Online-Bezahldienst Fintech Klarna wird zur Bank

Der schwedische Online-Bezahldienst Klarna hat jetzt eine Banklizenz. Gewachsen ist er auch so schon zuletzt bereits stark.
Frankfurt An Selbstbewusstsein mangelt es Klarna definitiv nicht. Das schwedische Unternehmen, das verschiedene Online-Bezahldienste anbietet, sieht sich selbst als „eine der größten Banken Europas“. Dabei hat Klarna gerade erst grünes Licht für eine echte Banklizenz in Schweden erhalten.
Die Kundenzahlen immerhin sind tatsächlich hoch: 60 Millionen Nutzer – schätzungsweise ein Drittel aus Deutschland – zahlen Online-Einkäufe über Klarna, rund 70.000 Händler sind angebunden.
Klarna ist auf die Dienstleistungen Rechnungskauf, Lastschrift und Ratenkauf spezialisiert. Das Unternehmen startete 2005 in Schweden und gehört inzwischen zu den größten Fintechs in Europa. Es wurde zuletzt mit umgerechnet rund zwei Milliarden Euro bewertet und hat 1.500 Mitarbeiter.
Das Unternehmen darf bereits Kredite vergeben, was es für seine Dienstleistung Ratenkauf auch braucht. Welche neuen Angebote es mit der neuen Banklizenz künftig geben könnte, teilte Klarna aber nicht mit. Denkbar wäre, dass das Fintech sogar Girokonten eröffnet und somit noch stärker zum Konkurrenten traditioneller Banken wird.
Online-Zahlungen sind bereits ein umkämpfter Markt, zumal der E-Commerce noch deutlich weiter wachsen dürfte. In Deutschland werden rund 31 Prozent der Onlinekäufe, gemessen am Umsatz, per Rechnung gezahlt, wie eine Studie des Handelsforschungsinstituts EHI kürzlich zeigte.
Nach der Rechnung wird online am zweithäufigsten per Lastschrift bezahlt, der Anteil beträgt rund 20 Prozent – was auch daran liegt, dass der Onlinehändler Amazon Lastschrift und Kreditkartenzahlungen akzeptiert, aber nicht den US-Onlinebezahldienst Paypal. Deshalb liegt Paypal nur auf Platz drei mit knapp 18 Prozent Anteil, gefolgt von der Kreditkartenzahlung mit zwölf Prozent.
In Deutschland ist Teil von Klarna unter anderem Sofort Überweisung. Das Bezahlverfahren basiert darauf, dass der Kunde auf der Sofort-Internetseite PIN und TAN seines Onlinebankings eingibt und so die Zahlung für den Online-Einkauf veranlasst.
Klarna hatte Sofort im Jahr 2014 gekauft. Anfang dieses Jahres schluckte Klarna auch den Ratenkaufspezialisten Billpay.
Zudem übernahmen die Schweden das Team des insolventen Berliner Fintechs Cookies. Cookies hatte versucht, sich mit Handy-zu-Handy-Zahlungen zu etablieren, war aber gescheitert. In Deutschland versuchen derzeit, mehrere Fintechs sich auf diesem Markt zu behaupten. Zudem haben die Sparkassen mit "Kwitt" ein eigenes Angebot gestartet, das bereits stark genutzt wird.
Seit April bietet Klarna eine neue Bezahl-App für das Smartphone an. Mehr als zehn Millionen Transaktionen über die App zählt das Unternehmen bereits. Und dabei soll es nicht bleiben. Die Zahlungsverkehrsbranche befinde sich in einem „tiefgreifenden Wandlungsprozess“, findet das Fintech – und will hier eine „tragende Rolle“ spielen und das Privatkundengeschäft „maßgeblich zum Positiven zu verändern“, wie Klarna-Chef Sebastian Siemiatkowski sagt – äußerst selbstbewusst eben.
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