Osteuropa Ukraine-Krise wird europäische Banken treffen

Bank in Kiew: Institute wie Raiffeisen und Unicredit sind in der Ukraine engagiert.
Wien Gute Nachrichten aus dem Wiener Hotel Sacher für die in der Ukraine engagierten ausländischen Banken: Der Chefvolkswirt der Deka-Bank, Ulrich Kater, glaubt nicht an eine Pleite des osteuropäischen Krisenlandes. „Wie gehen nicht davon aus, dass die Ukraine vor einem Staatsbankrott steht“, sagte der Volkswirt in der österreichischen Hauptstadt am Mittwoch. Fast gleichzeitig feiert im niederbayerischen Vilshofen EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) das Hilfspaket von elf Milliarden Euro, das die EU für die Ukraine bereitstellen will, als „ganz wichtiges Signal“. Die Geldspritze des Westens ist tatsächlich ein wichtiger Schritt, um das Land und damit den Finanzmarkt zu stabilisieren.
Unterdessen gibt es aber die ersten Opfer der Krise in der Ukraine. Es sind die europäischen Banken, die in dem früher so verlockenden Finanzmarkt engagiert sind. Ihre Banktöchter werden mit jedem Tag stärker entwertet. Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat das deutlich zu spüren bekommen. Der Aktienkurs ging so stark in die Knie, dass die Marktkapitalisierung mittlerweile nur noch knapp über neun Milliarden Euro liegt. Das Schlimmste: Ihre ukrainische Tochter Aval ist angesichts der labilen Lage in dem osteuropäischen Land de facto unverkäuflich. Hinzu kommt, dass die Österreicher in der Ukraine 3,6 Milliarden Euro an Krediten in ihren Büchern stehen haben.
So dramatisch die politischen Entwicklungen in der Ukraine sind: Die Krise ist für die europäischen Banken derzeit noch beherrschbar. Das ist sich nicht nur Deka-Chefvolkswirt Kater sicher. Denn das Engagement von Banken wie der französischen Société Générale oder der italienischen Unicredit (über ihre Tochter Bank Austria) bis hin zu österreichischen Raiffeisen ist insgesamt überschaubar. Beispielsweise hat Unicredit weniger als ein Prozent seiner Kredite dort vergeben. Analysten von J.P. Morgan sind davon überzeugt, dass die Risiken „weitgehend zu managen“ sind. Die österreichische Erste Bank hat ein wenig Glück. Sie verkaufte bereits vor knapp einem Jahr ihre ukrainische Tochter.
Kritisch wird es allerdings, wenn der Konflikt um die politische und wirtschaftliche Zukunft der Ukraine auf die russischen Finanzmärkte übergreift. Massive Wertberichtigungen dort könnten Häuser wie die Raiffeisen vor große Probleme stellen. Die Österreicher haben nach Branchenschätzungen zwölf Prozent ihrer gesamten Assets in Russland. In der Ukraine sind es weitere 3,4 Prozent. Insbesondere ein weiterer massiver Verfall der Landeswährungen würde die dort engagierten Banken enorm unter Druck setzen. Schließlich haben viele ausländische Banken gerade in der Ukraine Fremdwährungskredite vergeben.

Es ist deshalb eine gute Nachricht, dass die USA und die Europäische Union mit Milliarden Euro dem Krisenland aus der Patsche helfen wollen. Niemand in Europa, weder die EU noch Russland, können an einer Pleite des osteuropäischen Landes ein Interesse haben.
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