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Positionspapier des BdB Deutsche Banken fordern zügige Einführung eines digitalen Euros

Der Bankenverband drängt auf die rasche Entwicklung einer Digitalwährung in Europa, um gegenüber China und den USA nicht noch weiter zurückzufallen.
17.06.2020 - 04:00 Uhr 3 Kommentare
Europäische Währung auf Blockchain-Technologie: Technisch würde ein digitaler Euro dem Bitcoin ähneln – allerdings unter Aufsicht einer Zentralbank. Quelle: (copyright) Zenya #15830234
Digitaler Euro

Europäische Währung auf Blockchain-Technologie: Technisch würde ein digitaler Euro dem Bitcoin ähneln – allerdings unter Aufsicht einer Zentralbank.

(Foto: (copyright) Zenya #15830234)

Frankfurt Facebook hat mit den Plänen für seine Digitalwährung Libra für Aufsehen gesorgt. China hat in mehreren Städten bereits Pilotprojekte mit einem digitalen Renminbi gestartet. Viele deutsche Banken beäugten Digitalwährungen dagegen lange Zeit kritisch bis desinteressiert.

Doch damit ist es nun vorbei. Um den Rückstand auf China und die USA nicht noch größer werden zu lassen, drängt der deutsche Privatbankenverband BdB auf die rasche Einführung eines digitalen Euros. „Die Zeit des Zögerns und Philosophierens ist vorbei“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid dem Handelsblatt. „Wir müssen in Europa das Tempo erhöhen.“

Vor seiner Tätigkeit für den BdB war Krautscheid Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien in Nordrhein-Westfalen. Und bei der Einführung einer europäischen Digitalwährung ist aus seiner Sicht auch aus politischen Gründen Eile geboten.

„Es geht um die digitale Souveränität Europas“, sagt Krautscheid. „Wenn wir jetzt nicht in die Puschen kommen, können wir bei digitalen Bezahlmodellen künftig nur noch auswählen, ob wir die amerikanische oder chinesische Variante wählen wollen.“

Ein Hauptgrund für den Vorstoß des BdB, zu dessen Mitgliedern die Deutsche Bank und die Commerzbank gehören, sind die Rückmeldungen von großen deutschen Industrieunternehmen. Deren Botschaft sei klar, berichtet Krautscheid. „Wir brauchen den programmierbaren Euro.“ Nur so könnten die Konzerne im Rahmen von „Industrie 4.0“ Zahlungen auf Basis der neuartigen Blockchain-Technologie auslösen. „Wenn wir den Unternehmen in Deutschland oder Europa kein entsprechendes Angebot unterbreiten können, werden sie sich an Dienstleister aus den USA oder China wenden“, warnt Krautscheid.

Die Bundesregierung, die Bundesbank und die Europäische Zentralbank (EZB) haben sich zuletzt verstärkt mit digitalen Währungen beschäftigt. Zudem gibt es auf Banken- und Unternehmensebene eine Vielzahl von Blockchain-Experimenten. Doch aus Sicht des BdB reicht das nicht aus. „Einzelprojekte bringen uns nicht weiter“, sagt Krautscheid. Es brauche Standards für einen einheitlichen, programmierbaren Euro. „Wir müssen uns innerhalb den nächsten zwei Jahre auf die Rahmenbedingungen für die Schaffung einer Digitalwährung in Europa verständigen.“ Das sei für den Erfolg der deutschen und europäischen Wirtschaft von herausragender Bedeutung.

„Wir hinken schon hinterher“

In einem 27-seitigen Positionspapier mit dem Titel „Europas Antwort auf Libra: Potenzial und Bedingungen eines programmierbaren Euro“ fordert der BdB deshalb einen konkreten Fahrplan für die Einführung einer europäischen Digitalwährung.

