Beteiligungsfonds über elf Milliarden Dollar in führende Technologieunternehmen investiert, darunter mehr als 1,5 Milliarden Dollar in Fintechs. „TCV hat einige der bemerkenswertesten Disruptoren unserer Zeit unterstützt, darunter Netflix, Spotify und Zillow“, sagt Veléz.
Auch wenn Nubank sich bei seiner Expansion erst einmal auf Lateinamerika konzentrieren will, sollte sich N26 nicht zu sehr entspannen. Denn ein Standbein haben die Brasilianer bereits im deutschen Markt.
Seit Ende 2017 unterhält Nubank in Berlin eine eigene Niederlassung. Dort lässt das brasilianische Fintech die Technologie für seine Aktivitäten in Brasilien entwickeln. Auch dieses Team von Informatikern und Programmierern will Veléz mit der Kapitalerhöhung nun weiter ausbauen.
Mehr: Die Smartphonebank N26 sammelt weitere 152 Millionen Euro von Investoren ein. Damit will sie neue Mitarbeiter einstellen und ihre Expansion vorantreiben. Lesen Sie hier mehr.
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