Privatkundengeschäft Philipp Gossow verantwortet künftig den Filialvertrieb der Deutschen Bank

Auf der Vertriebsseite werden die beiden Marken im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank künftig gemeinsam gesteuert.
Frankfurt Philipp Gossow galt eigentlich als heißer Anwärter auf den Chefposten der Privatkundensparte der Deutschen Bank in Deutschland. Das Rennen machte letztlich sein Postbank-Kollege Lars Stoy – und der hat mittlerweile bekanntgegeben, welche Rolle sein früherer Konkurrent künftig spielen soll. „Philipp Gossow wird die Verantwortung für die Filialen und den mobilen Vertrieb der Marken Deutsche Bank und Postbank übernehmen“, heißt es in einem Memo der Bank von Ende Mai, das dem Handelsblatt vorliegt.
Damit würde Gossow den wichtigsten Vertriebszweig der Privatkundensparte steuern. Der Vertrieb ist aber nicht seine einzige Aufgabe:. Er soll außerdem das Thema Nachhaltigkeit (Environmental Social Governance – ESG, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) für die deutsche wie auch die internationale Privatkundensparte der Bank koordinieren.
Außerdem schickt Stoy Gossow als Vertreter der Privatkundensparte ins Deutschland-Komitee der Bank. In diesen Länder-Komitees sind die regionalen Verantwortlichen aller Geschäftsbereiche des Instituts vertreten. Diese Aufgabe hätte streng genommen auch Stoy selbst übernehmen können.
Bis Anfang Mai waren Gossow und Stoy noch Kollegen auf Augenhöhe: Ersterer verantwortete das Deutsche-Bank-Geschäft. Stoy war sein Pendant auf der Postbank-Seite. Seit Mai dieses Jahres gibt es mit Stoy wieder einen eigenen Chef für das gesamte Deutschlandgeschäft der Privatkundensparte.
In dem Memo setzt der Nachfolger von Manfred Knof, der zur Commerzbank wechselte, nun auch erste inhaltliche Akzente. Den Vertrieb wertete er mit neuen Zuständigkeiten auf.
Deutsche Bank: Stoy setzt auf Synergien
Künftig werden die drei Vertriebsformen Filiale/mobiler Vertrieb, Direktvertrieb und das Geschäft mit Plattformen und anderen Kooperationspartnern separat geführt. Alle Vertriebskanäle sollen dabei markenübergreifend arbeiten, also für Deutsche Bank und Postbank.
Auch das Management von Kundendaten und Kanälen beider Marken führt Stoy zusammen. Alle vier Bereiche – Filial- und Mobilvertrieb, Direktvertrieb, Plattformgeschäft und Kundendatenmanagement – sollen direkt an Stoy berichten.
Mit diesem Schritt drängt der langjährige Postbank-Manager das latente Eigenleben der beiden Hauptmarken Deutsche Bank und Postbank weiter zurück. Außerdem stärkt der deutsche Privatkundenchef die Bedeutung des Vertriebs. Bislang hatte die Bank ihren Fokus weniger explizit auf die Entwicklung unterschiedlicher Vertriebstypen gerichtet. Stoy will mit dem Schritt vor allem sicherstellen, dass die Bank Schwächen behebt, die er vor allem im Direktvertrieb ausgemacht haben will.
„Im Filial- und mobilen Vertrieb haben wir eine hohe Reichweite“, schreibt Stoy. Auch im Geschäft mit Kooperationspartnern und Plattformen verfüge das Institut über „relevante Marktanteile“. Jedoch habe die Bank „im Direktvertrieb, sei es über digitale Kanäle wie unsere Internetauftritte oder Apps oder über unsere Callcenter“, noch „viel Potenzial“, heißt es in Stoys Memo.
Aus seiner Sicht dürfte gerade die Bedeutung des Direktvertriebs – in dem künftig neben dem Digitalvertrieb auch die Callcenter und die Norisbank gesteuert werden – noch wachsen. Kunden würden ihre Bankgeschäfte vermehrt digital abwickeln und seien immer häufiger bereit, Abschlüsse auch ohne persönliche Beratung zu tätigen, erläutert Stoy.
Mehr: Interview mit Deutsche-Bank-Privatkundenchef Lars Stoy: „Wir werden niedrigere Freigrenzen prüfen“
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