Neben der Kreditwirtschaft und der EZB sei dabei auch die Politik in der Pflicht, „koordinierend zu unterstützen“, heißt es in dem Papier. „Es wird die Aufgabe von Europäischer Kommission und Bundesregierung sein, möglichst kurzfristig mit der Formulierung eines Prozesses zu beginnen, der die Einführung eines programmierbaren Euros zum Ziel hat.“

Zudem fordert der BdB die EU-Wettbewerbskommission auf, den europäischen Banken grünes Licht für eine Zusammenarbeit bei der Einführung einer Digitalwährung zu geben. „Die Marktmacht eines US-amerikanischen Big Techs ist zu groß, um als einzelner Anbieter dagegen anzukommen.“

Viele Experten unterstützen den Vorstoß des BdB. „Deutschland droht seinen Wettbewerbsvorteil zu verlieren, wenn wir nicht bald einen interoperablen digitalen Euro schaffen, mit dem sich auch Smart Contracts erstellen lassen“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann. Europa müsse seine Bemühungen verstärken, um zu verhindern, dass ein digital programmierbarer Euro „ganz oder überwiegend über die Infrastruktur von nichteuropäischen Organisationen läuft“, fordert Philipp Sandner, Leiter des Blockchain Center der Frankfurt School.

China habe bereits 2014 mit der Entwicklung einer digitalen Währung begonnen, betont Sandner. „Wir hinken also schon hinterher.“ Über die Äußerung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die Ende 2019 forderte, die Notenbank müsse ein Vorreiter bei der Entwicklung digitaler Währungen sein, kann Sandner nur müde lächeln.

Die Bundesregierung befürwortet „die Analyse von Bedarf und Implikationen verschiedener Ausprägungen digitalen Zentralbankgeldes durch die EZB und Bundesbank“. Die Arbeiten dazu dauerten an, schreibt das Finanzministerium in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler. „Konkrete Zeitpläne verfolgt die Bundesregierung nicht.“

Auch die deutschen Banken hatten sich noch vor wenigen Monaten sehr zurückhaltend zu digitalem Notenbankgeld geäußert. „Weder sind die Gefahren für die Finanzstabilität und mögliche Einschränkungen im Kreditangebot der Banken und Sparkassen ausreichend erforscht, noch besteht aufgrund der noch weiterhin substanziellen Nutzung von Bargeld ein ausreichender Zusatznutzen für die Bürgerinnen und Bürger“, erklärte die Deutsche Kreditwirtschaft im April in einer Analyse.

Keine konkreten Zeitpläne

Auch der BdB verschweigt in seinem Positionspapier nicht, dass es viele Risiken und ungeklärte Fragen gibt. Unter dem Strich halten die Privatbanken die Einführung eines programmierbaren Euros aber für unabdingbar. „Die Wettbewerbsfähigkeit Europas steht auf dem Spiel wie nie zuvor.“

Aus Sicht des BdB ist es denkbar, dass in einem ersten Schritt vom Bankensektor ein programmierbarer Euro eingeführt wird und erst in einem zweiten Schritt digitales Zentralbankgeld. „Aus meiner Sicht wäre eine parallele Einführung aber besser, weil dadurch die Akzeptanz des digitalen Euros größer wäre“, sagt Hauptgeschäftsführer Krautscheid.

Der BdB spricht sich in seinem Positionspapier dafür aus, dass die Notenbanken digitales Zentralbankgeld auf dem gleichen Weg bereitstellen wie traditionelles Zentralbankgeld, also durch die Kreditvergabe an Geschäftsbanken.

Eine andere Option wäre, digitales Zentralbankgeld direkt an die Kunden auszugeben. EZB-Generaldirektor Ulrich Bindseil hat in einem Arbeitspapier vorgeschlagen, dass jeder Kunde bei der Zentralbank ein Konto für den Zahlungsverkehr bekommt. Die Anlage von Guthaben von mehr als 3000 Euro soll jedoch durch die dafür berechneten Zinssätze unattraktiv gemacht werden.

Krautscheid plädiert dagegen dafür, dass Zentralbankgeld auch in digitaler Form nur über die Geschäftsbanken in Umlauf gebracht wird. „Die Bilanzen der Zentralbanken würden schließlich explodieren, wenn dort jeder Bürger ein Konto hat und der Großteil der Zahlungsströme über sie läuft“, sagt der Bankenlobbyist.

Bereits am Donnerstag haben Krautscheid und Bindseil die Möglichkeit, ihre Argumente auszutauschen. Bei einer Onlineveranstaltung diskutieren sie zusammen mit Finanzstaatssekretär Jörg Kukies und Vertretern von Commerzbank und Evonik über die Chancen und Risiken eines digitalen Euros.

