Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Privatbank im Bilanzcheck Commerzbank ist im Aufwärtstrend – hat aber noch große Aufgaben vor sich

Deutschlands zweitgrößte Privatbank bewegt sich in die richtige Richtung, allerdings nur sehr langsam. Einzige Ausnahme: Ihre Erträge.
06.05.2018 - 20:06 Uhr Kommentieren
Die Bank kommt voran mit dem Umbau – jedoch nur langsam. Quelle: Photodisc/Getty Images
Commerzbank-Zentrale in Frankfurt

Die Bank kommt voran mit dem Umbau – jedoch nur langsam.

(Foto: Photodisc/Getty Images)

Frankfurt Martin Zielke ist mit sich und seiner Bank zufrieden. „Wir haben nahezu alle Ziele erreicht und einige sogar übertroffen“, sagte der Vorstandschef der Commerzbank im Februar bei der Präsentation der Bilanz 2017. In Frankfurt hebt sich das Geldhaus damit positiv ab, schließlich hat der große Nachbar Deutsche Bank im abgelaufenen Jahr mal wieder wesentliche Ziele verfehlt. Und auch die Commerzbank war in der Vergangenheit nicht gerade berühmt dafür, alle ihre Prognosen zu erfüllen.

Doch damit soll es nun vorbei sein. Zielke hat im Herbst 2016 bei der Verkündung der Strategie „Commerzbank 4.0“ versprochen, das Geldhaus bis 2020 einfacher, effizienter und profitabler zu machen. Bis dahin ist es noch ein steiniger Weg. Aber Zielke konnte im vergangenen Jahr bereits einige Fortschritte präsentieren.

Die Bank hat ihre Risiken reduziert, ihr Eigenkapital gestärkt und sich mit den Mitarbeitern auf die Rahmenbedingungen für den Abbau von 9.600 Vollzeitjobs geeinigt. Auch Investoren und Bankenaufseher, die Zielkes Strategie anfangs kritisch beäugten, finden deshalb inzwischen lobende Worte für den Vorstandschef.

Doch eines der zentralen Probleme muss Zielke noch beheben: die mangelnde Profitabilität. 2017 machte die Commerzbank nur einen Minigewinn von 156 Millionen Euro. Das entspricht einer Eigenkapitalrendite von mickrigen 0,6 Prozent. Hier muss sich das Institut noch deutlich verbessern, um seine für 2020 ausgegebenen Ziele zu erreichen. Bis dahin will die Bank bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen eine Rendite von über sechs Prozent erzielen, bei einer Normalisierung des Zinsumfelds sogar mehr als acht Prozent.

„Auf dem Weg zur angestrebten Profitabilität liegen noch einige Aufgaben vor uns“, räumte Zielke ein. Bereits für das laufende Jahr hat der 55-Jährige Besserung gelobt. Das Institut erwarte „einen signifikanten Anstieg des Konzernüberschusses“, heißt es im Geschäftsbericht. Analysten erwarten im Schnitt einen Gewinn von rund 900 Millionen Euro.

Ein Grund für den Optimismus ist der Abbau der Altlasten, die der Bank 2018 vermutlich weniger Probleme bereiten werden als im Vorjahr. Und von den finanziellen Belastungen, die das Institut im Rahmen des Umbaus schultern muss, hat es 2017 bereits einen großen Teil verkraftet. Die Aufwendungen für den Personalabbau von 808 Millionen Euro verbuchte die Commerzbank voll im vergangenen Jahr. Ursprünglich hatte sie mit Restrukturierungskosten von 1,1 Milliarden Euro kalkuliert und wollte diese auf die Jahre 2017 und 2018 verteilen.

Digitalisieren und sparen

Die Commerzbank will sich künftig ganz auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden konzentrieren. Das Investmentbanking wird stark eingedampft, die Sparte Equity Markets & Commodities (EMC) losgeschlagen. Dort ist das Geschäft mit ETFs, Aktienderivaten und Zertifikaten gebündelt.

Nach Handelsblatt-Informationen verhandeln die Frankfurter mit der französischen Großbank Société Générale über einen Verkauf der Sparte – und können dabei auf Verkaufserlöse im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich hoffen. Im vergangenen Jahr hat EMC seine Erträge um 16 Prozent auf 381 Millionen Euro gesteigert und schreibt nach Commerzbank-Angaben auch schwarze Zahlen. Doch Zielke will das Eigenkapital, das die Sparte bindet, künftig lieber im Firmen- und Privatkundengeschäft einsetzen.

Zudem will der Vorstandschef aus dem 1870 gegründeten Geldhaus ein Technologieunternehmen machen und bis 2020 rund 80 Prozent der Geschäftsprozesse digitalisieren. Aktuell liegt die Bank bei knapp 50 Prozent, Ende des Jahres sollen es dann 65 Prozent sein. Dank digitalisierter Prozesse werde das Institut zunehmend Kosten und Personal einsparen können, betont Finanzchef Stephan Engels: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck.“

Die Verwaltungsaufwendungen, die im vergangenen Jahr minimal auf knapp 7,1 Milliarden Euro sanken, sollen 2018 auf sieben Milliarden Euro gedrückt werden. „Erste Kostenentlastungen werden bereits im Jahresverlauf 2018 ihre Wirkung entfalten, auch wenn die positiven Effekte der geplanten Effizienzsteigerungsmaßnahmen mit zunehmendem Maß erst in den Folgejahren sichtbar werden“, heißt es im Geschäftsbericht. Bis 2020 sollen die Aufwendungen auf 6,5 Milliarden Euro fallen.

