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Olivier Khayat Unicredit warnt vor Überheblichkeit im Bankensektor: „Kein Land ist sicher“

Italiens größtes Geldhaus hat seine Risikovorsorge deutlich erhöht. Westeuropa-Co-Chef Olivier Khayat will das aber nicht als Alarmsignal verstanden wissen.
28.05.2020 - 17:25 Uhr Kommentieren
Die italienische Großbank hat für das erste Quartal einen Verlust von 2,7 Milliarden Euro ausgewiesen. Quelle: dpa
Unicredit

Die italienische Großbank hat für das erste Quartal einen Verlust von 2,7 Milliarden Euro ausgewiesen.

(Foto: dpa)

Frankfurt In der Debatte über die Frage, ob aus der Coronakrise am Ende auch eine Bankenkrise werden kann, richten Experten den Blick immer wieder auf Italien. Dort waren die Geldhäuser bis vor Kurzem noch damit beschäftigt, faule Kredite aus der Finanzkrise abzutragen – sie gelten deshalb als besonders verwundbar für neue Ausfälle im Kreditbuch.

Italiens größtes Geldhaus Unicredit hatte Anfang Mai für Aufsehen gesorgt, als es für das erste Quartal einen Verlust von 2,7 Milliarden Euro auswies. Einer der wichtigsten Gründe: Wegen der Coronakrise wurden zusätzliche 900 Millionen Euro in die Risikovorsorge gesteckt – deutlich mehr als bei anderen Banken in Europa.

Olivier Khayat, Co-Chef des Privat- und Firmenkundengeschäfts der Unicredit in Westeuropa, will das aber nicht als Alarmsignal verstanden wissen. „Wir haben im ersten Quartal im Voraus vergleichsweise viel Geld zur Seite gelegt“, erklärt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Wir sind bei der Kreditvergabe und der Vorsorge für Ausfälle von jeher konservativ unterwegs.“

Die Befürchtung, dass in der Coronakrise vor allem Geldhäuser in Italien, aber auch in Spanien oder Griechenland in Schwierigkeiten geraten könnten, weil die Regierungen dort nicht über dieselbe Finanzkraft für Konjunkturprogramme verfügen wie Deutschland, teilt Khayat nicht: „Die Krise, mit der wir es zu tun haben, ist gewaltig. Sie trifft Banken überall. Kein Land ist sicher. Es wäre naiv zu glauben, dass Banken besser durch die Krise kommen, nur weil sie in einem Land beheimatet sind, wo die Auswirkungen der Corona-Pandemie vergleichsweise niedrig sind.“

In allen Staaten stünden die Geldhäuser vor der Frage, wie sie den Unternehmen und der Wirtschaft am besten helfen könnten. „Als Bank sind wir Teil der Lösung. Das ist vielleicht der größte Unterschied zur vorherigen Finanzkrise“, betont der Topbanker.

In der Coronakrise leiten die Geschäftsbanken staatlich geförderte Kredite an ihre Firmenkunden weiter, wenn diese durch die Pandemie in existenzielle Not geraten sind. Das Risiko für die Bank schwankt dabei von Land zu Land. In Deutschland liegt die Staatshaftung für die Darlehen teilweise bei 90 Prozent. Unicredit – hierzulande mit der Hypo-Vereinsbank aktiv – hat in Deutschland bislang nach eigenem Bekunden 1 500 Corona-Kredite der staatlichen Förderbank KfW mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro zugesagt. In Italien waren es bei den staatlich garantierten Krediten bis zu 25 000 Euro bislang 650 Millionen Euro für 30 000 Unternehmen.

Je internationaler, desto besser

Obwohl es sich um günstige Förderkredite handelt, stellt sich die Frage, ob am Ende alle Unternehmen ihre Schulden zurückzahlen können. Daher warnen Experten – trotz der Staatshaftung für große Teile der Kredite – vor neuerlichen Verlusten für die Banken, zumal in Europa eine länger andauernde Rezession erwartet wird. Das Neugeschäft dürfte sich also grundsätzlich abschwächen, und die Zinsen dürften wegen der Krisenpolitik der Notenbanken noch auf Jahre rekordniedrig bleiben.

Unicredit fühlt sich trotz der schwierigen Großwetterlage gut gerüstet. „Je breiter und internationaler man mit seinem Geschäftsmodell aufgestellt ist, desto besser ist man auch geschützt in einer Krise“, betont Khayat. Mehr als 60 Prozent der Erträge erwirtschafte man außerhalb Italiens. „Darüber hinaus sind etwa die Ersparnisse der privaten Haushalte in Italien so hoch wie in kaum einem anderen Land in Europa.“ Das seien gewaltige Einlagen, die nicht nur den Bürgern, sondern der gesamten Wirtschaft große Stabilität böten.

Mehr: Der Umbau der Bank-Branche dürfte durch Corona noch radikaler ausfallen.

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