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Quartalsbilanz Dreistelliger Millionengewinn: EZB-Geldspritzen bescheren der Commerzbank Rückenwind

Das Institut ist Anfang 2021 überraschend in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Die geplanten Preiserhöhungen für Privatkunden will es zeitnah durchziehen. Die Aktie steigt kräftig.
12.05.2021 - 14:37 Uhr 1 Kommentar
Das Institut will, dass Kunden der geplanten Einführung von Gebühren im Onlinebanking per Klick zustimmen. Quelle: dpa
Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main

Das Institut will, dass Kunden der geplanten Einführung von Gebühren im Onlinebanking per Klick zustimmen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Kommunikation ist bei der Commerzbank ab sofort Chefsache. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern überlässt CEO Manfred Knof die Präsentation der Quartalszahlen nicht alleine seiner Finanzchefin, sondern erläutert Analysten und Journalisten selbst, wie er beim Radikalumbau des Instituts vorankommt.

Die Zahlen, die Knof am Mittwoch für sein erstes Quartal als Commerzbank-Chef vorlegte, konnten sich durchaus sehen lassen. Deutschlands zweitgrößte Privatbank verbuchte einen Gewinn von 133 Millionen Euro nach einem Verlust von 291 Millionen Euro vor Jahresfrist. Die Commerzbank-Aktie legte daraufhin rund acht Prozent zu.

Verantwortlich für die Rückkehr in die schwarzen Zahlen waren neben einer gesunkenen Risikovorsorge und dem florierenden Wertpapiergeschäft jedoch auch drei Sondereffekte: Es gab eine Gutschrift wegen der Aktivierung latenter Steueransprüche. Bewertungseffekte bei Absicherungsgeschäften trugen 360 Millionen Euro zum Ergebnis bei. Und die Bank profitierte massiv von Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Im Rahmen des sogenannten TLTRO-Programms erhalten Geldhäuser eine Prämie von einem Prozent, wenn sie sich bei der Notenbank Geld leihen und bei der Kreditvergabe ihrerseits bestimmte Bedingungen erfüllen. Die Commerzbank fuhr dadurch im ersten Quartal einen außerordentlichen Ertrag von 126 Millionen Euro ein und erwartet im zweiten Quartal weitere 40 Millionen Euro. Insgesamt hat sich das Institut 2021 im Rahmen des TLTRO-Programms 35,9 Milliarden Euro von der Notenbank geliehen.

Ob das Jammern der deutschen Banken über die Zinspolitik der EZB angesichts solcher Zahlen nicht übertrieben sei, wurde Finanzchefin Bettina Orlopp gefragt – sie verneinte. Eine Zinserhöhung um einen Prozentpunkt würde der Commerzbank zusätzliche Erträge von rund einer Milliarde Euro bescheren, rechnete Orlopp vor. Diese Mindereinnahmen könne das Institut auch durch die TLTRO-Gelder und die vermehrte Weitergabe von Negativzinsen an Privat- und Firmenkunden nicht kompensieren.

„Es wäre besser für die Profitabilität des deutschen Bankensystems, wenn wir dieses Modell hinter uns lassen.“ Quelle: Commerzbank AG  Pavel Becker Pavel Becker/ Commerzbank AG
Manfred Knof

„Es wäre besser für die Profitabilität des deutschen Bankensystems, wenn wir dieses Modell hinter uns lassen.“

(Foto: Commerzbank AG Pavel Becker Pavel Becker/ Commerzbank AG)

Positiv stimmt Orlopp und auch die Analysten jedoch das Wertpapiergeschäft, dessen Volumen seit Jahresbeginn um 15 Milliarden Euro zulegte. „Die Deutschen entdecken Wertpapiere zunehmend für sich – auch, um negative Zinsen auf ihre Einlagen zu vermeiden“, sagte die Finanzchefin. Die Commerzbank profitierte dabei sowohl von der gestiegenen Handelsaktivität ihrer Kunden als auch vom Kursanstieg der verwahrten Wertpapiere.

Wegen der überraschend positiven Entwicklung hob Orlopp die Prognose für 2021 an und rechnet nun mit Erträgen leicht über dem Vorjahreswert. Bisher war das Institut von leicht sinkenden Erträgen ausgegangen.

Zudem erwartet die Bank für 2021 jetzt eine harte Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent statt wie bisher von mehr als zwölf Prozent. Ende des ersten Quartals stieg die Quote auf 13,4 Prozent.

Commerzbank überrascht die Analysten

Analysten hatten im Auftaktquartal im Schnitt einen Verlust von 131 Millionen Euro erwartet. Auch bei den Erträgen, die um 35 Prozent auf 2,49 Milliarden Euro stiegen, übertraf das Institut die Erwartungen der Experten.

Nach dem starken Jahresstart seien die Chancen gestiegen, dass die Commerzbank 2021 nicht nur operativ, sondern auch unter dem Strich schwarze Zahlen schreibe, sagte Orlopp. Eine offizielle Prognose für das Nettoergebnis will die Finanzchefin jedoch erst bei der Verkündung der Halbjahreszahlen abgeben.

Die Belastungen wegen drohender Kreditausfälle in der Coronakrise sanken bei der Commerzbank Anfang 2021 auf den niedrigsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie. Im Vergleich zum Vorjahresquartal fiel die Risikovorsorge um mehr als die Hälfte auf 149 Millionen Euro.