Bei den Kosten ist die Commerzbank also auf dem richtigen Weg, wenn auch langsam. Bei den Erträgen bewegt sich das Geldhaus dagegen bisher in die falsche Richtung – sie sanken im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Das lag vor allem daran, dass die Bank weniger außerordentliche Erträge einfuhr als im Vorjahr, aber auch an der schwachen Entwicklung des Firmenkundengeschäfts.

Ziel der Commerzbank ist es, bei unveränderten Rahmenbedingungen in zwei Jahren Erträge von 9,8 bis 10,3 Milliarden Euro zu erzielen. Das hört sich auf den ersten Blick nicht sonderlich ambitioniert an, aber man muss dabei zwei Dinge berücksichtigen. Die Sparte EMC, die im vergangenen Jahre knapp 400 Millionen Euro beisteuerte, wird 2020 vermutlich nicht mehr zur Commerzbank gehören. Und auch hohe außerordentliche Erträge von 557 Millionen Euro, die das Geldhaus im vergangenen Jahr unter anderem durch Beteiligungs- und Immobilienverkäufe eingefahren hat, werden die Bilanz nicht regelmäßig aufhübschen. Rechnet man diese beiden Effekte heraus, zeigt sich, dass die Bank in ihrem Kerngeschäft bis 2020 rund 1,5 Milliarden Euro an zusätzlichen Erträgen erwirtschaften muss, um ihre Ziele zu erreichen. Das wird bei den aktuellen Rahmenbedingungen alles andere als einfach.

Am stärksten zulegen will die Commerzbank im Privatkundensegment. Dort ist das Geschäft mit Privatpersonen und Firmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro gebündelt. Im Rahmen der neuen Strategie sind hier zusätzliche Erträge von 1,1 bis 1,4 Milliarden Euro anvisiert. Im vergangenen Jahr konnte die Sparte einen Etappensieg vermelden. Durch steigende Kundenzahlen machte sie die Belastungen durch Niedrig- und Negativzinsen wett und hielt die Erträge immerhin stabil bei 4,8 Milliarden Euro.

Deutlich schlechter sieht die Bilanz im Firmenkundensegment aus, in dem das Geschäft mit größeren Unternehmen und das Investmentbanking gebündelt sind. Hier fielen die Erträge im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf vier Milliarden Euro. Das operative Ergebnis brach sogar um 37 Prozent ein. Für den Rückgang gibt es eine Reihe von Gründen: höhere außerordentliche Erträge im Vorjahr, die Verkleinerung des Korrespondenzbankennetzes und die geringe Marktvolatilität.

Zudem setzt der Commerzbank der harte Wettbewerb und Margendruck im deutschen Firmenkundengeschäft zu – eine Situation, die sich in naher Zukunft aller Voraussicht nach nicht zum Positiven verändern wird. Im Gegenteil: Im Zuge des Brexits werden einige Auslandsbanken ihre Präsenz in Deutschland ausbauen und bei der Gelegenheit wohl auch ihr Werben um den exportorientierten deutschen Mittelstand verstärken.

Umbauen und ausschütten

Für die Commerzbank, die nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des deutschen Außenhandels finanziert, ist das keine gute Nachricht – zumal die Firmenkundensparte gerade mitten im Umbau steckt. Die Zusammenlegung von Mittelstandsbank und Investmentbank hat intern zu zahlreichen Reibereien geführt. Manche Mitarbeiter sehen den neuen Zuschnitt bis heute kritisch und fürchten, die Bank verliere die Bedürfnisse kleinerer Firmen aus den Augen. Denn Vorstand des neuen Segments ist Michael Reuther, der zuvor für das Investmentbanking zuständig war.

Die Commerzbank hat darauf reagiert und versucht, die Marke „Mittelstandsbank“ durch eine Werbekampagne wieder zu stärken. Zudem hat das Institut das Ziel ausgegeben, mit Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 15 und 100 Millionen Euro mehr Geschäfte zu machen – einem Bereich, den das Geldhaus bisher vernachlässigt hat.

2017 und 2018 seien für die Commerzbank Übergangsjahre, hat Zielke mehrfach betont. Für das laufende Jahr stellt er den Aktionären allerdings schon wieder eine Dividende in Aussicht – es wäre die zweite Ausschüttung seit der staatlichen Rettung der Bank in der Finanzkrise.

Der seit 2016 amtierende Vorstandschef kann somit darauf hoffen, bei der Hauptversammlung am Dienstag glimpflicher davonzukommen als sein Vorgänger Martin Blessing. Dieser wurde bei Aktionärstreffen regelmäßig wüst beschimpft – wahlweise als „Totalversager“ oder „Kapitalvernichter“.

Startseite
Mehr zu: Privatbank im Bilanzcheck - Commerzbank ist im Aufwärtstrend – hat aber noch große Aufgaben vor sich
0 Kommentare zu "Privatbank im Bilanzcheck: Commerzbank ist im Aufwärtstrend – hat aber noch große Aufgaben vor sich"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%