Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Quartalszahlen JP Morgan verdient so viel wie keine US-Bank zuvor – Citigroup über Erwartungen, Wells Fargo enttäuscht

Drei große US-Banken haben am Dienstag Zahlen vorgelegt. Sie profitieren von einem starken Handelsgeschäft – und stellen Europas Banken in den Schatten.
14.01.2020 Update: 14.01.2020 - 19:03 Uhr Kommentieren
Das nächste Jahr könnte für die amerikanischen Großbanken schwieriger werden als das letzte. Quelle: Imago, ddp images/dapd, Bloomberg (M)
Wells Fargo, JP Morgan, Citigroup

Das nächste Jahr könnte für die amerikanischen Großbanken schwieriger werden als das letzte.

(Foto: Imago, ddp images/dapd, Bloomberg (M))

New York Das vergangene Jahr lief ganz nach Jamie Dimons Geschmack. Der Chef der größten US-Bank JP Morgan meldete am Dienstag den höchsten Jahresgewinn, den eine US-Bank jemals geschafft hat: 36,4 Milliarden Dollar. Auch das zuletzt angeschlagene Handelsgeschäft hatte ein starkes Comeback. Der Anleihehandel verbuchte ein Umsatzplus von 86 Prozent nach einem besonders schwachen vierten Quartal 2018.

Der Bankenriese zeigte seine Stärke in fast allen Bereichen. Lediglich der Zinsüberschuss ging um zwei Prozent zurück, was auf die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve zurückzuführen ist. Die Fed senkte 2019 gleich dreimal den Leitzins, zuletzt auf die Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent.

Die Bank profitierte zum Jahresende von einer deutlich verbesserten Stimmung an den Märkten. „Wir sehen uns immer noch hochkomplexen geopolitischen Problemen ausgesetzt, aber das globale Wachstum hat sich stabilisiert“, erklärte Dimon. Das im Dezember beschlossene Handelsabkommen zwischen den USA und China habe zum Jahresende zu deutlich höheren Kundenaktivitäten geführt, sagte Dimon.

Auch die US-Verbraucher kurbelten die Geschäfte an. „Sie haben mehr Einkommen, höhere Ersparnisse, ihre Investments sind mehr wert, genauso wie ihre Häuser“, stellte der am längten amtierende Chef einer Wall-Street-Bank klar.

Im vierten Quartal machte JP Morgan einen Nettogewinn von 8,5 Milliarden Dollar, 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Einlagen stiegen um fünf Prozent.

Die Verbraucher zückten auch öfter ihre Kreditkarte. Dimon macht sich keine großen Sorgen über mögliche Zahlungsausfälle. Die Kreditqualität sei so gut, dass die Bank im Schlussquartal sogar die Rückstellungen für Kreditrisiken um 121 Millionen Dollar auf 1,4 Milliarden Dollar senken konnte.

Im globalen Beratungsgeschäft rund um Fusionen, Übernahmen und Kapitalmaßnahmen konnte das Finanzinstitut seine Führung ebenfalls ausbauen. Die Bank hält damit schon das elfte Jahr in Folge die Spitzenposition. Die Aktie legte im frühen New Yorker Handel um gut zwei Prozent zu und kostete 140 Dollar.

Dimon ist bekannt dafür, die Erwartungen der Analysten zu übertreffen, was ihm erneut gelang, vor allem im Handelsgeschäft. Die Umsätze im Aktienhandel stiegen um 15 Prozent. Insgesamt meldete die volatile Einheit Quartalsumsätze von fünf Milliarden Dollar, 56 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Citigroup im Aufwind

Auch bei der Citigroup, die am Dienstag ebenfalls Zahlen für das vierte Quartal vorlegte, hat sich das Handelsgeschäft deutlich erholt. Amerikas drittgrößte Bank meldete ein Plus von 28 Prozent.

Allerdings lief lediglich das Geschäft mit dem Wertpapierhandel gut, hier verbuchte die Bank ein Plus von 49 Prozent. Die Umsätze im Aktienhandel dagegen gingen um fast ein Viertel zurück.

Das von Brian Corbat geführte Institut hatte im vergangenen Jahr 400 Stellen im Handel gekürzt, um Kosten zu senken. Doch Analysten sehen das als ein Zeichen, dass Citi in diesem Jahr noch einiges an Arbeit vor sich hat.

Auch das dicke Plus im Wertpapierhandel werde die Bank nicht replizieren können, glaubt Matteo Renzi vom Analysehaus Opimas. Der Quartalsgewinn lag bei fünf Milliarden Dollar, 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Die Erträge stiegen um sieben Prozent auf 18,4 Milliarden Dollar. Wie JP Morgan profitierte auch Citi von den spendierfreudigen Verbrauchern, wie Zuwächse im Kreditkarten- und Konsumentenkreditgeschäft zeigen.

Die Wall-Street-Häuser konnten damit ihre globale Führungsposition weiter ausbauen. Am Mittwoch veröffentlichen Bank of America und Goldman Sachs Quartalszahlen, am Donnerstag folgt Morgan Stanley. Fest steht: Bankaktien gehörten zu den größten Gewinnern im abgelaufenen Jahr.

