Quartalszahlen Dealmaker treiben Gewinne der US-Banken in die Höhe

Die Coronakrise macht sich in den Bilanzen kaum noch bemerkbar.
New York Die Investmentbanker sind zurück im Rampenlicht. Dank des weltweiten Booms bei Fusionen und Übernahmen bringen die Dealmaker der Wall Street Rekordsummen ein und helfen so, die Gewinne der Finanzinstitute weiter in die Höhe zu treiben.
Die Bank of America, die zweitgrößte Bank des Landes, meldete einen Gewinnanstieg von 58 Prozent für das dritte Quartal auf 7,7 Milliarden Dollar. Bei der Citigroup stiegen die Gewinne um 48 Prozent. Ähnlich stark waren auch die Gewinnsprünge bei Wells Fargo und bei Morgan Stanley.
„Die wirtschaftliche Erholung setzt sich fort, und unsere Sparten sehen nun wieder das organische Wachstum, das wir vor der Pandemie erlebt haben“, sagte CEO Brian Moynihan. Die Beratungsgebühren für Fusionen und Übernahmen stiegen um 65 Prozent auf 654 Millionen Dollar. Bei Morgan Stanley haben sie sich mehr als verdreifacht, auf 1,3 Milliarden Dollar.
Unternehmen weltweit planen so viele strategische Zukäufe und Fusionen wie lange nicht mehr. Besonders hoch ist der Bedarf an Zukäufen aus der Technologiebranche. Viele Firmen haben in der Pandemie gemerkt, wie wichtig neue Technologien und digitale Angebote sind, und wollen nun dringend nachrüsten.
Für die Wall Street kommt dieser Trend gerade zur richtigen Zeit. Zu Beginn der Coronakrise waren es die Wertpapierhändler, die dank reger Aktivitäten vor allem beim Anleihehandel für üppige Gewinne gesorgt haben. Nun flaut diese Phase wie erwartet ab und wird von hoher Nachfrage im Investmentbanking abgelöst. Die Banken können zudem weiter Teile ihrer Risikovorsorge abbauen, was die Gewinne weiter stützt.
Die Citigroup etwa löste 1,2 Milliarden Dollar an Risikovorsorge auf, was sich positiv auf das Ergebnis auswirkte. „Die Erholung von der Pandemie hat das Vertrauen der Verbraucher und der Unternehmen gestärkt und führt zu hoher Kundenaktivität“, sagte Citi-Chefin Jane Fraser, die die Bank seit März führt. Das Institut kämpft mehr noch als andere Institute mit steigenden Kosten. Im Vergleich zum Vorjahr legten diese um fünf Prozent zu. Auch, weil die Citigroup nach einer teuren Panne Milliarden für den Umbau bei internen Daten- und Compliance-Programmen in die Hand nehmen muss.
Fraser zufolge kann die Bank jedoch an anderer Stelle punkten. So räumt die Citigroup ihren Mitarbeitern deutlich mehr Flexibilität bei der Rückkehr ins Büro ein. Zwei Tage die Woche dürfen die Mitarbeiter dauerhaft von zu Hause aus arbeiten. An den anderen Tagen könnten sie jedoch auch früher aus dem Büro, um zum Beispiel ihre Kinder von der Schule abzuholen oder zum Sport zu bringen.
Damit setzt sich Fraser klar von Goldman Sachs und JP Morgan ab, die ihre Mitarbeiter deutlich schneller zurück in die Bankentürme der Wall Street beordert haben. So bekomme Citi derzeit regelmäßig Anrufe von wechselwilligen Topbankern anderer Wall-Street-Häuser – vor der Pandemie war das nicht der Fall, wie Fraser dem Magazin „Bloomberg Businessweek“ erklärte. Der Produktivität habe das nicht geschadet, stellte Fraser klar. „Es ist erfrischend, weil man so einen Teil der alten und anachronistischen Kultur loswird. Das setzt Energie frei.“
Kampf um Talente hält an
Amerikas größte Bank, JP Morgan Chase, hatte bereits am Mittwoch Ergebnisse vorgelegt und Investoren auf weiter steigende Kosten vorbereitet. Zum einen werde der Kampf um die besten Talente anhalten, was mit steigenden Personalausgaben verbunden ist.
Zum anderen müsse sich die Bank jedoch auch gegen die zunehmende Konkurrenz von Tech-Konzernen und Fintech-Start-ups rüsten, betonte CEO Jamie Dimon. „Daher werden wir so viel ausgeben wie nötig, um im Wettbewerb mit all denen mitzuhalten, die in unserem Bereich agieren.“
Die Bank of America konnte ihre Kosten im dritten Quartal stabil halten. Amerikas zweitgrößtes Finanzinstitut profitierte zudem von einem starken Kreditwachstum und konnte sich dabei von der Konkurrenz absetzen. Der Zinsüberschuss stieg im dritten Quartal um zehn Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar. JP Morgans CFO Jeremy Barnum glaubt, dass eine Trendwende bevorstehe. Bei der Bank of America ist diese schon deutlich zu sehen.
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