Online-Bezahldienst Paydirekt Paypal-Konkurrent geht auf Kundenjagd

Online-Shopping wird immer beliebter. Bezahldienste wie Paypal und Paydirekt versuchen, möglichst viele dieser Transfers abzuwickeln.
Frankfurt Stotternd verlief zunächst der Start des Online-Bezahldienstes Paydirekt. Der große Konkurrent, Paypal, dem die deutschen Banken mit ihrem Gemeinschaftsunternehmen Paroli bieten wollen, hat nach wie vor einen enormen Vorsprung.
Paydirekt setzt sich jetzt ein ehrgeiziges Ziel: Sieben Millionen neue Nutzer – derzeit ist es rund eine Million – will die Frankfurter Firma bis Jahresende gewinnen. Das haben sich die Gesellschafter vorgenommen, geht aus einem Informationsschreiben der Sparkassen-Finanzgruppe hervor, das dem Handelsblatt vorliegt.
„Für die Sparkassen und Landesbanken leitet sich daraus gemäß ihrem Marktanteil das Ziel von 2,9 Millionen Kunden ab“, heißt es in dem Schreiben an die knapp 400 Sparkassen. Zuletzt hatten sich rund 400.000 Sparkassenkunden für Paydirekt registriert.
Das zeigt, wie ehrgeizig das Vorhaben der Paydirekt-Eigentümer ist – neben den Sparkassen sind das private und genossenschaftliche Banken. Zumal zumindest bei den Sparkassen die neuen Registrierungen zuletzt zurückgingen. Meldeten sich im Juli und August noch jeweils mehr als 50.000 Sparkassenkunden bei Paydirekt an, waren es im Februar nur noch etwa 20.000.
Gut ein Jahr nach dem Start ringt Paydirekt damit, im Onlinehandel überhaupt eine bedeutende Position zu erreichen. Das Gemeinschaftsunternehmen muss dringend mehr Kunden und Händler für sich gewinnen und die Zahl der Transaktionen steigern, um den Anschluss an Paypal nicht zu verlieren. Bisher hat der deutsche Bezahldienst Paydirekt 730 Onlinehändler angebunden, der Anteil der ganz großen Shops ist jedoch gering. Nach Handelsblatt-Informationen liefen bis Ende 2016 weniger als 100.000 Transfers.
Zum Vergleich: Paypal ist in den vergangenen Monaten noch gewachsen und zählt in Deutschland fast 19 Millionen aktive Nutzer, die bei mehr als 50.000 Onlineshops bezahlen können, gibt aber keine Transferdaten für das Land an. Sollten die deutschen Kunden den US-Bezahldienst so oft nutzen wie die Kunden im internationalen Schnitt, dürfte der US-Konzern hier im vergangenen Jahr rund 500 Millionen Transaktionen gezählt haben.
Paydirekt wollte sich zu dem Ziel, sieben Millionen neue Nutzer zu gewinnen, nicht äußern. Marktgerüchte oder Spekulationen kommentiere man nicht, so eine Sprecherin. Geschäftsführer Niklas Bartelt hatte jüngst gesagt: 2017 werde das Jahr der Käufer werden. „Wir werden gemeinsam mit den Banken Registrierungen fokussieren.“
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband teilte mit, konkrete Zahlen oder Zielvorgaben diskutiere man nicht in der Öffentlichkeit. Die beteiligten deutschen Kreditinstitute hätten „ein hohes Interesse daran, Paydirekt als einfaches und sicheres Online-Zahlverfahren weiter zum Erfolg zu führen“. Deswegen würden alle Partner ihre Anstrengungen bei der Akquise von Händlern und der Registrierung von Nutzern „mit voller Intensität fortführen“. „Wir sind überzeugt davon, bis zum Jahresende große Schritte auf diesem Weg machen zu können.“
Um Paypal etwas entgegenzusetzen, hatten private Geldhäuser und Volksbanken Paydirekt im Herbst 2015 gestartet. Die Sparkassen als Marktführer kamen im Frühjahr 2016 dazu. Es ist eines der wenigen gemeinsamen Projekte der deutschen Kreditwirtschaft, die Branche will im Zahlungsverkehr erste Adresse für Verbraucher sein. Paydirekt ist an das Onlinekonto des Nutzers angebunden und quasi eine Bezahlfunktion des Girokontos.
Die Eigentümer betonen immer wieder, dass Paydirekt noch Zeit brauche. Dass es auch anders geht, sieht man etwa in Polen. Dort haben sich neun Banken für einen gemeinsamen Ansatz entschieden – ebenfalls um Paypal Paroli zu bieten.
Das Start-up Blik ermöglicht es den Kunden der neun Banken, Geld per Smartphone zu senden und im Internet sowie bei Einzelhändlern zu bezahlen, ohne ihre Bankdaten anzugeben. Zwei Jahre nach dem Start gibt es 3,5 Millionen Nutzer und zwei Millionen Transaktionen pro Monat, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg kürzlich.
Bei Paydirekt wird ebenfalls überlegt, unter anderem Zahlungen per Smartphone anzubieten. Es gilt als Problem, dass Paydirekt nicht über die Funktionen von Paypal hinausgeht.
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