Quartalszahlen Barclays schlägt sich deutlich besser als erwartet – Aktie schießt nach oben

Die britische Großbank verdiente rund dreimal so viel wie von Analysten im Schnitt erwartet.
London Die britische Großbank Barclays ist in der Corona-Pandemie deutlich besser durch den Sommer gekommen als gedacht. Vor Steuern steigt der Gewinn auf 1,1 Milliarden Pfund (1,2 Milliarden Euro) von 246 Millionen im Vorjahresquartal.
Unter dem Strich verdiente das Geldhaus im dritten Quartal 611 Millionen britische Pfund (677 Mio Euro), wie es am Freitag in London mitteilte. Das war rund dreimal so viel wie von Analysten im Schnitt erwartet. So gingen die Erträge in der Krise nicht so stark zurück wie von Experten befürchtet. Ein Jahr zuvor war Barclays wegen hoher Schadenersatzzahlungen an geschädigte Kreditnehmer in die roten Zahlen gerutscht.
Die Zahlen verleihen auch Barclays-Chef Jes Staley Rückenwind, der an seinem Posten festhält. „Ich denke wir werden ein paar weiter Jahre hier sein“, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Staley steht seit 2015 an der Spitze der Bank. Zuletzt wurde über seinen baldigen Abgang spekuliert, da er wegen seiner Verbindungen zu dem verstorbenen US-Banker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ins Visier der britischen Aufsichtsbehörden geraten ist.
Die im Februar eingeleitete Untersuchung dauert weiter an. Zudem stand Staley im Feuer, weil er gegen den Widerstand großer Aktionäre am lange Zeit schwächelnden Investmentbanking festhielt.
Doch in den Sommermonaten profitierte Barclays wie die Konkurrenz erneut vom florierenden Geschäft mit Anleihen, Aktien und Devisen. Der Erträge der Sparte legten um 29 Prozent zu.
Weniger Geld für faule Kredite zurückgelegt
Vor allem legte Barclays im dritten Quartal deutlich weniger Geld für faule Kredite zurück als in der ersten Jahreshälfte. Drohende Kreditausfälle belasteten das Quartalsergebnis diesmal mit 608 Millionen Pfund.
Im ersten Halbjahr hatte Barclays noch 3,7 Milliarden Pfund in die Risikovorsorge gesteckt. Das Management um Barclays-Chef James Staley sieht inzwischen zwar erste Zeichen einer Erholung. Die Aussichten blieben aber unsicher, hieß es.
Die Corona-Pandemie hat Großbritannien fest im Griff, in immer mehr Landesteilen gibt es Lockdowns. Barclays rechnet nun mit einem Einbruch der britischen Wirtschafsleistung um 10,3 Prozent in diesem Jahr, im Juni hatte sie lediglich ein Minus von 8,7 Prozent erwartet. Die Bank prüfe weitere Einschnitte und die Kosten für diese Umbaumaßnahmen könnten die künftigen Ergebnisse belasten.
Anleger griffen angesichts der starken Zahlen dennoch zu: Die Aktien stiegen um rund 7,5 Prozent. Auch der Branchenindex kletterte zeitweise um 2,5 Prozent. „Außerdem kann man zwischen den Zeilen der bislang veröffentlichten Quartalsberichte lesen, dass das klassische Kreditgeschäft vergleichsweise gut läuft“, sagt ein Börsianer. „Zwar gibt es Rückstellungen für faule Kredite, es wird aber wohl nicht so katastrophal wie anfangs befürchtet.“
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