Mehr: Großer Koalition droht Scheitern bei virtuellen Wertpapieren.

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3 Kommentare zu "Positionspapier des BdB: Deutsche Banken fordern zügige Einführung eines digitalen Euros"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • - Fortsetzung -

    Wir können uns nicht mehr entscheiden, bestimmte sensible Dinge bar zu bezahlen, die etwa Hinweise auf unsere politische Einstellung geben können, oder auf sexuelle Orientierung, außereheliche Aktivitäten und vieles mehr."
    https://www.heise.de/tp/features/Schoenes-neues-Geld-kommt-die-totalitaere-Weltwaehrung-4159001.html?seite=all

    Besteht keine Möglichkei mehr, Konto-Giralgeld in Bargeld umzuwandeln, weils es nur noch Digitalgeld gibt, dann brauchen die Banken zudem auch noch weitaus weniger die Befürchtung zu haben, dass Ihnen das Schneeballsystem des Fractional Reserve Banking zusammenbricht.
    Wenn Sie aber von einem "nicht manipulierbaren" Digital-Euro sprechen: genau daran haben die Notenbanken nicht das geringste Interesse!! Ihr "Betätigungsfeld" ist die Manipulation der Geldmenge und des Zinssatzes!!
    Deshalb mögen sie (dezentrales) Privatgeld wie Bitcoin auch ganz und gar nicht: weil die Manipulation der Geldmenge hier systemisch ausgeschlossen wurde!!

  • Ein Artikel genau nach meinem Geschmack. ;-)
    Schade, dass er so schnell von der Titelseite verschwunden ist, denn hier wird leider viel um den heißen Brei herungeredet.

    @ A. Hansen
    Sie sprechen hier schon einmal ganz entscheidende Dinge an.
    Wenn es BANKENUNABHÄNGIGES digitales Geld gibt (-> Private Banking), wieso sollte man dann sein Geld überhaupt noch zur Bank tragen?? Die Banken benötigen daher eben staatlichen Zwang und möchten eigentlich nicht, dass Sie eine Alternative haben. Ihr Hauptgeschäftsmodell ist es nämlich, via Fractional Reserve Banking Kredite generieren zu können - was dann die Kreditexpansion und den privatbanklichen Kreditmultiplikator befeuert. Diesen entscheidenden Punkt mit dem staatliche Zwang erkennt leider auch der Norbert Häring nicht so recht in seinem meisterhaften Buch "Schönes neues Geld". Private Firmen wie private Finanzdienstleister als Bankenersatz in Entwicklungsländern etwa - wie aber natürlich auch Banken selber - können die Menschen niemals zu etwas zwingen. Nur durch hoheitlichen Zwang kann es daher zu solch perversen Dingen kommen, wie Sie Herr Häring beschreibt:

    "Der bargeldlose Zahlungsverkehr wird praktisch lückenlos aufgezeichnet, gespeichert und analysiert. Wenn wir nur noch digital bezahlen können gibt es ein praktisch lückenloses zentrales Bewegungs- und Tätigkeitsprofil von uns. Buchgeld kann jederzeit blockiert und eingefroren werden, wie zum Beispiel die Iraner derzeit merken. (...)
    Die Daten bekommen die IT-Konzerne, Kreditkartenunternehmen, Banken und Regierungen auch heute schon vom digitalen Zahlungsverkehr. Wenn Bargeld weg ist, werden diese Daten jedoch viel vollständiger, verlässlicher und damit wertvoller.

  • Bei dem gewissenlosen Selbstverständnis mit denen die aktuellen Währungen weltweit zerschossen werden, wäre ich auch sofort für einen nicht manipulierbaren Digi-Euro.
    Wenns dann mal kracht (also alle 10 Jahre) ziehen wir den Stecker und alle Schulden sowie Guthaben werden resettet. Traurig, dass ich Facebook währungstechnisch mittlerweile mehr vertrauen würde als der FED oder EZB.
    Es fehlt bei dem ganzen Politgeschacher nur ein Nuance auf die es bei Währungen ankommt. Vertrauen.
    Grundlage hierfür wäre gradliniges Handeln mit Rückgrat, was aber die Regenwurmbande aus Brüssel bereit ist restlos zu verspielen.

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