Online-Vermögensverwaltung Die ING-Diba digitalisiert sich

Die größte Direktbank Deutschlands arbeitet mit dem Marktführer im Bereich der Online-Vermögensverwaltung zusammen.
Frankfurt Weltweit stecken die Banken in einem Dilemma. Ihre Einnahmen sinken – unter anderem wegen der niedrigen Zinsen. Ihre Kosten aber steigen. Nun soll die Digitalisierung des Bankengeschäfts die Geldhäuser aus ihrer misslichen Lage befreien. Ihre Hoffnung: Sogenannte Robo Advisor. Das sind digitalisierte Vermögensverwalter, die die Einlagen der Kunden online verwalten. Der Vorteil: Teure Vermögensverwalter, die sich um das Kundenvermögen kümmern, werden nicht benötigt.
Die ING-Diba will nun auch von den digitalen Vermögensverwaltern profitieren. Dafür arbeitet die Bank mit dem Münchener Startup Scalable Capital zusammen. Bernd Geilen, stellvertretender ING-Vorstandsvorsitzender, spricht von einer Kooperation „die der ING-Diba den Weg von einer Direkt- hin zu einer Digitalbank ebnet“.
Die ING und Scalable Capital haben ein Jahr lang daran gearbeitet, die beiden Systeme zu integrieren. Ab Freitag können die Kunden der größten Direktbank Deutschlands das neue Angebot nutzen. Und das funktioniert folgendermaßen: Die Kunden der Direktbank können auf der Homepage der ING-Diba ihre E-Mail-Adresse eingeben, worauf sie anschließend zur Homepage von Scalable Capital weitergeleitet werden. An diesem Punkt beginnt die Online-Vermögensverwaltung: Scalable stellt den Kunden Fragen zu ihrem Investitionsverhalten, der Computer errechnet aus den Antworten ein Risikoprofil. Stimmt der Kunde der Risikoeinstufung zu, kann er einen Vertrag abschließen. Der Abschluss erfolgt online und ohne Unterschrift. Die Verantwortung für die Risikoeinstufung übernimmt Scalable Capital.
Mit der Kooperation schlägt die Direktbank einen anderen Weg ein als die Konkurrenten Deutsche Bank und Commerzbank. Die beiden deutschen Geldhäuser entwickeln eigene Robo Advisor. Durch die Zusammenarbeit kann sich die ING die Kosten für eine teure Eigenentwicklung sparen. Scalable Capital wiederum bekommt den Zugriff auf den Kundenstamm der ING, der mittlerweile 8,5 Millionen zählt. Die Einnahmen allerdings müssen sich beide teilen. Für die Online-Vermögensverwaltung wird eine Gebühr von 0,75 Prozent fällig. 0,33 Prozent fließen an das Fintech. 0,42 Prozent behält die ING-Diba.
Die Kostensenkung ist eines der wichtigsten Ziele des neuen ING-Chefs Nick Jue. Die Zusammenarbeit mit Scalable Capital ist daher eine logische Folge. Der Niederländer erhofft sich durch die Digitalisierung Kosten einzusparen ohne den Kundenservice zu vernachlässigen.
Scalable-Geschäftsführer Erik Podzuweit schwärmt bei der Vorstellung der Zusammenarbeit von den Vorteilen der Online-Vermögensverwaltung. „Die Vermögensverwaltung ist bislang ein sehr elitäres Produkt“, erklärt der Start-up-Gründer. Mit unserem Robo Advisor wollen wir die Verwaltung demokratisieren.“ ING-Produktmanager Martin Krebs rechnet vor, welches Potenzial in dieser Demokratisierung steckt. „Wenn wir 100 Kunden pro Tag mit einer durchschnittlichen Investitionssumme in Höhe von 40.000 Euro gewinnen, dann steigt nach einem Jahr unser verwaltetes Anlagevermögen auf eine Milliarden Euro.“
Bislang können nur Kunden aus Deutschland das Angebot nutzen. Bevor die ING ihr Angebot auf die anderen zwölf Länder ausweitet, in denen sie vertreten ist, sollen zunächst Erfahrungen mit den deutschen Kunden gesammelt werden.
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