„Premium-Angebot“ von Nomura Bankkunden sollen für Zugang zu Wunsch-Analysten zahlen

Banken suchen ein Modell, bei dem sie ihre Analysen zu einem angemessenen Preis verkaufen. Bei Nomura könnte es für Kunden teuer werden.
New York Die japanische Bank Nomura will von ihren Kunden bis zu 120.000 Euro verlangen, damit diese Zugang zu ihrem favorisierten Analysten erhalten. Das geht aus dem All-Inklusive „Premium-Angebot“ von Nomura aus dem April hervor, das der Nachrichtenagentur Bloomberg vorliegt.
Zwar erklärte die Bank, dass die Preissetzung noch im Fluss sei und man in Gesprächen mit Kunden flexibel sei. Doch das Dokument liefert einen Anhaltspunkt dafür, in welche Richtung die Beziehung zwischen Banken und Kunden für etwas gehen könnte, das bislang kaum in Rechnung gestellt wurde.
Denn in der Europäischen Union ist es ab dem kommenden Jahr untersagt, Research- und Broker-Dienste zu bündeln. Die MiFID-II-Regulierung der EU, gilt ab dem 3. Januar 2018. Ihr Ziel ist es, Interessenkonflikte zu vermeiden, indem Vermögensverwalter dazu verpflichten werden, die von ihnen gezahlten Handels-Kommissionen von den Gebühren für Investment-Analysen zu trennen. Das versetzt die globale Analyse-Branche in Aufruhr.
Seit einiger Zeit arbeiten Banken deshalb daran, ein Modell zu finden, bei dem sie ihre Analysen zu einem „angemessenen“ Preis verkaufen. Er soll die Kunden nicht vertreiben, gleichzeitig soll er die Banken aber auch nicht dem Vorwurf aussetzen, sie würden die neuen Vorschriften umschiffen.
Nomuras Premium-Angebot beinhaltet alle Analystenberichte zur globalen Konjunktur, festverzinslichen Papieren, Krediten und Devisen. Hinzu kommen Dienste wie beispielsweise Kontakte zu Analysten und Einladungen zu Veranstaltungen. Andere „A-la-Carte“-Optionen würden Kunden die Möglichkeit einräumen, lediglich Studien von Analysten zu kaufen, wobei dann Extra-Gebühren auf Stundenbasis für Gespräche mit Analysten zu entrichten sind. Letztere richten sich nach dem Erfahrungsgrad und die Gebührensätze müssen erst noch festgelegt werden.
Ein Pressesprecher von Nomura wollte auf Nachfrage von Bloomberg keinen weiteren Kommentar abgeben. Er sagte lediglich, dass sich die Preise aus dem April inzwischen verändert hätten, nannte aber keine Details.
Zu den damals ins Spiel gebrachten günstigeren Optionen zählt es beispielsweise, dass sich Kunden für 60.000 Euro den Zugang zu Studien zu Devisen und Konjunktur sichern können. Für Schwellenländer-Analysen oder festverzinsliche Wertpapier- und Kredit-Pakete, steigen die Kosten auf 80.000 Euro. In den Unterlagen wurden keine Preise für Aktien-Analysen genannt. Zudem war der Hinweis zu finden, dass die in Euro angegebenen Preise nur ein Anhaltspunkt seien und sich noch verändern könnten.
Auch die Deutsche Bank hat bereits auf die neue EU-Richtlinie reagiert. Sie hat bei Kunden einen abgezählten „Pay-As-You-Go“-Ansatz beworben, wie Bloomberg unlängst von informierten Personen erfuhr. Konkurrent JP Morgan wiederum nannte Kunden einen Pauschalbetrag von 50.000 Dollar, um Basis-Zugang zu Analysen zu Festverzinslichen zu erhalten.
Nach einer Studie von McKinsey wird MiFID II hunderte Analysten ihren Arbeitsplatz kosten, gleichzeitig dürften Banken rund 1,2 Milliarden Dollar an Investments in diesem Bereich streichen. Den Schätzungen des Beratungsunternehmens zufolge geben die zehn größten Banken der Sell-Side derzeit vier Milliarden Dollar jährlich für Analysen aus – diese Summe könnte um etwa 30 Prozent schrumpfen.
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