Quartalszahlen Deutsche-Bank-Tochter DWS erhöht Nettogewinn um 40 Prozent

Sitz der DWS Fondsgesellschaft der Deutsche Bank AG.
Frankfurt Der weltweite Börsenboom hat der Fondsgesellschaft DWS im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung beschert. Der Nettogewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent auf 340 Millionen Euro. Das teilte die Deutsche-Bank-Tochter am Mittwoch mit.
Das verwaltete Kundenvermögen stieg dank Kapitalzuflüssen und Kursgewinnen um 39 Milliarden Euro auf ein Rekordvolumen von 859 Milliarden Euro. Alle Regionen in Amerika, Europa und Asien-Pazifik hätten zu dem Wachstum beigetragen. Im zweiten Quartal verbuchte die DWS frisches Kapital in Rekordhöhe von 19,7 Milliarden Euro.
„Unsere überaus dynamische Geschäftsentwicklung bestätigt die strategische Richtung, die wir vor einem Jahr mit unserer global integrierten Struktur eingeschlagen haben“, sagte DWS-Chef Asoka Wöhrmann. Der Ertrag erhöhte sich in den ersten sechs Monaten 2021 im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Aufgrund der hohen Nettomittelzuflüsse sei davon auszugehen, dass der Ertrag im Gesamtjahr höher ausfallen werde als 2020, sagte Finanzvorständin Claire Peel.
Im Vergleich zum zweiten Quartal 2020 steigerte die DWS ihren Ertrag um gut 13 Prozent auf 625 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Sie hatten mit Erlösen von 611 Millionen Euro gerechnet.
Gegenüber dem Vorquartal sanken die Erträge allerdings um ein Prozent. Als Grund nennt der Fondsanbieter niedrigere Performancegebühren und ungünstige Marktwerte bei Kapitalgarantien. Die Managementgebühren legten aber dank des gestiegenen gemanagten Vermögens um sieben Prozent zu, betonte die DWS. Dies und unter anderem höhere Erträge aus der Beteiligung am Fondshaus Harvest in China ließen die Erträge im ersten Halbjahr 2021 im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro klettern.
Der bereinigte Vorsteuergewinn kletterte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um gut 30 Prozent auf 247 Millionen Euro. Nach Steuern legte das Konzernergebnis im Vorjahresvergleich um 29 Prozent zu auf 172 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr stieg der bereinigte Vorsteuergewinn im Jahresvergleich damit um 35 Prozent auf 496 Millionen Euro, der Konzerngewinn um 40 Prozent auf 340 Millionen Euro. Große Investoren loben das „gute Ergebnis mit hohen Erträgen, auch die Kosten hat die DWS im Griff“, wie ein Fondsmanager konstatiert. Allerdings seien Aktionäre auf den aktuellen Kursniveau auch nicht mehr zu euphorisch über eine Kosten-Erfolgsstory, meint ein anderer Fondsmanager. Die Erträge schwankten schließlich stark mit den Kapitalmärkten. Der Kurs der DWS-Aktie legte am Mittwoch um rund 0,9 Prozent zu auf gut 39 Euro.
Jahreserwartungen angehoben
Nach diesen Ergebnissen rechnet die DWS – unter der Annahme anhaltend positiver Märkte – im Gesamtjahr nun nicht nur mit höheren Erträgen, sondern auch mit einem deutlich höheren Vorsteuergewinn, aber auch leicht steigenden bereinigten Kosten, wie Peel sagte. Das Ziel für die Kosten-Ertrags-Quote setzt sie statt bisher für 2024 schon für Ende dieses Jahres auf „nah an 60 Prozent“. Wenn die Kapitalmärkte weiter unterstützen, sollte auch das nun wieder aufgenommene mittelfristige Ziel, mehr als vier Prozent des gemanagten Vermögens einzusammeln, „realistisch“ sein, erwartet ein Fondsmanager.
Der Großteil des Nettomittelaufkommens von 19,7 Milliarden Euro im zweiten Quartal gelangte in passive Produkte, also börsengehandelte ETFs, die knapp acht Milliarden Euro neues Geld anzogen. In aktiv gemanagte Fonds gelangten 4,5 Milliarden Euro, allerdings floss aus Aktienfonds Geld ab. In liquiden Fonds parkten Anleger gut fünf Milliarden Euro. Nachhaltig gemanagte Fonds zogen vier Milliarden Euro an. Im ersten Halbjahr sammelte die DWS damit 20,7 Milliarden Euro ein.
Die Zahlen passen zu branchenweit hohen Zuflüssen in ETFs: Im ersten Halbjahr 2021 steckten Anleger weltweit 588,6 Milliarden Euro in börsengehandelte Indexfonds. Die Exchange Traded Funds, kurz ETFs, sammelten damit so viel Geld ein wie in den vergangenen sechs Jahren nicht – und erreichten bereits knapp 90 Prozent der Zuflüsse des gesamten Jahres 2020. Allerdings sind weltweit auch aktive Aktienfonds gefragt.