Nach dem Auslaufen von Ausnahmeregelungen im Insolvenzrecht sei die Zahl der Firmenpleiten zwar gestiegen, sagte Orlopp. „Bisher haben wir aber noch keine wesentlichen Auswirkungen auf unser Portfolio gesehen.“

Im Gesamtjahr geht die Bank weiter von einer Risikovorsorge zwischen 0,8 und 1,2 Milliarden Euro aus. „Basierend auf aktuellen Einschätzungen ist ein Risikoergebnis von bis zu minus einer Milliarde Euro wahrscheinlich“, erklärte das Institut.

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Vorstandschef Knof will die Commerzbank grundlegend umbauen und bis Ende 2024 weltweit 10.000 Vollzeitstellen streichen. Da das Institut parallel 2500 neue Jobs schaffen will, sollen unter dem Strich 7500 Jobs wegfallen.

Mit dem Betriebsrat hat sich Knof kürzlich auf die Rahmenbedingungen für den geplanten Arbeitsplatzabbau geeinigt, muss dafür allerdings 225 Millionen Euro mehr in die Hand nehmen als ursprünglich geplant. „Die potenziellen Umsetzungsrisiken unserer Strategie sinken damit erheblich“, sagte Knof. An den Kostenzielen der Bank ändere sich nichts.

Für den Konzernumbau kalkuliert Knof nun insgesamt mit Kosten von mehr als zwei Milliarden Euro. Gut 800 Millionen Euro davon hat das Institut bereits im vergangenen Jahr verbucht, als sich der Konzernverlust insgesamt auf 2,9 Milliarden Euro belief.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres verbuchte die Bank Restrukturierungsaufwendungen von 465 Millionen Euro, in erster Linie für ein Freiwilligenprogramm zum Abbau von 1700 Mitarbeitern. Im zweiten Quartal kommen für die anderen Abbauprogramme noch einmal Belastungen von 550 Millionen Euro dazu.

200 Filialen werden Ende des Jahres dichtgemacht

Im Privatkundensegment steigerte die Commerzbank ihren operativen Gewinn im ersten Quartal um gut 70 Prozent auf 250 Millionen Euro. Dies lag neben dem boomenden Wertpapiergeschäft vor allem an einer deutlich niedrigen Risikovorsorge. Das Institut will in dieser Sparte in den kommenden Jahren 340 Filialen schließen. Rund 200 davon sollen bereits im vierten Quartal dichtgemacht werden.

Zudem planen die Commerzbank und ihre Onlinetochter Comdirect das bedingungslos kostenlose Girokonto abzuschaffen und die Negativzinsen der EZB in größerem Stil an ihre Privatkunden weiterzugeben.

Comdirect hat die eigentlich für den 1. Mai geplante Einführung neuer Kontomodelle wegen eines Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH) jedoch zunächst auf Eis gelegt. Der BGH hatte entschieden, dass Klauseln, laut denen Kunden Änderungen der allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nicht ausdrücklich zustimmen müssen, unwirksam sind.

Commerzbank und Comdirect wollen ihre Kunden deshalb nun um eine aktive Zustimmung zu den neuen Kontomodellen bitten. Wenn Kunden dem nicht nachkommen, werden sie vermutlich vor die Tür gesetzt.

Die Commerzbank wolle mit der Bepreisung von Girokonten wie geplant zum 1. Juli starten, sagte Orlopp. Auch Comdirect werde die Einführung neuer Kontomodelle bald umsetzen.

Nicht verraten wollte die Commerzbank, wie viele Privatkunden ihr wegen der Einführung von Gebühren und Filialschließungen bereits den Rücken gekehrt haben. Dramatisch hoch ist diese Zahl jedoch offenbar nicht, schließlich hat das Institut im ersten Quartal unter dem Strich mehr als 50.000 neue Kunden gewonnen – vor allem bei der Tochter Comdirect.

Kerngeschäft mit dem Mittelstand schwächelt

Im Firmenkundengeschäft machte die Commerzbank einen operativen Gewinn von 98 Millionen Euro nach einem Minus von 112 Millionen Euro vor Jahresfrist. Verantwortlich dafür war neben der gesunkenen Risikovorsorge der Rückenwind im Kapitalmarktgeschäft. Während die Erträge im Geschäft mit international tätigen Großkonzernen dank des regen Anleihe- und Syndizierungsgeschäfts stiegen, sanken sie im Kerngeschäft mit dem Mittelstand wegen der verhaltenen Kreditnachfrage.

Für die Commerzbank ist diese Entwicklung bitter, schließlich will sich das Institut künftig noch stärker auf den Mittelstand fokussieren. Das Auslands- und Kapitalmarktgeschäft wird dagegen eingedampft.

Am Dienstag hatte die Commerzbank bekanntgegeben, dass sie große Teile des Aktiengeschäfts an Oddo BHF abgeben wird. Die französisch-deutsche Privatbank wird künftig Aktienkäufe und -verkäufe von Kunden der Commerzbank abwickeln und das Research für institutionelle Kunden übernehmen. Betroffen davon sind 80 Commerzbank-Mitarbeiter, von denen allerdings nur ein Teil zu Oddo wechseln soll.

Darüber hinaus will sich die Commerzbank aus 15 Standorten im Ausland zurückzuziehen. Aus drei Ländern werde sich das Institut bereits 2021 verabschieden, sagte Vorstandschef Knof. Der kürzlich eingeleitet Verkaufsprozess der ungarischen Commerzbank-Tochter stoße „auf großes Interesse am Markt“.

Mehr: Stimmrechtsberater kritisieren Commerzbank-Aufsichtsrat scharf

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  • 12. Mai 2021 11.00 Uhr
    Der Börsenwert der Commerzbank beträgt 7,70 Mrd.
    Das Eigenkapital der Commerzbank beträgt 27,50 Mrd.
    Goodwill ist zu 100% abgeschrieben und 62% der Kosten für Restrukturierung bis ende 2024.

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