Prozess gegen Barclays „Unangenehme Äußerungen“ über Investorin: Chef des britischen Bankenverbands tritt zurück

Staveleys Anwalt hat im Eingangsplädoyer des aktuellen Prozesses auf die „absolut unangenehmen Äußerungen“ des ehemaligen Barclays-Bankers Jones verwiesen.
London Die britische Investorin Amanda Staveley hat in ihrem Prozess gegen die Großbank Barclays einen ersten Treffer gelandet. Der ehemalige Barclays-Banker Stephen Jones tritt von seinem Posten als Chef des britischen Bankenverbands UK Finance zurück.
„Ich habe mich bei Frau Staveley und meinen Kollegen für die Äußerungen entschuldigt, die ich 2008 gemacht habe“, sagte Jones. „Ich fühle, dies ist der richtige Zeitpunkt, von meinem Amt zurückzutreten“.
Was genau Jones damals über Staveley gesagt hat, ist noch nicht bekannt. Die anstößige E-Mail soll erst kommenden Monat im Barclays-Prozess vor dem Londoner High Court vorgelesen werden. Staveleys Anwalt hatte im Eingangsplädoyer jedoch bereits auf die „absolut unangenehmen Äußerungen“ von Jones verwiesen. Die Ankündigung reichte, um Jones zum Rücktritt zu bewegen.
In dem Prozess fordert Staveley 1,5 Milliarden Pfund von Barclays. Die prominente Londoner Investorin hatte in der Finanzkrise 2008 eine Milliarden-Finanzspritze aus dem Emirat Abu Dhabi eingefädelt, die die britische Bank vor der Verstaatlichung bewahrt hat.
Später war herausgekommen, dass das Emirat Katar, das damals ebenfalls in Barclays investierte, mittels geheimer Nebenabsprachen bessere Konditionen erhalten hatte. Staveley wirft der Bank vor, ihre Firma PCP Capital benachteiligt zu haben, und fordert entgangene Gewinne plus Zinsen.
„Drecksäcke“ und „Arschlöcher“
Jones war damals einer der Investmentbanker bei Barclays, die das Kapital aus den Golfstaaten besorgen sollten. Vor Gericht werden in diesen Tagen die Vorgänge von damals detailliert beleuchtet. So soll Jones sich in einer E-Mail am 27. Oktober 2008 sexistisch über Staveley geäußert haben. In einem Telefonat hatte er ihre Firma PCP zudem als „Drecksäcke“ und „Arschlöcher“ bezeichnet.
Jones kam nun offenbar unter dem Druck des Boards von UK Finance zu dem Schluss, dass der Imageschaden seine Arbeit beim Bankenverband überschatten würde. Vor allem hätte er nicht mehr glaubwürdig für einen Kulturwandel in der britischen Finanzbranche werben können. Der Verband versucht seit Jahren, den Frauenanteil im Finanzsektor zu erhöhen.
In einer E-Mail an seine Mitarbeiter schrieb Jones, er könne die „vollkommenen unangemessenen Äußerungen“ nicht verteidigen. Sie entsprächen nicht dem Standard, den man zu Recht erwarten könne.
Der Jurist hatte UK Finance vor drei Jahren mitgegründet und wurde dessen erster Chef. Der neue Dachverband entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer Branchenverbände. Zuvor hatte Jones in seiner dreißigjährigen Karriere in der Londoner City für Santander, Barclays, Citigroup und Schroders gearbeitet. Auch war er Berater der Private-Equity-Firma Cerberus.
Zuletzt hatte er zusammen mit den Banken und dem Finanzministerium die Coronahilfen für Unternehmen und Haushalte koordiniert. Unter anderem drängte er darauf, dass Banken von ihren Kunden keine Dispozinsen und Gebühren während der Krise verlangen.
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