Wertmutstropfen aktive Aktienfonds
So sind die Netto-Abflüsse aus aktiv gemanagten Aktienfonds ein Wermutstropfen in der Erfolgsbilanz der DWS. Teilweise schichten Anleger Wöhrmann zufolge um in aktive ESG-Fonds, aber auch in ETF. Der Druck auf aktive Fonds sei vorhanden, meint ein Fondsmanager – zumal in den vergangenen zwölf Monaten weniger als die Hälfte der Fondsmanager besser als Börsenindizes abschnitten, wie Wöhrmann zugab. Längerfristig liege die Erfolgsqoute aber deutlich höher, betonte er.
Die bereinigten Kosten der DWS stiegen im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um acht Prozent auf 764 Millionen Euro. Als Grund dafür nennt das Fondshaus vor allem einen höheren Personalaufwand, der hauptsächlich von einer höheren Vergütung im Zusammenhang mit dem gestiegenen Kurs der DWS-Aktie stammt.
Die hohe Nachfrage nach den margenschwachen passiven Fonds ließ die zentrale Größe, die Managementgebührenmarge, im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreshalbjahr weiter sinken auf 0,28 von 0,286 Prozentpunkten. Die Margen sind wegen des Trends zu den billigen ETFs in der gesamten Fondsbranche unter Druck. Die Marge werde sich daher weiter verschlechtern, erwartet Peel.
Ihre Kosten-Ertrags-Quote konnte die DWS trotz leicht gestiegener Kosten gegenüber dem zweiten Quartal 2020 dank höherer Erträge deutlich senken, auf 60,6 Prozent von 65,7 Prozent.
Übernahmeangebot für NN Invest
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will die Tochter, an der Deutschlands größtes Geldhaus rund 80 Prozent hält, zu einem der zehn weltgrößten Vermögensverwalter machen. Der Abstand der DWS zu Branchenführern wie Blackrock ist allerdings riesig: Das verwaltete Vermögen von Blackrock liegt bei knapp 9,5 Billionen US-Dollar.
So betont Wöhrmann immer wieder, dass die DWS auch durch Zukäufe wachsen will. Laut Finanzkreisen bietet die DWS – neben Goldman Sachs Assetmanagement – für die Übernahme der niederländischen NN Investment Partners, NN Invest. Die Tochter des Versicherungskonzerns NN Group mit einem verwalteten Vermögen von rund 300 Milliarden Euro managt vor allem Anleihen für Versicherungen, nachhaltige Portfolios und alternative Anlagen.
Zu Übernahmen „äußert sich die DWS nie“, sagte Wöhrmann in der Konferenz mit Analysten. Zugleich betonte er einmal mehr, dass die Deutsche-Bank-Fondstochter in der nun stattfindenden Konsolidierung der Branche eine aktive Rolle spielen wolle.
Ein Zukauf sei für ihn allerdings nicht allein sinnvoll, um schiere Größe zu gewinnen, schränkte der DWS-Chef ein: Eine Übernahme komme für sein Haus nur in Frage, wenn ein potenzieller Kaufkandidat die DWS-Plattform bereichert, über eine lokale Kundenbasis und eine lokale Besonderheit verfüge und zur Kultur des Fondsanbieters passe.
Große Investoren sehen beim möglichen Übernahmekandidaten NN Invest durchaus Synergien. So habe die DWS Expertise im Geschäft mit Versicherern. Die Nachhaltigkeitsausrichtung von NN Invest könne die Palette der DWS bereichern, sagt ein Fondsmanager.
Allerdings müsse die DWS ausrechnen, ob sich ein Kauf für sie lohne: Der Bestand von NN Invest mit 80 Prozent Anleihen brächte keine hohen Margen, die Ausrichtung auf große Kunden wie Versicherer auch nicht. Skaleneffekte und mögliche Kostenersparnisse von 20 bis 30 Prozent müssten dann ein Gegengewicht bilden, mahnt ein Investor.
Auch die Finanzierung des Deals sei ein Kernpunkt. Vorständin Peel sagte zwar, dass die DWS nun deutlich mehr als zum Zeitpunkt des Börsengangs 2018 in der Kasse habe. Analysten beziffern das Kapital für Übernahmen bei der DWS aktuell auf 500 bis 800 Millionen Euro. Der Kaufpreis für NN Invest wird allerdings auf rund 1,4 Milliarden Euro geschätzt.
Wöhrmann betont zudem immer wieder sein Bestreben, vor allem in Asien wachsen zu wollen. „Die DWS sollte nicht zu viel für eine NN ausgeben, um noch Kapital für weitere, vielleicht aussichtsreichere Deals zu behalten“, mahnt ein Großinvestor.
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