Die Aktien von JP Morgan, Bank of America und Citigroup, den drei größten Banken des Landes, legten jeweils um mehr als 40 Prozent zu – und damit stärker als der Bankenindex von KBW, der um gut 32 Prozent stieg. Grund dafür waren auch die groß angelegten Aktien-Rückkaufprogramme. Sie sollen in den kommenden Monaten weitergehen.

Experten haben aber Zweifel, ob 2020 für die Branche genauso dynamisch wird. Im Jahr der Präsidentschaftswahl herrscht typischerweise mehr Unsicherheit, was Analysten zufolge auch die Banken zu spüren bekommen werden. Und Ökonomen rechnen damit, dass die US-Wirtschaft langsamer wachsen wird als 2019.

KBW-Analyst Brian Kleinhanzl hat JP Morgan bereits im Dezember herabgestuft, nachdem die Aktie zum Jahresende noch einmal deutlich zugelegt hatte. „Wir halten JP Morgen normalerweise für die beste Aktie ihrer Klasse, die Investoren für einen langen Zeitraum halten können. Doch in den kommenden zwölf Monaten gehen wir nicht davon aus, dass die Aktie besser abschneiden wird als der Markt. Wir glauben, dass der Kursanstieg der vergangenen Wochen viel bereits vorweggenommen hat“, gab er zu bedenken.

Jennifer Piepszak, JP Morgans Finanzchefin, wollte sich im Gespräch mit Journalisten nicht zum US-Wahlkampf äußern. Die demokratischen Kandidaten Bernie Sanders und Elizabeth Warren sind mit einer sehr kritischen Haltung gegenüber der Wall Street auf Stimmenfang und haben angekündet, Großbanken aufspalten zu wollen.

„Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu einzelnen Kandidaten“, stellte Piepszak klar. JP Morgan sei jedoch auch 2020 gut für weiteres Wachstum aufgestellt, unter anderem in China, wo die Bank als erstes US-Institut die Mehrheit an einem Joint Venture halten kann.

Probleme bei Wells Fargo

Sorgenkind der Branche bleibt Wells Fargo. Die Bank aus San Francisco gab am Dienstag einen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte auf 2,9 Milliarden Dollar bekannt.

Vor allem Rechtskosten in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar drückten auf das Ergebnis, ebenso wie ein gesunkener Zinsüberschuss. Die Aktie fiel im frühen Handel um drei Prozent.

Wells Fargos neuer Vorstandschef Charles Scharf stellte sich zum ersten Mal den Fragen der Analysten. Der frühere Chef der Bank of New York Mellon war im Oktober angetreten, um das Institut wieder auf Kurs zu bringen.

Medienberichten zufolge hat er zunächst viel Zeit mit den Mitarbeitern verbracht. Scharf tüftelt an einer neuen Strategie, damit sich Skandale wie die um Scheinkonten nicht wiederholen können.

Amerikas viertgrößte Bank nach Vermögenswerten musste in den vergangenen Jahren gleich mehrmals den Chef auswechseln, Strafzahlungen in Milliardenhöhe leisten und bekam von Aufsichtsbehörden eine Wachstumssperre auferlegt, bis die Probleme beseitigt sind. Die Bank sei in Gesprächen mit dem US-Justizministerium und der Börsenaufsicht, um eine weitere Untersuchung außergerichtlich beizulegen, teilte die Bank mit.

Scharf, der früher auch Chef des Kreditkartenunternehmens Visa war, muss unter anderem dringend in die IT-Systeme der Bank investieren. Die sind Medienberichten zufolge so alt, dass sie es deutlich schwieriger machen, den Anforderungen der Aufseher gerecht zu werden, und Schwachstellen bei der Abwehr von Cyberattacken aufweisen würden.

Dabei haben die Regulierer Wells Fargo bereits seit Jahren besonders genau im Blick. Scharf hatte bereits im Herbst angekündet, dass die Bank sich zu einem Technologieunternehmen wandeln müsse. In den 1990er-Jahren war Wells Fargo die erste Bank, die Onlinebanking anbot. Doch danach verlor das Haus seinen Vorsprung. Es wurde versäumt, klare Berichtsstrukturen einzuhalten. Anfang 2019 gab es einen Ausfall beim Online- und Mobilebanking, weil die Bank nach einer Panne in einem Datencenter keine ausreichenden Rückfalloptionen hatte. Wells Fargo „hat grobe Fehler begangen und es ist meine Aufgabe, die nötigen Veränderungen anzugehen“, betonte Scharf. Er volle das „volle Vertrauen“ aller Anteilseigner zurückgewinnen. Doch das brauche Zeit. „Wir stehen immer noch am Anfang.“

Raymond-James-Analyst David Long geht davon aus, dass die Gewinne auch in den kommenden Quartalen schwach ausfallen werden, unter anderem wegen hoher Ausgaben für Technologie-Investments. „Analysten müssen ihre Erwartungen hier herunterschrauben.“

Mehr: 2020 könnte für die Wall-Street-Häuser deutlich schwieriger werden als 2019. Was die Milliardengewinne der US-Banken Anlegern verraten.

Startseite
Mehr zu: Quartalszahlen - JP Morgan verdient so viel wie keine US-Bank zuvor – Citigroup über Erwartungen, Wells Fargo enttäuscht
0 Kommentare zu "Quartalszahlen: JP Morgan verdient so viel wie keine US-Bank zuvor – Citigroup über Erwartungen, Wells Fargo enttäuscht"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%