Private Equity Finanzinvestor Bridgepoint umwirbt deutsche Mittelständler

Der Finanzinvestor Bridgepoint aus London will sein Geschäft in Deutschland ausbauen.
Frankfurt. Die britische Beteiligungsgesellschaft Bridgepoint will nach ihrem erfolgreichen Börsengang in London in der vergangenen Woche auch das deutsche Geschäft ausbauen. „Wir wollen noch stärker als bisher deutlich machen, dass wir uns in Deutschland als Partner für Mittelständler, Familienunternehmen und von Konzernen sehen“, sagt Deutschlandchef Carsten Kratz im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Man könne über das internationale Netz helfen, das globale Wachstum von Unternehmen zu beschleunigen. „Wir sehen unsere Unternehmensbeteiligungen immer als Plattform für weitere Zukäufe. Im Schnitt machen wir drei solcher ‚add ons‘ pro Unternehmen“, ergänzt der Manager, der früher für die Boston Consulting Group (BCG) tätig war.
Der Kurs der Bridgepoint-Aktie zog am ersten Handelstag um bis zu 28 Prozent an, die Marktkapitalisierung erreichte umgerechnet fünf Milliarden Dollar. Der Ausgabekurs hatte auf 350 Pence gelautet, am Montag notierte die Aktie schon bei gut 488 Pence. Die Gesellschaft war als Ausgliederung aus der Großbank Natwest entstanden. Zu den bekannten Beteiligungen gehören Franchise-Lizenznehmer von Burger King und die Sushi-Kette Itsu. Zuletzt hatte es Medienberichte gegeben, Bridgepoint wolle sich 2022 von seinen Burger-King-Geschäften in Großbritannien trennen.
Das Initial Public Offering (IPO) ist das größte einer britischen Private-Equity-Gesellschaft seit Jahrzehnten. In den USA notieren schon Firmen wie Blackstone oder KKR an der Börse, in Europa gelang vor wenigen Monaten der schwedischen EQT-Gruppe eine erfolgreiche Emission. In Deutschland gibt es wenige börsennotierte Private-Equity-Gesellschaften, eine der ältesten ist die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG). Die Bridgepoint-Emission in London setzte sich aus neuen Aktien im Volumen von 300 Millionen Pfund Sterling und Anteilen der Altaktionäre in Höhe von insgesamt 489 Millionen Pfund zusammen.
Interessant sind Unternehmen aus den Bereichen Medien, Technologie und Gesundheit
Im deutschsprachigen Raum will Bridgepoint laut Kratz im Schnitt zwei Deals pro Jahr tätigen. Das können deutliche Minderheitsbeteiligungen oder auch Mehrheitsübernahmen sein. „Wir konzentrieren uns auf die Sektoren Medien, Technologie, Healthcare, Pharma, Konsumgüter und Dienstleistungen“, erläutert der Beteiligungsexperte. Kratz verantwortete beispielsweise die Bridgepoint-Engagements bei Pharmazell (Gesundheitswesen) und Infinigate (IT-Sicherheit). Neben Eigenkapital bietet der Investor auch Fremdfinanzierungen an, etwa für Übernahmen durch andere Private-Equity-Fonds.

Der Deutschlandchef von Bridgepoint sieht sich als „Partner für Mittelständler, Familienunternehmen und von Konzernen“.
Üblicherweise liege der Unternehmenswert bei den Beteiligungen oder Übernahmen zwischen 500 Millionen und 1,5 Milliarden Euro, die Haltedauer der Investments betrage zwischen vier und sechs Jahre.
Mit dem Emissionserlös aus dem Börsengang will Bridgepoint laut eigener Darstellung auch eine dritte Investmentsparte aufbauen – voraussichtlich im Bereich Immobilien oder Infrastruktur. Die Rendite lag beim Fonds Bridgepoint Europe V zuletzt bei gut 18 Prozent.
Die Private-Equity-Branche gehört seit Jahren zu den stark wachsenden Finanzindustrien. Die Fonds sammeln bei institutionellen Investoren das Geld ein, kaufen Unternehmen und stoßen sie nach mehreren Jahren der Restrukturierung wieder ab. Allein in Europa wurden im ersten Halbjahr 64 neue Fonds im Volumen von 59,6 Milliarden Euro aufgelegt, geht aus Daten von Pitchbook hervor.
Allerdings werden die Beteiligungsfonds auch mit immer höheren Kaufpreisen für die Mittelständler konfrontiert. Die von Finanzinvestoren gezahlten sogenannten Vervielfältiger erreichten im ersten Quartal einen Höchststand: Im Mittel wurde das 12,7-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) auf den Tisch gelegt.
Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, die staatlichen Wirtschaftshilfen sowie ein sehr hohes Niveau an bereits eingesammeltem, aber noch nicht investiertem Kapital (Dry Powder) geben dem M&A-Markt Rückenwind. „Wir rechnen gerade vor dem Hintergrund steigender Impfquoten sowie bevorstehender Lockerungen mit einer schnelleren Erholung der Wirtschaft und weiter steigender Deal-Aktivität in diesem Jahr“, kommentiert Frank Hermann, Managing Partner der Private-Equity-Gruppe Argos Wityu in Frankfurt.
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