Paypal-Konkurrent Ant verändert sich weiter: CEO Simon Hu tritt unerwartet ab

Der CEO der Ant Group soll aus persönlichen Gründen zurückgetreten sein.
Peking Das Stühlerücken bei dem chinesischen Finanzdienstleistungsunternehmen Ant Group geht weiter. Der Konzern hat unerwartet den bisherigen CEO Simon Hu ausgetauscht. Seinen Posten übernimmt Eric Jing, Chairman von Ant.
Es ist bereits der zweite hochrangige Abgang in dem Unternehmen innerhalb kürzester Zeit. Im Januar hatte Yin Ming, General Manager der Abteilung für Versicherungsgeschäfte bei Ant Group, das Unternehmen verlassen und war zu dem Pekinger Versicherungsunternehmen Sunshine Property and Casualty Insurance gewechselt.
Ant befindet sich derzeit mitten in einer großen Umstrukturierung. Diese war nötig geworden, weil Chinas Regierung die Techbranche, und darunter insbesondere Zahlungs- und Kreditdienstleister, stärker reguliert.
Der Konzern bestätigte den Personalwechsel in der Rolle des CEO gegenüber dem Handelsblatt. Das Board of Directors der Ant Group habe das Rücktrittsgesuch von Herrn Simon Hu, für das er persönlichen Gründe genannt habe, angenommen, sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Simon Hu, oder Hu Xiaoming, wie sein chinesischer Name lautet, war erst Ende 2019 in einer Reihe von Veränderungen in der obersten Führungsriege von Ant zum CEO ernannt worden. Er sollte den Konzern eigentlich zum Mega-IPO führen. Doch der wurde im November in letzter Minute wegen Regulierungsänderungen, die auch Ant betreffen, überraschend abgesagt und liegt seitdem auf Eis.
Ant war mit Alipay im Jahr 2004 als Zahlungsabwickler als Teil des Onlinehändlers Alibaba gestartet, bevor Alibaba-Gründer Jack Ma das Unternehmen im Jahr 2011 aus dem Konzern herauslöste. Ant hat seitdem neben einer Dominanz im Markt für Zahlungsdienstleistungen ebenfalls eine starke Stellung bei der Vergabe von Onlinekrediten erreicht – ein Umstand, der den chinesischen Regulierungsbehörden missfällt. Sie fürchten dadurch Risiken für die Finanzmarktstabilität.
Ant veröffentlich Regeln zur Selbstdisziplin
Inzwischen hält Alibaba 33 Prozent der Anteile an Ant, Ma kontrolliert jedoch 50 Prozent der Stimmrechte. Der in China sehr bekannte Milliardär, der sich sonst häufig in der Öffentlichkeit zeigt, war erst vor kurzem zwischenzeitlich über rund drei Monate von der Bildfläche verschwunden. Die in den USA gehandelten Aktien von Alibaba verloren nach Bekanntgabe des Führungswechsels bei Ant zeitweise um 3,9 Prozent.
Am Freitag hatte Ant erstmals seine Regeln zur Selbstdisziplin veröffentlicht, die das Unternehmen laut eigenen Angaben bereits seit Jahren befolgt. Die Regeln liegen dem Handelsblatt vor. Darin heißt es unter anderem, dass Ant bei der Kreditvergabe „entsprechend der Kreditwürdigkeit, dem Verbrauch und der Rückzahlungsfähigkeit der Nutzer vorsichtig und zurückhaltend“ sein solle. Ebenfalls solle kein Geld an Minderjährige verliehen werden sowie keine Kredite an „Gruppen mit geringer Rückzahlungsfähigkeit“ oder Kredite, die „über die Grundbedürfnisse des Lebens hinausgehen“, an junge Menschen vergeben werden.
„Wir sind uns darüber im Klaren, dass eine verantwortungsvolle digitale Finanzplattform mehr tun muss, als operative Compliance, Risikoprävention und Verbraucherschutz zu den Grundprinzipien unseres Geschäfts zu machen“, sagte Jonathan Zhou, General Counsel bei Ant. Unternehmen sollten ihre ethische und soziale Verantwortung ernst nehmen und eine aktive Rolle bei der Förderung einer gesünderen, inklusiveren und menschenfreundlicheren Entwicklung der Fintech-Branche spielen, so Zhou.
Bei einer Rede am 5. März vor dem Nationalen Volkskongress, Chinas Scheinparlament, hatte Chinas Premierminister Li Keqiang betont, dass die Techbranche enger kontrolliert werden soll.
Der Staat unterstütze Plattformunternehmen bei der innovativen Entwicklung und der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, so Li, stelle aber gleichzeitig sicher, dass ihre Geschäftstätigkeit durch das Gesetz „gut geregelt ist“. „Wir werden die Bemühungen gegen Unternehmensmonopole verstärken und uns vor unregulierter Kapitalausweitung schützen und einen fairen Marktwettbewerb sicherstellen“, sagte er.
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