Onlineshopping Zahlungsdienstleister Adyen steigert in der Coronakrise den Gewinn

Der niederländische Zahlungsdienstleister profitiert davon, dass in der Coronakrise mehr Menschen online einkaufen.
Frankfurt Normalerweise berichtet der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen nur zweimal im Jahr über seine Geschäfte. Dienstag hat er eine Ausnahme gemacht, um den Aktionären in dieser „beispiellosen Zeit“ mehr Transparenz zu geben, wie Finanzchef Ingo Uytdehaage sagte.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Transaktionsvolumen und Umsatz legten trotz der Coronakrise im Vergleich zum Vorjahr jeweils um mehr als ein Drittel zu, der Vorsteuergewinn (Ebitda) stieg um 16 Prozent auf knapp 64 Millionen Euro. Der Aktienkurs legte am Dienstagnachmittag um knapp sechs Prozent auf fast 839 Euro zu.
Während die meisten Unternehmen unter der Coronakrise stark leiden, trotzen dem einige Zahlungsdienstleister. Der Dax-Konzern Wirecard hatte kürzlich erklärt, er halte an den Zielen für 2020 fest. Adyen dagegen äußerte sich Ende März noch vorsichtiger. Der US-Onlinebezahldienst Paypal hatte bereits zumindest die Umsatzerwartung für das erste Quartal gedämpft.
Wirecard und Adyen wickeln Zahlungen sowohl online als auch an der Ladenkasse ab. Sie profitieren grundsätzlich davon, dass weltweit immer mehr Menschen auf Bargeld verzichten und per Internet einkaufen. Dieser Trend verstärkt sich angesichts der Corona-Pandemie. Für Deutschland beispielsweise rechnen Experten damit, dass Verbraucher auch nach Ende der Krise viel öfter als bisher an der Ladenkasse mit Karte oder Smartphone zahlen als bisher.
Uytdehaage zufolge registriert Adyen im Zuges des Shutdowns negative Effekte durch den Einbruch in der Reisebranche und durch weniger Zahlungen an der Ladenkasse. Dafür gibt einen kräftigen Zuwachs bei Abwicklungen von Onlineshopping. Das Transaktionsvolumen im Onlineshopping hat Mitte März deutlich angezogen und wächst auch im zweiten Quartal immer weiter.
Adyen gilt als Star unter den Zahlungsverkehrsdienstleistern. Das Unternehmen aus Amsterdam ist vor knapp zwei Jahren an die Börse gegangen. Schon am ersten Handelstag im Juni 2018 explodierte der Wert des Unternehmens, seitdem hat er sich noch einmal verdoppelt. Zu den prominenten frühen Investoren zählten Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Twitter-Gründer Jack Dorsey und Singapurs Staatsfonds Temasek. Der Zahlungsdienstleister arbeitet unter anderem für Ebay, Facebook, Netflix, Spotify und Uber.
Das Unternehmen sei gut aufgestellt, um mit den Folgen der Coronakrise umzugehen, sagte Uytdehaage der Nachrichtenagentur Bloomberg. Wenn die Wirtschaft allerdings in eine tiefe Rezession rutschte, „dann wird das uns natürlich auch auf uns auswirken“.
Auf eine Prognose für das Gesamtjahr verzichtet Adyen traditionell – und weicht davon auch jetzt nicht ab. Investoren scheinen damit zu rechnen, dass das Unternehmen auch eine längere Krise gut bewältigt. Der Aktienkurs fiel zwar ab Mitte Februar zeitweise deutlich. Er zog aber bereits in den vergangenen Tagen wieder an und liegt nur noch leicht unter dem Rekordhoch von knapp 894 Euro.
Dass der Zahlungsdienstleister an sich selbst glaubt, zeigt eine andere Zahl: Adyen stellte im ersten Quartal viele neue Mitarbeiter ein. Die Zahl der Jobs stieg um knapp 170 auf gut 1.350.
Mehr: Warum die Bargeldnutzung in Deutschland schnell abnehmen könnte.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.