Privatbank Bußgeldzahlung drückt Gewinn bei Julius Bär

Die Schweizer Bank Julius Bär in Zürich.
Zürich Der starke Franken bereitet der Schweizer Privatbank Julius Bär Kopfzerbrechen. Die mittelfristig angepeilten Ertragsziele seien schwierig zu erreichen, erklärte der größte börsennotierte Vermögensverwalters des Landes am Freitag. Um die Ziele doch noch zu erreichen, hofft Konzernchef Boris Collardi auf die Auswirkungen der im ersten Halbjahr eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen. Zudem sollen Übernahmen in der Schweiz Synergien bringen.
Im ersten Halbjahr 2011 sei der Gewinn der Traditionsbank um ein Viertel auf 196 Millionen Franken gesunken. Alleine eine Bußgeldzahlung in Deutschland kostete Bär unter dem Strich 51 Millionen Franken. Immerhin konnte die Bank damit ein Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung abwenden. Und auch der starke Franken belastete Bär.
Der Aufwand fällt mehrheitlich in Franken an, während der Ertrag vor allem in anderen Währungen erwirtschaftet wird. Entsprechend verschlechterte sich der Kosten-Ertrags-Satz auf 67,6 Prozent von 63,4 Prozent im ersten Halbjahr 2010. Das bis 2012 angepeilte Ziel von 60 bis 64 Prozent sei deshalb schwer zu erreichen, teilte Bär mit. Dies gelte auch für die Vorsteuer-Gewinnmarge. Bär erklärte, als die Ziele 2009 festgelegt worden waren, seien Euro und Dollar beide fast ein Viertel höher bewertet gewesen.
Trotz des schwierigen Umfeldes, das die Kunden davon abhält, ihr Geld zu verschieben, gelang des Bär im ersten Halbjahr 4,9 Milliarden Franken an neuen Geldern einzusammeln. Aufs Jahr hochgerechnet entspricht dies 5,8 Prozent des Bestandes. Dies liegt am oberen Ende des mittelfristigen Zielbandes von vier bis sechs Prozent. Besonders groß fiel der Beitrag Asiens aus, wo Bär zweistellige Wachstumsraten verzeichnete. Aber auch im lokalen Geschäft in Deutschland konnte Bär den Angaben zufolge eine beträchtliche Anzahl neuer Kunden gewinnen. Schleppend verläuft dagegen das Geschäft mit europäischen Kunden, die ihr Geld bei Bär in der Schweiz haben.
Die verwalteten Vermögen seien auf 166 Milliarden Franken von 170 Milliarden Ende 2010 gesunken. Das Neugeld wurde von den negativen Entwicklung der Finanzmärkte und vor allem der Währungsentwicklung aufgefressen. Ein großer Teil der Kundengelder wird in fremden Währungen angelegt. In Franken gerechnet wird das Geld immer weniger.
Die Anleger gewichteten aber den guten Neugeldzufluss höher. Die Bär-Aktien notierten zu Handelsbeginn 3,5 Prozent höher auf 36,60 Franken, während der europäische Bankensektor insgesamt um 1,7 Prozent anzog.
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