Pikante Mails Wirecard-Skandal: Deutsche Bank entmachtet umstrittenen Aufsichtsrat Schütz

Zwischen Aufsichtsrat Schütz und Markus Braun, Ex-Chef von Wirecard, hatte es eine pikante E-Mail-Korrespondenz gegeben.
Frankfurt Die Deutsche Bank hat nach eigener Darstellung Konsequenzen aus der pikanten E-Mail-Korrespondenz zwischen ihrem Aufsichtsratsmitglied Alexander Schütz und dem Ex-Chef von Wirecard, Markus Braun, gezogen. Schütz ist nicht mehr Mitglied des Nominierungsausschusses der Bank, wie aus der aktuellen Liste der Aufsichtsratsausschüsse der Bank hervorgeht. Auch den Vergütungskontrollausschuss hat er verlassen.
Der Nominierungsausschuss ist ein wichtiges Untergremium des Aufsichtsrats, weil in ihm Top-Personalien beraten werden. Vorstandschef Christian Sewing hatte auf der Jahresmedienkonferenz des Instituts auf die veränderte Zusammensetzung der Ausschüsse hingewiesen und sie in Zusammenhang mit der E-Mail-Affäre gebracht. Schütz hatte die beiden Ausschüsse nach Bekanntwerden der strittigen E-Mails verlassen.
Im Umfeld von Schütz wurde die Darstellung Sewings allerdings bestritten. Es gebe keinen Zusammenhang zwischen dem Ausscheiden des Gründers des österreichischen Vermögensverwalters C-Quadrat aus dem Ausschuss und den Wirecard-Mails. Ein Sprecher von Schütz sagte lediglich, Schütz habe sich für einen Rückzug entschieden, um sich weiteren Verpflichtungen bei einem anderen Unternehmen angemessen widmen zu können. Seit Jahresbeginn ist der Österreicher Aufsichtsratschef des IT-Sicherheitsdienstleisters Cyan.
Die Bank hatte sich zuvor deutlich von Schütz distanziert. Auslöser war eine E-Mail, die Schütz am 17. Februar 2019 an den mittlerweile inhaftierten Braun geschrieben hatte. Darin schrieb er mit Bezug auf die britische Zeitung „Financial Times“ (FT): „Hab ja in der FT gelesen, dass du ganz ein Schlimmer bist“, gefolgt von einem Ironie-Smiley.
Nach etwas Small Talk über Urlaub an der Côte d’Azur teilt Schütz seinem Vertrauten mit: „Habe übrigens 3x Wirecard-Aktien gekauft letzte Woche, macht diese Zeitung fertig!!“, gefolgt von einem weiteren Smiley. Die E-Mail war im Rahmen des Wirecard-Untersuchungsausschusses publik geworden.
Dass Schütz Braun dazu rät, die FT „fertigzumachen“, ist trotz der scherzhaften Einbettung mit Smileys brisant: Schließlich war Wirecard über viele Jahre hinweg scharf gegen echte und vermeintliche Kritiker des Konzerns vorgegangen. Ein deutscher Shortseller bekam Besuch von einem Boxer, in London schaltete Wirecard Detektive ein und ließ kritische Journalisten überwachen, darunter auch FT-Reporter Dan McCrum, dessen Enthüllungen die Aufdeckung des Bilanzskandals ins Rollen brachten.
Inhalt und Haltung der Aussage seien inakzeptabel
Die Bank hatte sich damals umgehend von Schütz distanziert. Konzernsprecher Jörg Eigendorf hatte erklärt: „Wir haben von der Existenz einer solchen E-Mail in dieser Nacht erstmalig erfahren. Grundsätzlich kommentieren wir private Aussagen von Aufsichtsratsmitgliedern nicht. Davon unabhängig sind allerdings sowohl Inhalt als auch Haltung der zitierten Aussage inakzeptabel – ganz gleich, von wem sie kommt.“ Sewing wiederholte diese Einschätzung auch am Donnerstag. Schütz ist mittlerweile in keinem Ausschuss des Aufsichtsrats mehr Mitglied. Mehr kann die Deutsche Bank nicht tun. Ein Aufsichtsratsmitglied kann nur durch eine Mehrheit auf der Hauptversammlung aus dem Kontrollgremium entfernt werden.
Schütz’ Mandat läuft regulär noch bis 2023. Der Österreicher hatte sich nach Bekanntwerden der Mails „in aller Form bei der ‚Financial Times‘ und ihren Reportern für diese emotionale und deplatzierte Äußerung“ entschuldigt.
Vertrauter des früheren Großaktionärs HNA
Schütz war als Vertrauter des früheren Großaktionärs HNA in den Aufsichtsrat gekommen. Nach dem schrittweisen Ausstieg des chinesischen Mischkonzerns hatte er zeitweise die Restbestände des Deutsche-Bank-Aktienpakets übernommen. Seit Dezember ist er aber komplett aus dem Engagement ausgestiegen.
Denn HNA hatte sein Aktienpaket größtenteils über Derivate abgesichert. Das erlaubte zunächst HNA und zuletzt Schütz, zu festen Terminen Teile der Aktien zu vorab festgelegten Preisen zu verkaufen, die zuletzt stets über den aktuellen Kursen der Deutsche-Bank-Aktie lagen.
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