Oldenburgische Landesbank Bieterkampf um eine Bank

13 Milliarden Euro betrug zuletzt die Bilanzsumme des Instituts.
Frankfurt Die Niedersachsen halten was auf ihre Heimat: „Hier seit 1869, so heißt das Werbeversprechen der Oldenburgischen Landesbank. Doch jetzt steht das Institut vor einschneidenden Veränderungen: Denn die Entscheidung über einen Eigentümerwechsel rückt näher. Nach Informationen des Handelsblatts buhlen gleich drei Interessenten um die norddeutsche Regionalbank – darunter auch die Commerzbank.
Die Allianz, die rund 90 Prozent an den Oldenburgern hält, prüft eine Trennung. Die OLB hatte per Pflichtmitteilung Ende September mitgeteilt, dass die Allianz „verschiedene strategische Alternativen“ prüft, um sich teilweise oder ganz von ihren OLB-Anteilen zu trennen. Dazu führe man auch Verkaufsgespräche mit „interessierten Parteien“. Mit einer Bilanzsumme von etwa 13 Milliarden Euro ist die OLB etwa so groß wie die Sparkasse Hannover.
Der Prozess ist schon weit fortgeschritten: „Bis Anfang dieser Woche müssen die verbindlichen Angebote eingereicht werden“, sagte eine mit dem Bieterprozess vertraute Person. Der potenzielle Verkäufer hält sich bedeckt: „Zu Spekulationen und Gerüchten am Markt äußern wir uns grundsätzlich nicht“, heißt es bei der Allianz. Neben Commerzbank und dem Finanzinvestor Apollo hegen Handelsblatt-Informationen zufolge auch die verbündeten Private-Equity-Investoren Towerbrook und Acathia Interesse an der OLB. Towerbrook werde ein verbindliches Gebot abgeben, hieß es in Finanzkreisen. Weder die Commerzbank noch Apollo, Acathia oder Towerbrook äußerten sich dazu.
Der Finanzinvestor Apollo ist bereits bei anderen Finanzinstituten aus der Region engagiert – etwa der Bremer Kreditbank, die im März auch die Privatbank Neelmeyer übernommen hatte. Groß soll auch das Interesse von Acathia und Towerbrook sein. In Finanzkreisen heißt es, dass die OLB wohl weiter eigenständig operieren werde, wenn diese beiden Bieter das Rennen machten. Die Amerikaner waren etwa am Dachpfannenhersteller Braas Monier beteiligt, bevor dieser 2014 an die Börse ging. Acathia war bei der Frankfurter Lebensversicherung oder der Investmentbou‧tique Veritas engagiert.
In den Reihen der Finanzinvestoren befürchtet man aber, gegen die Commerzbank keine realistische Chance zu haben. „Wenn die Commerzbank wirklich die OLB haben will und finanzieren kann, dann sind die Finanzinvestoren doch nur das Feigenblatt für den Prozess“, hieß es aus dem Umfeld der Commerzbank-Konkurrenten.
Das liegt zum einen daran, dass Bankenaufseher Finanzinvestoren als Käufer eher kritisch sehen. Zum anderen werden Commerzbank und Allianz enge Verbindungen nachgesagt: Die Commerzbank sei mit der Allianz geschäftlich verbunden, schließlich pflegen beide Konzerne eine Vertriebsvereinbarung.
Nachdem die Bank in der Finanzkrise vom Staat gerettet worden war, hält der Steuerzahler noch immer rund 15 Prozent der Commerzbank-Aktien. Für Zukäufe wäre das kein Hindernis. Das Zukaufsverbot, das die EU-Kommission einst wegen der Staatshilfen gegen die Bank verhängte, ist seit Jahren abgelaufen.
Für die Commerzbank, die sich bis 2020 ambitionierte Ziele gesetzt hat, könnte sich der Kauf bereits kurzfristig rechnen: Die Marktkapitalisierung der börsennotierten OLB liegt bei knapp 400 Millionen Euro. Das entspricht etwa 60 Prozent ihres Buchwerts, also dem Wert des Eigenkapitals. Zwar dürfte die Allianz einen Preis verlangen, der über der Marktkapitalisierung liegt. Doch die Gebote dürften dennoch unter dem Buchwert bleiben. In diesem Fall könnte die Commerzbank bei einem Zuschlag die Differenz zwischen Kaufpreis und Buchwert als außerordentlichen Gewinn verbuchen. Zwei vergleichbare Deals hatte in den vergangenen Jahren die Aareal Bank durchgezogen.
Sollte die Commerzbank das Rennen machen, dann droht den rund 2 200 Mitarbeitern des Instituts ein deutlicher Stellenabbau: Vor allem das Back Office sei bei einer Integration überflüssig, hieß es, also Jobs mit verwaltenden Aufgaben, die im Hintergrund stattfinden. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Commerzbank zudem auch die Marke OLB kassieren wird, sagten Insider. Weniger wahrscheinlich ist, dass die Commerzbank umfänglich den Vertrieb stutzt, schließlich reagieren Kunden empfindlich darauf, wenn sie ihren gewohnten Betreuer verlieren.
Die Commerzbank will sich dazu nicht äußern und verweist auf die Worte ihres Finanzchefs Stephan Engels: „Marktgerüchte und Spekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht“, hatte er bei der Vorstellung der Quartalszahlen erklärt.
Mit einem Verkauf der OLB würde die Allianz ihren Ausflug ins Bankgeschäft endgültig abschließen: Nach dem Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank blieb die OLB ihre einzige Bankbeteiligung. Einst hatte die Allianz gehofft, über eine eigene Bank auch mehr Versicherungsprodukte verkaufen zu können – und umgekehrt. Das Konzept, das schon mit der Dresdner Bank nicht funktioniert hatte, floppte auch mit der unter dem Dach der Oldenburger geführten „Allianz Bank“. Sie wurde vor drei Jahren eingestellt.
Das Institut behauptete sich als Regionalbank zwischen Weser, Ems und Nordsee mit mehr als 450 000 Firmen- und Privatkunden und arbeitet profitabel. Derzeit rüstet sich das Traditionshaus mit dem „Zukunftsprogramm OLB 2019“ für sein 150-jähriges Bestehen. Es ist offen, ob es dieses Jubiläum 2019 noch als eigenständige Bank erlebt.
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